Die Buchanmerkung beschreibt Jandek, einen geheimnisvollen Musiker, der seit 1978 über 70 Alben veröffentlicht hat und von vielen bekannten Künstlern geschätzt wird. Trotz seiner Anonymität trat er 2004 überraschend auf. Das Buch "Ready for Jandek?" untersucht seine einzigartige musikalische Biografie und die komplexen Traditionen, die er zitiert.
Holger Adam Livres




testcard #27: Rechtspop
Beiträge zur Popgeschichte
Zukunft statt Vergangenheit, bunt statt braun, Plastik statt Kruppstahl, Spiel statt Arbeit, Mode statt Uniform, Witz statt Härte, Love statt Hass, Individualismus statt Volksgemeinschaft, Sexyness statt Männlichkeit, Rock’n’Roll statt Gleichschritt, Cool statt Kälte … Pop entstand aus den Trümmern von Faschismus und Krieg, mit dem Ziel, eine bessere Welt zu schaffen und das Leben für alle "different and appealing" zu gestalten. Doch irgendwann nahm Pop einen scharfen Rechtskurs – die neue Ausgabe der testcard untersucht die Ursachen. Faschismus repräsentierte eine geschlossene Gesellschaft des Gehorsams, während Pop als antifaschistische Kultur galt, ohne den Antifaschismus explizit zu benennen. In den 1950ern kam Pop aus den USA nach Europa und versprach eine offene Gesellschaft, die Jugendlichen Ungehorsam und Selbstentdeckung ermöglichte. Heute hat die Rechte den Pop für sich reklamiert. Wie kam es zu dieser Bedeutungsentwertung der Popkultur? Diese Frage wird in zahlreichen Artikeln behandelt, darunter Themen wie rechte Frauen in der Popkultur, Menschenfeindlichkeit in rechter Meme-Culture, Filme von Steve Bannon, Diktatorenromane, Selbstoptimierung statt Solidarität, und die Identitäre Bewegung.
Bei kaum einem Medium fallen Theorie und Praxis so wenig in eins wie bei Computern und dem Internet. Blogs bieten eine tiefgehende Auseinandersetzung mit nischenhafter Popmusik, die im „goldenen Zeitalter“ des Pop-Journalismus undenkbar gewesen wäre. Plattensammlungen werden durch nutzergenerierte Datenbanken aktuell gehalten, während ein Großteil der Musikgeschichte mit wenigen Suchanfragen zugänglich ist – oft kostengünstig oder sogar illegal. Die testcard-Redaktion, die sich über mehrere Städte erstreckt, wäre ohne das Internet kaum koordinierbar. Dennoch gibt es in sub- und gegenkulturellen Kreisen weitreichende Klagen, die über die Kritik an Datensammlungen durch Regierungen und Medienkonzerne hinausgehen. Themen wie „digitale Erschöpfung“, „kommunikativer Kapitalismus“ und die Herrschaft der Algorithmen werden angesprochen. Es ist an der Zeit, eine Bestandsaufnahme jenseits von kalifornischer Ideologie und „Disruption“ zu machen, ohne den Einfluss alter Medien auf neue zu bewahren. Vielleicht reflektieren wir ein altes Problem: das Verhältnis von Basis und Überbau. Die Diskussion über Digitalisierung und das Netz ist kompliziert, da Technologie nicht ohne ihren politisch-ökonomischen und sozialen Kontext gedacht werden kann. Ist ein anderes Computing und ein anderes Netz möglich? Themen wie digitale Ästhetik, Retrospiele und Indie-Computerspiele werden ebenfalls behandelt.
Pop Kultur Diskurs
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Während im angloamerikanischen Raum die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit popkulturellen Phänomenen eine Selbstverständlichkeit besitzt, ist die deutsche Forschung davon noch weit entfernt. Dadurch sind in Deutschland nach wie vor große Forschungslücken zu schließen, wozu der Reader einen Beitrag leisten will. Das Buch stellt erstmals migrantische Perspektiven auf Popkultur in den Mittelpunkt und fragt unter anderem danach, welche Rolle popkulturelle Produkte ihrer „Heimat“ für die Ausbildung der Identität junger MigrantInnen spielen. Dieses problematische Spannungsverhältnis von Geschichte, Identität und Nation wird in vielen der Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert. Daneben stellt der Reader die Frage, welche Rolle Popkultur in so unterschiedlichen Bereichen wie der Stadtentwicklungspolitik, den Queer Studies, dem Sport oder der Pädagogik spielt, und zeigt so die heterogene Bedeutung von Popkultur im wissenschaftlichen Diskurs. Und schließlich versucht das Buch eine Antwort auf die Frage zu geben, ob es einen Weg ins politische Feld über die musikalische Sozialisation geben kann. Mit Beiträgen von Roger Behrens, Martin Büsser, Sonja Witte, Udo Göttlich, Holger Adam, Mustafa Doymus, Guido Bröckling, Jonas Engelmann, Jennifer Stange, Astrid Henning, Yasar Aydin, Maria Tzankow, Zülfukar Cetin, Till Huber, Arne Schröder, Stefan Werner, Jan Haut und Michael Sonnicksen.