Die Zeitschrift Misăl (1892−1907) war über 15 Jahre hinweg das wichtigste und einflussreichste Kulturorgan Bulgariens; der literarische Zirkel rund um die Zeitschrift – Dr. Krăst’o Krăstev, Penčo Slavejkov, Pejo Javorov und Petko Todorov – gilt heute als bedeutendste intellektuelle Gruppierung in der Geschichte der bulgarischen Literatur. Ihr Zusammenhalt gründete nicht nur auf einem gemeinsamen modernistischen Kulturprogramm, sondern auch auf der zumeist polemischen Abgrenzung von anderen Gruppen, die sich zeitgleich auf dem literarisch-publizistischen Feld formierten. Innere Widersprüche, Spannungen und Konflikte wurden hinter der Erfolg bringenden strategischen Eintracht verborgen oder als komplementäre Phänomene eines trotzdem einheitlichen Gruppenbildes verstanden. Annegret Middeke stellt die latenten Rollenkonflikte im Kreis Misăl in sechs Fallstudien am Beispiel seiner beiden zentralen Figuren, der Dichter Penčo Slavejkov und Pejo Javorov, heraus. Während sich Slavejkov dabei als Verfechter eines Kulturprogramms, das im Großen und Ganzen mit dem einheitlichen Makrotext des Kreises übereinstimmt, erweist, wendet sich Javorov hingegen zunehmend einer Misăl-dissenten individualistischen Poetik zu, die dessen Grenzen markiert und in weiten Teilen überschreitet.
Annegret Middeke Livres





Germanistische Diskurs- und Praxisfelder in Mittelosteuropa
- 292pages
- 11 heures de lecture
Deutsch hat in den Ländern Mittel- und Osteuropas eine lange Tradition. Von der Bedeutung des Deutschen als Fremdsprache in dieser Region ausgehend, zeigt der Sammelband die Ausgestaltung der Deutschlehreraus- und -fortbildung an den Hochschulen in Mittelosteuropa, mögliche Berufsfelder sowie die Motivation des institutionalisierten Deutscherwerbs auf, um das gegenwärtige internationale Profil dieses Faches zu beleuchten. Dabei werden auch curriculare Entwicklungen, aktuelle Herausforderungen und Chancen erfasst, die den Wandel des fachlichen Selbstverständnisses dokumentieren, der eine inhaltliche Neuorientierung des Germanistik-Studiums unumgänglich macht.
Wie schaffen wir das?
Beiträge zur sprachlichen Integration geflüchteter Menschen
- 345pages
- 13 heures de lecture
Die knapp eine Million Geflüchteten, die 2015/2016 nach Deutschland gekommen sind, haben den Erwerb von Deutschkenntnissen wie nie zuvor in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Prinzipiell neu sind die damit verbundenen Fragen nicht, aber die großen Zahlen und der politische Wille, die Zugewanderten vor allem auch sprachlich erfolgreich zu integrieren, haben vieles in Bewegung gebracht. Das zeigen die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes anhand von Forschungsergebnissen und Best-Practice-Beispielen, die Bewährtes weiterentwickeln und neue Wege beschreiten. Im Mittelpunkt stehen die Lernenden in den verschiedenen Lebensaltern und Institutionen und die Qualifizierung der für den Deutscherwerb so wichtigen Sprachmittlerinnen und -mittler. Es wird ein Bogen gespannt vom Theorie-Praxis-Konnex über Konzepte und Curricula, Projektberichte aus den verschiedenen Bildungsbereichen oder Prüfungsfragen bis hin zur Lernbegleitung im Ehrenamt. Der Band macht deutlich, dass die Herausforderungen groß sind und dass eine erfolgreiche sprachliche Integration allen Beteiligten Zeit, Mühe und Engagement abverlangt. Die vorgestellten ermutigenden Konzepte und Ergebnisse mögen zur Nachahmung und Weiterentwicklung anregen
Entwicklungstendenzen germanistischer Studiengänge im Ausland
- 229pages
- 9 heures de lecture
21 Beiträge beleuchten germanistische Studiengänge im Ausland. Die Palette der Beiträge reicht von Länderberichten zu Standort- und Profilbeschreibungen, von allgemeinen, länderübergreifenden Gesichtspunkten zu spezifischen Einzelaspekten. Bei aller Vielfalt des Gegenstandes zeigen sich neben der elementaren Gemeinsamkeit, dass das Deutsche als Fremdsprache und Deutschland als fremde Kultur vermittelt werden, weitere Übereinstimmungen: Fast ausnahmslos befinden sich die Studiengänge in einer Umbruchsituation, in der über curriculare Reformen auch das Selbstverständnis des Faches neu verhandelt wird. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Praxisbezug, da die germanistische Ausbildung zunehmend als berufsvorbereitende Qualifizierung angesehen wird.