Die Jäger ist eines von Ifflands bekanntesten Stücken und markiert den Beginn eines neuen Genres ländlicher Sittengemälde. Es fördert eine modernisierte bürgerliche Moral, insbesondere die selbstbestimmte Liebesheirat. Iffland zeigt sich als psychologischer Menschenkenner und leitet die naturwahre Schauspielkunst der Aufklärung ein.
Irmtraud Hnilica Livres





Fernweh nach der Romantik
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Fernweh gehört zu jenen schillernden Wörtern des Deutschen, die kaum in andere Sprachen übersetzbar sind. Als Schlagwort der Alltagskommunikation ist es intuitiv verständlich und in hohem Maße anschlussfähig, aber semantisch unscharf. Weder als Begriff noch als Diskurselement oder als mediales Phänomen ist Fernweh bislang systematisch und historisch untersucht worden. Diesem Desiderat begegnet der vorliegende Sammelband mit literatur-, film- und kulturwissenschaftlichen Beiträgen, deren Untersuchungsergebnisse vielfach quer zu einem alltäglichen Vorverständnis des Fernwehs stehen. Sie zeigen: Fernweh ist Bestandteil einer seit der Romantik virulenten literarischen Gefühlskommunikation, deren emphatische Topoi wie Sehnsucht, Wander- und Reiselust durch die nachromantischen literarischen und künstlerischen Fernweh-Figurationen nachhaltig in Bewegung geraten sind. Im Fernweh der sich globalisierenden Moderne offenbaren sich so unterschiedliche psychopolitische Triebdynamiken wie etwa die Topophilie des Kolonialismus und Exotismus oder das transgressive Begehren zwischen Heimat und Ferne oder zwischen Sexualität und Tod.
Piraterie rückt auf die Agenda der Debatten um internationale Sicherheit und Datenverkehr. Völkerrechtlich, urheberrechtlich gilt der Pirat als prekäre Figur, 'the enemy of all'. Der Sammelband greift die ökonomischen, rechtsgeschichtlichen Anregungen auf, rückt die Debatte um die Figur des Piraten aber in genrespezifische Fragestellungen ein, indem er die narrativen und ikonographischen Muster der Piratenliteratur in den Mittelpunkt stellt. Wie wird der Pirat, der in der politischen Theorie als hostishumani generis, 'Feind aller' gilt, in der Populärkultur zum Freund vieler? Wie entsteht das Piratengenre, wie gestalten sich dessen Zyklen? Kombiniert werden kulturwissenschaftlich informierte Detaillektüren von Piratentexten mit einer diachronen Vermessung des populären Piratengenres seit dem späten 17. Jahrhundert, Verfahren des closereading und des distantreading. So geraten auch Textkorpora in den Blick, die erst in Ansätzen bibliographisch erfasst, allenfalls aus der Perspektive der Sozialgeschichte der Literatur und der Trivialliteraturforschung kursorisch gesichtet wurden. Die Frage nach den Bedingungen und Modi der Popularität ermöglicht, das Genre in seinen Verzweigungen bis in die Gegenwart in Film, Comic, Mode und bildende Kunst hinein zu verfolgen. Literatur- und kulturwissenschaftliche Ansätze werden am Material mit Konzepten u. a. aus Filmwissenschaft und genderstudies zum Abgleich gebracht.
Im Zauberkreis der großen Waage
Die Romantisierung des bürgerlichen Kaufmanns in Gustav Freytags Soll und Haben
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Die Medizin als männlich semantisiertes Machtfeld fungiert nicht selten als Agentin der Geschlechterordnung. Sie verhandelt mehr als nur Therapien für kranke Menschen, sondern stellt auch Normen her, die „männlich“ von „weiblich“ und „normal“ von „patholgisch“ abgrenzen, wobei das Krankhafte und Labile stets dem Weiblichen zugeschrieben wird. Wie sehr die Medizin dabei zur Natualisierung von Machtstrukturen beiträgt, analysiert Irmtraud Hnilica anhand der medizinischen Diskurse der Moderne. Nicht nur aus literaturwissenschaftlicher, sondern auch aus einer soziologische Perspektive wird untersucht, wie Autoren des 20. Jahrhunderts die Deutungsmacht der Medizin und die Zusammenhänge zwischen „machtvoller Männlichkeit“ und „ohnmächtiger Weiblichkeit“ anhand der Arztfiguren in ihren Romanen konstruieren. Illustriert werden diese Überlegungen an Beispielen aus verschiedenen Werken von Autoren wie Thomas Mann und Arthur Schnitzler. Im Zentrum dieses Werkes steht mit Ernst Weiß jedoch ein bislang wenig rezipierter österreichischer Autor. Die ausführlich entlang seines Werkes „Georg Letham. Arzt und Mörder“ dargestellten Verbindungen zwischen Medizin und Männlichkeit leisten daher einen wesentlichen Forschungsbeitrag in der Literaturwissenschaft.