Spätantike Bibliotheken
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Magie und Wissenschaft sind für uns so unterschiedlich, dass die Vorstellung, es gäbe etwas dazwischen, absurd erscheint. Die moderne Wissenschaft der Medizin erforscht die Phänomene von Krankheiten und Wohlbefinden des Körpers, indem sie beobachtet, vergleicht, statistisch erschließt und experimentiert. Magie dagegen, so sehen wir es, ist der Ausdruck des Verhältnisses zwischen Mensch und überlegenen Wesen, auf welche der Mensch durch Magie Einfluss zu nehmen versucht; sie sollen ihm dienen. Für die Menschen der Antike bestand weder zwischen Magie und Religion noch zwischen Magie und Naturwissenschaft ein gravierender Unterschied. Der Arzt, der eine Rezeptur verschrieb, konnte wohl auch gleichzeitig ein Amulett anfertigen. Es war das Wissen, sei es um die richtige Mischung von Ingredienzien eines Rezeptes, sei es um die richtigen Zauberwörter, das einen Heiler ausmachte. So scheint sich die Situation darzustellen, wenn wir die vielen Papyri betrachten, die in der einen oder anderen Art medizinischen Inhalts sind, und zwar unabhängig davon, ob die Texte auf Ägyptisch, Griechisch, Koptisch oder Arabisch geschrieben sind. Wie für alle Bereiche des täglichen Lebens in der Antike so gilt auch für die Medizin: die Papyri aus Ägypten liefern uns Informationen, über die wir für kein anderes Land verfügen.
Das Buch bildet den Begleitband zur Ausstellung „Mit den Griechen zu Tisch“ im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (14. Juli - 30. November 2006). Diese zeigt den Wandel in den Ess- und Trinkgewohnheiten, der mit der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen im 4. Jh. v. Chr. im Land am Nil einherging. Anhand zahlreicher griechischer Dokumente gibt die Ausstellung einen lebendigen Einblick in den täglichen Speiseplan der traditionellen ägyptischen Küche und die griechischen kulinarischen Beiträge. Die Zeugnisse gewähren dabei vorwiegend Einblicke in die Oberschicht, die Gepflogenheiten der einfachen Bevölkerung haben sich von den Pharaonen bis zu den Arabern kaum verändert. Der vorliegende Band ist in drei Abschnitte gegliedert: In den Artikeln 1-11 werden die wichtigsten Bestandteile der Ernährung der Menschen am Nil beleuchtet, Kapitel 12 bringt zehn Rezepte aus der römischen Zeit, Kapitel 13 enthält schließlich den eigentlichen Katalog zu der Ausstellung.
Nilus 7 bildet den Begleitband zur Ausstellung „Ein Buch verändert die Welt. Älteste Zeugnisse der Heiligen Schrift aus der Zeit des frühen Christentums in Ägypten“ (21. März – 18. Juli 2003). Das Papyrusmuseum der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek widmete dem Bibeljahr 2003 diese Sonderausstellung, die zu den Anfängen der Bibelüberlieferung in Ägypten führt und das frühe Auftreten der Bibel dokumentiert. Die ausgestellten Objekte geben in ihrer Erscheinungsform, ihrer Ausstattung und in der sprachlichen Vielfalt einen Einblick in den Einfluss, den die Bibel im Alltagsleben der frühen Christen genommen hat. Besonders geht es der Ausstellung um die kultur- und buchgeschichtliche Bedeutung der Bibel. Sie führt etwa die Wahl einer eigenen Buchform (Codex) von der Zeit des frühen Christentums bis hin zu den ersten Prunkexemplaren vor, deren prächtigster Vertreter die „Wiener Genesis“ ist. Es werden aber auch Aspekte des Einwirkens der Bibel in neue Lebensbereiche - etwa in den Schulunterricht - erstmals aufgezeigt. Mit der Verbreitung der Bibel beginnt die Arbeit an der Bibel in Form von Exegesen und Dichtungen, z. B. der des Romanos Melodos (5./6. Jh.), der seinen festen Platz auch heute noch im orthodoxen Kirchengesang hat. Den Einfluss der Bibel auf die Alltagskultur behandelt schließlich ein weiterer Themenschwerpunkt. Gezeigt wird, wie heidnische Szenendarstellungen auf Stoffen und Kleinobjekten mit dem verstärkten Auftreten der Christen durch Motive aus der Bibel ersetzt werden.
