Dieser Sammelband mit Beiträgen aus Österreich und Deutschland thematisiert die Förderung von Lesekompetenz von Jugendlichen in Ausbildung. In Grundlagenbeiträgen wird der Frage nachgegangen, wie eine wirksame Förderung der Lesekompetenz und Lesemotivation aussehen kann, und wie Instrumente zur Lesediagnose (im Unterricht) eingesetzt werden können. Die Bedeutung von Lesekompetenz für die Bewältigung betrieblicher Anforderungssituationen wird anhand von Ergebnissen zweier qualitativer Studien diskutiert. Impulse und Vorgaben der Bildungspolitik stehen in einem weiteren Beitrag im Fokus. Im zweiten Teil werden konkrete, praxisnahe Ansätze im schulischen und außerschulischen Kontext, unterlegt mit empirischen Befunden, vorgestellt. Sechs reflektierte Praxisberichte von Lehrerinnen und Lehrern an Berufsschulen sowie berufsbildenden mittleren und höheren Schulen komplementieren den Sammelband und veranschaulichen, dass eine regelmäßige Förderung der Lesekompetenz als ein integraler Bestandteil des Unterrichts in allen Fachbereichen möglich ist.
Paul Josef Resinger Livres




Schule im Umbruch
2. Innsbrucker Bildungstage
Selten haben wissenschaftliche Erkenntnisse solche Bewegungen in Gang gesetzt wie die Veröffentlichungen von PISA. Diese reichen vom Aufschrei der „Ewig-Gestrigen“ für eine testfreie Zone über das Anpasslertum der „Hier-und-Jetzt“-Pragmatiker bis hin zum Aufwärmen altbekannter Konzepte, um wieder „Ordnung“ in die Schule zu bringen. Während dies in bildungspolitischen Debatten nicht neu ist, hat sich die Diskussion differenziert. Die frühere Schwarz-Weiß-Malerei wurde durch eine neue Diskursrichtung ersetzt: Verantwortungsträger suchen aktiv nach Wegen, um Wandel zu gestalten. Um die Desillusionierung, die PISA für viele bedeutete, konstruktiv zu wenden, lud die Fakultät für Bildungswissenschaften der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck zu den zweiten Innsbrucker Bildungstagen unter dem Rahmenthema „Schule im Umbruch“ ein. Eine zentrale Aufgabe der Bildungswissenschaft besteht darin, die Herausforderungen der Wissensgesellschaft kritisch zu hinterfragen und die Entwicklung von Lernen und Aneignungsprozessen in der entstehenden Zukunft zu bewerten. Die Beiträge regen dazu an, die an den Innsbrucker Bildungstagen begonnene Auseinandersetzung über die Entwicklung von Schule und Unterricht fortzusetzen.
Anspruchsvolle Aufgaben, ein besonderes Lernklima in jahrgangsübergreifendem Unterricht oder Projektarbeit: Erinnern sich Lehramtsstudenten und -studentinnen an prägende Erlebnisse ihrer eigenen Schulzeit, so sind es meist Formen offenen Unterrichts. Im Studium lernen sie dagegen nur selten konkret, wie man die Schüler und Schülerinnen ins Zentrum des Geschehens stellt. Die in humanwissenschaftlichen und didaktischen Lehrveranstaltungen beschworenen Konzepte einer zeitgemäßen Pädagogik fallen in der Lehrerausbildung selbst nicht allerorts auf fruchtbaren Boden. Wer künftige Lehrer und Lehrerinnen ausbildet, der sollte pädagogische Konzepte nicht nur lehren, sondern sie in den Lehrveranstaltungen und in der schulpraktischen Ausbildung direkt für die Studierenden erfahrbar machen. Nur die Probe aufs Exempel wird Studierende motivieren, später im Beruf offenen Unterricht selbst zu praktizieren. Diese Erkenntnis greift Paul Josef Resinger auf. Im Rahmen des Tagespraktikums – am Beispiel des Unterrichtsgegenstands „Geschichte und Sozialkunde“ – zeigt er, wie Studierende Kompetenz mit offenen Unterrichtsformen entwickeln.
Der regionalen Schulentwicklung wird zukünftig mehr Bedeutung beigemessen werden, da sich lokale und regionale Gegebenheiten zunehmend unterscheiden und sich dadurch regionalspezifische Situationen für das Schulwesen ergeben. Ein mögliches Reformmodell zur Stärkung regionaler Schulentwicklung stellt das am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck entwickelte „Schwungrad der Schul- und Unterrichtsentwicklung“ dar. In einem zweijährigen Pilotprojekt wurde das Modell an 14 Schulen im Schulbezirk Knittelfeld erprobt. Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Qualitätssicherung und -entwicklung im Schulwesen werden im empirischen Teil der Arbeit am Beispiel des Schwungrad-Modells Entwicklungsprozesse auf lokaler Ebene (Schulstandort) und regionaler Ebene (Schulbezirk) beschrieben und analysiert sowie Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt.