In den syrisch-deutschen Grabungskampagnen am Tell Halaf (2008−2010) wurden erstmals umfassende Architekturzusammenhänge in den spätneolithischen Siedlungsschichten nachgewiesen. Der Palast des Fürsten Kapara, das hilani, wurde Ende des 10./Anfang des 9. Jahrhunderts v. Chr. auf einer fünf Meter hohen Lehmziegelplattform errichtet, ohne Hinweise auf einen Vorgängerbau. Der assyrische Gouverneurspalast erstreckte sich weiter nach Süden als zuvor angenommen und umfasste das „Assyrische Haus“ im Südosten der Zitadelle. In der Unterstadt wurden Reste des assyrischen Stadttempels und eine Hausanlage aus dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. entdeckt, in der zwei aramäische Schuldurkunden über Silberdarlehen gefunden wurden. Der Vorbericht präsentiert die Ergebnisse der Grabungen in 14 Einzelbeiträgen, die sich mit der Siedlungsarchitektur, Keramik- und Kleinfunden sowie Gräbern und anthropologischen Bestimmungen der Skelettreste befassen. Zudem werden erste Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen an Textilresten und der geophysikalischen Prospektion vorgestellt. Weitere Beiträge behandeln Schriftfunde, eisenzeitliche Glyptik und Keramik sowie die hellenistische Besiedlung und historische Quellen. Eine zusammenfassende Darstellung der Stratigrafie und Siedlungsgeschichte sowie zahlreiche Abbildungen und Beilagen runden den Band ab.
Abd el Masih Hanna Baghdo Livres


Vorbericht über die erste und zweite syrisch-deutsche Grabungskampagne auf dem Tell Halaf
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Im Sommer 2006 hat eine gemeinsame archäologische Expedition der Staatlichen Museen zu Berlin und der syrischen Antikendirektion in Zusammenarbeit mit den Universitäten Halle und Tübingen neue Feldforschungen am Tell Halaf aufgenommen. Damit steht eine der prominentesten Ruinenstätten Vorderasiens wieder im Mittelpunkt der Forschung. Der Ort liegt an einem der Quellflüsse des Haburs, des größten Nebenflusses des Euphrat, im Nordosten der heutigen Syrischen Arabischen Republik. Max Freiherr von Oppenheim (1860 bis 1946) hatte bei privat finanzierten Ausgrabungen in den Jahren von 1911 bis 1913 und 1929 prähistorische Siedlungsschichten entdeckt und Teile der antiken Stadt Guzana freigelegt. Von Oppenheim selbst verwies nach dem Abschluss seiner Grabungen auf die Vielzahl noch offener Fragen und Problemstellungen, die nur durch weitere Feldforschungen zu klären sind. Im Mittelpunkt der neuen Grabungen stehen deshalb Untersuchungen zum Spätneolithikum, zur frühen Eisenzeit, sowie zur neuassyrischen und zur nachassyrischen Zeit. Im Band werden die Ergebnisse der Kampagnen 2006 und 2007 vorgestellt. So konnten z. B. erstmals mehrere halafzeitliche Rundbauten freigelegt werden. Auch die Untersuchungen an den Palastbauten der Zitadelle und am sogenannten Kultraum in der Unterstadt haben neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Gebäude erbracht.