Dieter Jähnig Livres





„Dieter Jähnigs Lebenswerk gilt der Aufdeckung und Erkundung des Spannungsfeldes zwischen Philosophie und Kunst. Die Verbindung umfassender Sachkenntnisse auf dem Gebiet der Künste hat in Verbindung mit der Bereitschaft zur radikalen Selbstbefragung der Philosophie eine Fülle kritischer Einsichten erbracht, die für die Fachwissenschaften befreiend und versachlichend wirken können. Aus der langjährigen Beschäftigung mit Jacob Burckhardt ist eine Analyse der unterschiedlichen Gegenwärtigkeit der Künste in der Zeit hervorgegangen, die als bahnbrechend für das Verständnis ihres ‚Weltbezugs‘ gelten darf. Diese Differenzierung des Werkcharakters berührt nicht nur methodische Fragen der Rezeptionsästhetik, sondern hat Rückwirkungen auf den die historisch-kritischen Wissenschaften leitenden Begriff von Geschichte überhaupt.“ Robert Kudielka
Dichtung und Geschichte
Beiträge Hölderlins zur Geschichtsphilosophie und zur Philosophie der Künste. Herausgegeben von Dieter Rahn.
- 362pages
- 13 heures de lecture
Der Philosoph Dieter Jähnig (1926–2016) war ein bedeutender Vertreter seines Fachs und beschäftigte sich zeitlebens mit dem Werk Friedrich Hölderlins. Seine einflussreiche Vorlesung aus den 1980er Jahren zur philosophischen Tragweite von Hölderlins Dichtung wird nun erstmals in Buchform veröffentlicht. Jähnig arbeitete bis kurz vor seinem Tod an dieser Publikation und aktualisierte sie, wo nötig. Er vertritt die Überzeugung, dass Hölderlins Dichtung für Philosophen von großem Interesse ist und dass ihr Anspruch verfehlt wird, wenn sie nur ästhetisch betrachtet wird. Dabei wird der ausdrückliche Bezug zur Geschichte übersehen. Hölderlin selbst betonte, dass seine Dichtung „unmittelbar das Vaterland angehn soll oder die Zeit“. Der Schlüssel zu seiner späten Lyrik liegt in einem neuen Verständnis von Sprache, das durch seine Übersetzungen von Sophokles eröffnet wird. Die Sprache des Gedichts soll durch einen „Wechsel der Töne“ das innere Gefüge geschichtlichen Handelns verdeutlichen: Geschichte wird nicht als chronologischer Ablauf verstanden, sondern als ständiger Umschlag eines ineinandergreifenden Gefüges, das Hölderlin das „Dreifach-leben“ nennt. Jähnig zeigt, dass diese triadische Konstitution auch anderen Kunstwerken eigen ist und rechtfertigt den Anspruch, Kunst als eine „Sprache“ der Geschichte ernst zu nehmen.
Der Weltbezug der Künste
- 151pages
- 6 heures de lecture
Das Leitmotiv des Buches ist die Einsicht, dass die Künste, einschließlich der Musik, nicht nur Erkenntnis-Gegenstände, sondern selbst Erkenntnis-Quellen sind. Dies wird anhand dreier Paradigmen – Schelling, Nietzsche und Kant – verdeutlicht, wobei es sich nicht um eine historische Entwicklung, sondern um ein Nebeneinander gleichwertiger Ansätze handelt. Am Ende des Buches wird eine Konkretisierung der Schelling-Thesen durch Bildbeispiele von antiken Werken bis zu Paul Klee präsentiert. Der Autor Dieter Jähnig bietet eine bemerkenswerte Zusammenfassung seiner Forschung zum Verhältnis von Philosophie und Kunst. Besonders hervorzuheben ist, dass er mit Schelling und Nietzsche zeigt, dass Kunst nicht zum Objekt gemacht werden darf, sondern eine Quelle des Weltverstehens und der Zeitkritik ist. Zudem wird der mimetische Charakter der Kunst nicht als bloße Nachahmung, sondern als schöpferische Lebensform dargestellt. Jähnig verweist auch auf Kants dritte Kritik und betont, dass die Kunst der Philosophie Grenzen setzt, wobei das Konzept der Freiheit als Gunst hervorgehoben wird. Diese Einsichten bieten eine gedankliche Klarheit, die in keinem anderen mir bekannten Text zum Verhältnis von Kunst und Philosophie zu finden ist. Jeder, der sich für diese Themen interessiert, sollte diesen Text kennen.
Maßstäbe der Kunst- und Geschichtsbetrachtung Jacob Burckhardts
- 203pages
- 8 heures de lecture
Dieter Jähnig beschäftigt sich seit den 1970er Jahren mit Burckhardt und präsentiert hier eine Sammlung von Besprechungen, die exemplarische Perspektiven auf Burckhardts „Entdeckungen der Welt und des Menschen“ bieten. Diese teils neuen, teils erstmals veröffentlichten Beiträge zur Burckhardt-Rezeption sind so ausgewählt und zusammengestellt, dass sie einerseits umfassender sind als die isolierte Betrachtung und andererseits kompakter als die ursprünglichen detaillierten Ausführungen. Der Band könnte auch als „Neue Beiträge zur Lektüre der Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ überschrieben werden, da er den Anspruch Burckhardts aufgreift, „Winke“ zum Studium des Geschichtlichen in verschiedenen geistigen Bereichen zu geben. Die Kapitel umfassen: den Gedanken des ökumenischen Maßstabs, Burckhardts Bedeutung für die Ästhetik, den Zusammenhang zwischen dem Ende der Kunst und dem Beginn der Kunstwissenschaft bei Hegel, Kunst und Erkenntnis bei Burckhardt, den Ort der Künste in der Kultur, Sprache als „Überschuss“, das Verhältnis der Kultur zur Sittlichkeit sowie das musikalische Gleichnis. Diese thematische Vielfalt spiegelt die Komplexität und den Reichtum von Burckhardts Werk wider und lädt zur vertieften Auseinandersetzung mit seinen Ideen ein.