Die Politische Ökonomie des europäischen 18. Jahrhunderts betrachtet das Wirtschaften als menschliche Grundbedingung und fasst dieses Phänomen unter dem Begriff der ‚Anthropologisierung des Ökonomischen‘ zusammen. Die Studie untersucht, wie die Traktate spanischer Reformökonomen des späten 18. Jahrhunderts in sentimentalen Wirtschaftskomödien der Spätaufklärung reflektiert werden. An der Schnittstelle von Literatur-, Kulturwissenschaften und ökonomischer Theoriegeschichte bietet sie einen aktuellen deutschsprachigen Überblick über die Strömungen wirtschaftlichen Denkens im aufklärerischen Spanien und deren Vorläufern, wobei auch Bezüge zu Entwicklungen in Frankreich, England und Deutschland hergestellt werden. Die Untersuchung entwickelt ein begriffliches Instrumentarium zur Analyse der wiederkehrenden ökonomischen Figurentypen im spanischen Reformtheater, insbesondere zwischen 1762 und 1805. Dabei werden geschlechtsspezifische Darstellungen guten und schlechten Wirtschaftens in verschiedenen Sektoren differenziert, von vir oeconomicus bis femina profusa. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Transferprozessen zwischen ökonomischem und theatralem Diskurs, dem aufkeimenden Liberalismus und der spezifischen Rückbindung des Ökonomischen an das Religiöse in Spanien. Für ihren interdisziplinären Ansatz wurde die Studie mit dem Förderpreis der Universitätsgesellschaft Münster e. V. ausgezeichnet.
Beatrice Schuchardt Ordre des livres




- 2023
- 2023
Spektrale und axiale Aspekte der Darstellung von Migration in romanischen Literaturen und Bildmedien des 21. Jahrhunderts bilden den Fokus dieses Bandes. Während sich das Spektrale den doppeldeutigen, unheimlichen und wiedergängigen temporalen Aspekten von Migration annähert, ermöglichen es Achsen, spatiale Dimensionen und Subjektpositionen von Migration in ihrer Dynamik zu erfassen. Welche Gespenster der (kolonialen) Vergangenheit kehren in der Gegenwart wieder? Welche räumlichen Achsen werden in den Migrationsnarrationen erzeugt? Welche medialen Verfahren entstehen in diesem Zusammenhang? Die Beiträge gehen diesen Fragen in lateinamerikanischen und frankokanadischen Literaturen ebenso wie in frankophonen Comics, afrikanischen Spiel- und Kurzfilmen sowie in europäischen Ko-Produktionen wie TV-Serien nach.
- 2014
Handel, Handlung, Verhandlung
Theater und Ökonomie in der Frühen Neuzeit in Spanien
Dem Theater der Frühen Neuzeit ist ein spezifisch ökonomisches Wissen eingeschrieben - lange bevor dieses in den Volkswirtschaftslehren zur großen Erzählung gerinnt. Das gilt in besonderer Weise für Spanien, wo das Theater seine erste Blüte zur selben Zeit erlebt, in der die Frühphase der Globalisierung einsetzt und die Nation zur Weltmacht aufsteigt. Die Autorinnen und Autoren des Bandes tragen dieser Gleichzeitigkeit von politischer und kultureller Machtentfaltung Rechnung. Sie fragen, wie das spanische Theater sich zur Wirtschaft der Gesellschaft in Beziehung setzen lässt und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Literatur- und Mediengeschichte des ökonomischen Menschen.
- 2006
Auf der Suche nach den Spuren einer algerischen Identität taucht die mehrfach preisgekrönte algerische Schriftstellerin, Historikerin und Filmemacherin Assia Djebar in ihren Romanen, Kurzgeschichten und Filmen in die Tiefen eines postkolonialen Raumes ein. Dieser ist ebenso geprägt durch dunkle und abgelagerte Schichten des lange Vergessenen, wie er zugleich die Oberfläche der Gegenwart im Sprung auf die Zukunft hin tangiert. Djebar spürt einer paradoxen Hassliebe der Kulturen nach, die aus der kolonialen Situation entsprungen ist und sowohl die algerische als auch die französische Identität prägt. Ihre postkoloniale Literatur entwirft einen Raum zwischen den Kulturen, innerhalb dessen sie ihr Schreiben über Geschichte praktiziert. Geschichtsarbeit ist hier sowohl Dekonstruktion bekannter Geschichtsbilder wie innovative Montage. Das Buch umspannt die Schaffensperiode der Autorin von 1980 bis 2003 und thematisiert unter anderem die algerische Kolonialgeschichte sowie die politischen Spannungen der 1990er Jahre zwischen Islamismus und Nationalstaat.