Schauinsland!
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1957 fand die Hochschule für Musik und Theater München am Königsplatz eine neue Heimat. Nach der kriegsbedingten Zerstörung des berühmten Odeon, in dem die Hochschule ursprünglich untergebracht war, und provisorischen Übergangslösungen erhielt sie den so genannten 'Führerbau' als Hauptgebäude zugewiesen. Auf der anderen Seite des Königsplatzes wurde zur gleichen Zeit der Grundstein des neuen Instituts für Technische Physik der TH München gelegt. Mehr als 50 Jahre später kommt es im Herbst 2008 zu einer engen Verbindung der beiden Bauten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: dort die für die NS-Zeit typische Repräsentationsarchitektur, hier der 20 Jahre später entstandene, fast asketisch anmutende Zweckbau; zwei Gebäude, die nichts weniger als Exponenten von Welt- bzw. Wissenschaftsgeschichte sind und nun unter einem Träger vereinigt werden. Die Geschichte des ehemaligen Instituts für Technische Physik in der Luisenstraße 37a führt zurück in die Frühzeit der Atomforschung in Deutschland. Das Gebäude wurde in Abstimmung mit dem Physiker Heinz Maier-Leibnitz nach Plänen der Architekten Franz Hart und Josef Wiedemann errichtet. Seine Entstehung ist verbunden mit den Bemühungen der Stadt München um die Vormachtstellung auf dem Gebiet der atomaren Forschung in Deutschland.
Die Monografie würdigt das umfangreiche Œuvre des Architekten Josef Wiedemann, dessen zahlreiche Wiederaufbauten und Neubauten in München sein Engagement für seine Heimatstadt belegen. Auch in Oberbayern und Bayerisch Schwaben finden sich viele seiner Werke. Wiedemanns Hauptschaffenszeit von 1950 bis 1975 fällt in die Hochkonjunkturphase der Bundesrepublik Deutschland. Mit hohem fachlichen Können und einem Gespür für Trends etablierte er sich bei bedeutenden Bauaufgaben der Nachkriegszeit, insbesondere im Bereich Wiederaufbau, Verwaltungs- und Kirchenbau. In den 50er und 60er Jahren leitete er eines der renommiertesten Architekturbüros in München. Trotz seiner Wertschätzung für einfache, handwerklich orientierte Architektur war Wiedemann auch ein Exponent des luxuriösen Bauens, das er bereits in den 1930er Jahren schätzte. Seine Werke zeichnen sich durch ein subtiles Understatement aus, wobei der Aufwand erst bei genauem Hinsehen sichtbar wird. Das „Luxuriöse“ zeigt sich im durchdachten Entwurf, der hochwertigen Materialwahl und der Integration technischer Details. Wiedemanns praktische Erfahrungen ergänzte er durch seine Lehrtätigkeit als Professor an der Technischen Hochschule München von 1955 bis 1976, wo er als Vordenker einer Generation von Architekten maßgeblich zur Reputation der Münchner Architekturschule beitrug. Die Arbeit enthält einen umfassenden Katalog seines Gesamtwerks.