Totenkult im antiken Ägypten
Dieser Band erschien aus Anlass einer Sonderausstellung, die das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek unter dem Titel „Tod am Nil. Totenkult im antiken Ägypten“ zeigte. Sie widmete sich dem Thema „Tod“ und „Todeszeremoniell“ am Nil von pharaonischer bis islamischer Zeit. Während man gewöhnlich mit den Worten „Totenkult“ und „Ägypten“ Schlagworte wie Pyramiden, Tal der Könige oder Mumien in Verbindung bringt, versucht diese Ausstellung vor allem den Tod der einfachen Leute aus unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen in den Vordergrund zu rücken. Die Bestände der weltweit größten Papyrussammlung bieten dazu einen reichhaltigen Fundus an Objekten und Textbelegen, von denen einige zum erstenmal der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden. In all diesen Bereichen der Bestattung und des Totenkults spiegeln sich die Beziehungen zwischen den einzelnen Kulturen und deren gegenseitige Beeinflussung sehr gut wieder. Als Beispiel sei das Phänomen der Mumifizierung genannt, die von der pharaonischen bis zur christlichen Zeit durchgehend praktiziert wird. So kann diese Ausstellung auch sehr schön zeigen, wie trotz der mahnenden Predigten der christlichen Theologen der Frühzeit, dem Totenkult im Hinblick auf die Auferstehung keine Bedeutung zu schenken, in der Realität die Christen die heidnischen Praktiken sehr wohl beibehielten. Ergänzt wird diese Ausstellung durch Exponate der Volkskultur (Österreichisches Museum für Volkskunde) in einer Kooperation mit dem Österreichischen VolksLiedWerk. Dahinter steckt erneut die Absicht des Ausstellungskonzepts des Papyrusmuseums, in diesem Fall die Auseinandersetzung mit dem Tod bis in die moderne Zeit darzustellen. Im Mittelpunkt steht dabei der Umgang mit dem Tod im Volkslied. Diese Thematik wurden von Mag. Michaela Brodl und Prof. Walter Deutsch vom Österreichischen VolksLiedWerk bearbeitet.
Im vorliegenden Band werden sechsundzwanzig Zeichnungen auf Papyrus und Pergament aus den Beständen der Papyrussammlungen in Berlin und Wien ediert. Ausgehend vom bisher veröffentlichten Material der illuminierten Papyri, Pergamente und Papiere soll diese Arbeit zur Diskussion über die Verwendung von Skizzen und Vorlagen in der darstellenden Kunst beitragen. Besonders die beiden Ausstellungen um den Artemidor-Papyrus (P. Artemid.) in Turin im Frühjahr 2006 mit dem Titel „Le tre vite del Papiro di Artemidoro. Voci e sguardi dall'Egitto greco-romano“ und in Berlin 2008 mit dem Titel „Anatomie der Welt. Wissenschaft und Kunst auf dem Artemidor-Papyrus“, sowie die kritische Edition des Papyrus von Claudio Gallazzi, Bärbel Kramer und Salvatore Settis aus dem Jahr 2008 gaben diesem Forschungsfeld einen neuen Anstoß. Dieser Band will zu dieser Thematik seinen Beitrag leisten, indem zum einen neue, bis dato unedierte Zeichnungen veröffentlicht werden und zum anderen das bisher publizierte Material aus ptolemäischer, römischer, byzantinischer und früharabischer Zeit (vom 3. Jh. v. bis zum 9. Jh. n. Chr.) detailliert und vor allem in Hinsicht auf die Frage nach der Verwendung von Skizzen und Vorlagen neu untersucht wird.
Nilus Band 10 bildet den Begleitband zur Sonderausstellung „Spiel am Nil – Unterhaltung im Alten Ägypten“ im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (1. Dezember 2004 – 1. Juli 2005). Im Mittelpunkt stehen dabei die Freizeitvergnügen von Kindern und Erwachsenen in ihren unterschiedlichsten Facetten. Spielsteine und Würfel, Bastelarbeiten und Scherenschnitte, Puppen und Kinderspielzeug nehmen breiten Raum ein. Die Bereicherung des Themas kommt einmal mehr von den schriftlichen Quellen: Ob dies nun das Programm einer Zirkusvorstellung, Verträge von Artisten und Musikern, Lohnzettel für Flötenspieler und Boxer oder hochoffizielle Ehrungen erfolgreicher Sportler sind, deren Fanklubs wie heute an den unterschiedlichen Farben zu erkennen sind. Zusammen ergeben Papyri und Realien ein vielschichtiges und lebendiges Bild des antiken „verspielten“ Ägypten. Den Bogen in die Gegenwart spannt ein Beitrag über die Freizeitgestaltung der Kopten heute. Selbstverständlich kommt den Kindern eine führende Rolle zu. Doch auch die Bedeutung der Unterhaltung im weiteren Sinn in der ägyptischen Gesellschaft heute wird zur Sprache gebracht.
Dieser Band bildet das Begleitbuch zur Ausstellung „. und will schön sein. Schmuck und Kosmetik im spätantiken Ägypten“ im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (24. März – 30. Juli 2004). Der Titel verrät das Leitbild der Ausstellung, die mit etwa 120 Objekten aus der Papyrussammlung Einblicke in die antike Schönheitspflege gewährt. Die Papyri, Papiere und Realien zeigen, welche Maßnahmen im Dienste der Schönheit stehen können und dass nicht jedem Bemühen der Erfolg sicher ist. Wie aus dem Untertitel hervorgeht, steht bei der Ausstellung die Schönheitspflege der Ägypter und Ägypterinnen in der Spätantike im Mittelpunkt. Unzählige Toilettegeräte und Schmuckstücke aus der Zeit vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 7. Jh. n. Chr. geben ebenso wie die schriftlichen Quellen auf Papyrus und Papier Aufschluß darüber, wie ein ideales Aussehen erreicht werden sollte und womit die Schminkköfferchen und Schmuckschatullen der Menschen gefüllt waren. Der Begleitband enthält den Katalog und fünf Essays, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.