Der Klimasturz im Ost-West-Verhältnis 1980 wird durch den NATO-Doppelbeschluss und die sowjetische Invasion in Afghanistan geprägt, die die Entspannungspolitik gefährden. Die Gründung der Gewerkschaft "Solidarnosc" in Polen und die Geiselnahme amerikanischer Botschaftsangehöriger in Iran verschärfen die internationalen Spannungen. Die Bundesregierung unter Kanzler Schmidt versucht, diese Konflikte abzubauen, auch auf Kosten der Beziehungen zu den USA, und zeigt sich gleichzeitig solidarisch mit den NATO-Partnern, etwa durch den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau.
Am 12. September 1980 übernahm das Militär die Macht in Ankara. Das harte innenpolitische Vorgehen der türkischen Streitkräfte bis Ende 1983 kommentierten bundesdeutsche Diplomaten unkritisch: Dabei fielen eben auch „Späne“. Andere Beobachter konstatierten dagegen schwere Menschenrechtsverletzungen. Anhand von erstmals umfassend ausgewerteten Akten des Auswärtigen Amts zeigt Tim Szatkowski, welche Interessen die Regierungen Schmidt/Genscher und Kohl/Genscher mit ihrer Türkeipolitik verfolgten. Es wird deutlich, dass es der Bundesregierung nicht gelang, Realpolitik und Menschenrechte miteinander in Einklang zu bringen. Die schwersten Belastungen im deutsch-türkischen Verhältnis resultierten aus der Asyl- und Ausländerpolitik. Die Bundesrepublik dürfe „keine türkische Provinz“ werden, argumentierte Bundeskanzler Helmut Schmidt. Doch rechtfertigte das Ziel, die Migration zu begrenzen, ein Entgegenkommen gegenüber dem Militärregime?
seit 1969 intensivierte die Bundesrepublik ihre wirtschaftlichen, aber auch ihre politischen Beziehungen zu Libyen unter der Herrschaft von Muammar al-Gaddafi. Tim Szatkowski analysiert das deutsch-libysche Verhältnis während der Kanzlerschaft von Willy Brandt und Helmut Schmidt. Der Autor geht dabei der Frage nach, welche Motive so schwer wogen, dass die sozial-liberale Koalition Menschenrechtsverletzungen und die offenkundige Verstrickung Libyens in den internationalen Terrorismus weniger beachtete, als man dies hätte erwarten können. Auf der Basis erstmals ausgewerteter Akten des Auswärtigen Amts kann heute eine differenzierte Antwort gegeben werden. Eine Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin
Karl Carstens (1914–1992) begann seine Karriere mit der Gründung der Bundesrepublik und erlebte bis zur Wiedervereinigung eine bemerkenswerte Entwicklung. Zunächst als politischer Beamter und Wissenschaftler erfolgreich, trat er 1972 in die parlamentarische Politik ein und wurde schließlich der fünfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Seine Laufbahn führte ihn vom Landesbevollmächtigten in Bremen (1949–1954) über das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium bis zum Chef des Bundeskanzleramts. Von 1960 bis 1969 war er Staatssekretär und wurde 1972 in den Bundestag gewählt. Im Mai 1973 wurde er von der CDU/CSU-Fraktion zum Vorsitzenden gewählt, was als Sensation galt. 1976 übernahm er das Amt des Präsidenten des Deutschen Bundestags und stieg 1979 in das höchste Staatsamt auf. Diese Biographie untersucht die politische Karriere Carstens' anhand umfangreicher Literatur und Quellen und beleuchtet, wie Helmut Kohl ihn als eine der 'prägenden Persönlichkeiten' der Bundesrepublik betrachtete. Neben den verschiedenen Facetten seiner Persönlichkeit als Wissenschaftler und Politiker werden auch die Voraussetzungen für seinen Aufstieg sowie sein Verhalten im 'Dritten Reich' thematisiert. Die Lebensbeschreibung ist im zeithistorischen Kontext verankert und ermöglicht dem Leser, zentrale Ereignisse der bundesdeutschen Geschichte bis zur Wiedervereinigung 1990 nachzuvollziehen.