Die Anthropologische Gesellschaft in Wien prägte die Geschichte der Anthropologie in Österreich(-Ungarn) maßgeblich. Durch die spezifische Zusammensetzung der Vereinsmitgliedschaft – in wissenschaftlicher wie sozialer Hinsicht – erhielt die österreichische Anthropologie einen ebenso spezifischen Charakter. Noch länger als im Verein wirkte dieser Charakter an der Universität nach, wo er die Ausdifferenzierung der Einzeldisziplinen physische Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte mitbestimmte. Auf der Grundlage vielfältiger Archivmaterialien verfolgt dieser Band, wie Geologen, Mediziner und Philologen in einem Vielvölkerstaat ohne Kolonien die Naturgeschichte des Menschen als neue Wissenschaft etablierten.
Irene Ranzmaier Ordre des livres



- 2013
- 2008
Stamm und Landschaft
Josef Nadlers Konzeption der deutschen Literaturgeschichte
- 540pages
- 19 heures de lecture
Josef Nadlers stammeskundlicher Ansatz zur Literaturgeschichtsschreibung wird in diesem Werk kritisch beleuchtet, insbesondere seine frühe Entwicklung und die Gründe für seine anfängliche Ablehnung. Ab 1909 entwickelte Nadler ein System, das deutsche Volkstümer auf erbgebundenen Stammescharakteren basierte. Trotz wiederholter Versuche, seine Theorien als wissenschaftlich zu legitimieren, blieb der Erfolg schwankend. Die Analyse seiner akademischen Laufbahn und die Rezeption seines Werkes zeigen die Wechselwirkungen von inner- und interdisziplinären sowie politischen Kontexten und reflektieren die Entwicklung der Germanistik im 20. Jahrhundert.
- 2005
Anhand der Analyse institutspolitischer Aspekte lässt sich aufzeigen, wie einige Professoren am Institut für Germanistik der Universität Wien es durchaus verstanden, die neue politische Lage nach 1938 zur Umsetzung teilweise länger gewünschter struktureller Veränderungen zu nutzen. Dabei verdeutlicht das strategische Vorgehen der Germanisten ihr fundiertes Wissen über bevorzugte Forschungsvorhaben der neuen Machthaber sowie die Bereitschaft, sich diesen zu widmen. Die Autorin skizziert die Karrieren der Germanisten in ihrem Zusammenhang mit den politischen Systemwechseln und analysiert die wissenschaftliche Forschungsarbeit der Lehrenden. Dabei waren weder 1938 noch 1945 tief gehende Brüche in der Forschungsarbeit zu verzeichnen; vor allem die Kontinuität über 1938 hinaus deutet darauf hin, dass schon vor diesem Zeitpunkt wissenschaftliche Strömungen vorherrschten, die Affinitäten zu manchen NS-Ideologemen in sich trugen. Die im Jahr 1938 fehlende Notwendigkeit, mit der bisherigen wissenschaftlichen Vorgangsweise zu brechen, ließ - so die These der Autorin - im Bewusstsein der Wissenschafter auch nach 1945 kein Verantwortungsgefühl für die fragwürdige Wissenschaft der NS-Zeit entstehen, was sich unter anderem auch darin spiegelt, dass innerhalb der Entnazifierungsverfahren lediglich formaljuristische Kriterien Untersuchungsgegenstand waren.