Im ausgehenden 19. Jahrhundert standen alle Städte vor dem Problem, eine rasch wachsende Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen zu versorgen. Diese Aufgabe ging weit über den bisherigen Tätigkeitsbereich der Gemeinden hinaus. In unterschiedlichem Ausmaß und Breite boten die Städte Leistungen an, die bislang als gänzlich private Angelegenheit gegolten hatten. Während einerseits „Munizipalsozialismus“ eine Politik bezeichnete, die am Anfang des modernen Wohlfahrtsstaates steht, galt er andererseits als Staatsintervention, welche die Grundlagen der liberal-kapitalistischen Gesellschaft bedrohte. Die aktuellen Debatten über Deregulierung und die bereits verwirklichten Schritte in diese Richtung lassen es sinnvoll erscheinen, einen Blick darauf zu werfen, was denn „Munizipalsozialismus“ in Europas zwischen 1880 und 1939 tatsächlich bedeutete. Die Beiträge über Frankreich, Spanien, Deutschland, England und die Schweiz zeigen die ganze Spannweite kommunaler Interventionspolitik auf, die sich je nach den politischen Rahmenbedingungen von purem Fiskalismus bis zu Maßnahmen erstreckte, die eindeutig sozialistischer Theorie entsprangen.
Uwe Kühl Livres


Von der kaufmännischen Korporation zur kommerziellen Interessenvertretung
Kaufmannschaft und Handelskammer zu Lübeck im 19. Jahrhundert bis zur Reichsgründung
Inhalt (verkürzte Darstellung): I. EinleitungA. Gegenstand und Gang der Untersuchung B. Zum Stand der Forschung und QuellenlageC. Die Lübecker Kaufmannschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: ein ÜberblickII. Ältere Formen kaufmännischer Vertretung in LübeckA. Die „commercirenden Collegien“ als Vorläufer und Vorgänger der KaufmannschaftB. Commerz-Commissionen, Commerz-Collegien und die Chambre de Commerce in LübeckC. Das Commerz-Collegium 1819-1853III. Die Gründung der Kaufmannschaft und Handelskammer zu Lübeck durch die Kaufmannsordnung von 1853A. Die Debatte um die Neuordnung der Kaufmannschaft im Rahmen der allgemeinen Verfassungsreform 1843-1848 B. Die Neuordnung der Kaufmannschaft zwischen öffentlicher Diskussion, kommerzieller Interessenwahrung und legislatorisxhen Vorstellungen IV. Die neue Lübecker Kaufmannschaft zwischen privilegiertem Gewerbsstand und Gewerbefreiheit 1853-186 A. Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von Kaufmannschaft und Handelskammer zu Lübeck B. Kaufmannschaft und Handelskammer als Dienstleistungsunternehmen für Handel und Verkehr C. Kaufmannschaft, Handelskammer und Staat V. Kaufmännische Interessenvertretung in neuem politischem und wirtschaftlichem Rahmen: Lübeck Kaufmannschaft im entstehenden deutschen Nationalstaat 1867-1871A. Die innere Entwicklung von Kaufmannschaft und HandelskammerB. Ausbau des Hafens und DienstleistungsfunktionenC. Die Kaufmannschaft und die Aufgabe der wirtschaftspolitischen EigenstaatlichkeitVI. ZusammenfassungQuellen- und LiteraturverzeichnisAnhang: Vermögensverhältnisse der commercirenden Collegien 1848 - Lübeckische Kaufmannsordnung von 1853 - Revidirte Lübeckische Kaufmannsordnung von 1867 - Grundrissplan der Stadt Lübeck von 1824/40 - Topographische Karte von Lübeck und Umgebung (1879)