Was die Welt der Dinge über uns verrät. Alltagsdinge, Erinnerungsdinge, häusliche und religiöse Dinge: Das sind einige Beispiele materieller Hinterlassenschaften und allgegenwärtiger Spuren unserer Gesellschaft von uns gesammelt, getauscht oder recycelt. Das Handbuch befasst sich mit den Beziehungsgefügen, in denen sich Dinge befinden, zum Beispiel in der Kultur, der Sprache, der Identität und der Macht. Es beschreibt Praktiken und erklärt Begriffe, darunter Abfall, Aura, Fetisch, Fragmente und Kitsch.
Heinrich Schliemann und seine Ausgrabungen im öffentlichen Diskurs, 1870–1890
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Als Heinrich Schliemann im Jahr 1873 den von ihm als »Schatz des Priamos« titulierten Hortfund entdeckte, erlangte er – quasi aus dem Nichts heraus – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit große Berühmtheit. Einem archäologischen Laien, so schien es, war geglückt, was bis dahin keinem Gelehrten gelungen war: Schliemann hatte das mythische Troia Homers lokalisiert. Dieser Band untersucht anhand der wirkungsmächtigen Entdeckungen Schliemanns die Art und Weise sowie die Funktion der zeitspezifischen medialen Präsentation. Die Analyse stützt sich dabei vor allem auf die deutschsprachige zeitgenössische Presse sowie auf bislang unpublizierte Briefe. Die Studie legt zum einen neue Erkenntnisse zur Medialisierung, Popularisierung und Inszenierung archäologischer Entdeckungen im 19. Jahrhundert vor. Zum anderen verdeutlicht sie den stetigen und öffentlich ausgetragenen Kampf Schliemanns mit seinen mehrheitlich aus wissenschaftlichen Kreisen kommenden Kritikern. Die rhetorischen Strategien dieser Grenzziehung zwischen professionellen/akademischen und dilettantischen/populären Zugängen werden dabei klar herausgearbeitet. Das zugrunde liegende Phänomen lässt sich mit den Oppositionspaaren ›Wissenschaftler gegen Entdecker‹ und ›Stubengelehrter gegen Praktiker‹ beschreiben.
Seit rund zwei Jahrzehnten ist eine deutliche Zunahme der Zusammenarbeit einiger archäologischer Fächer mit den Naturwissenschaften festzustellen. Dazu gehört besonders die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, die in dieser Streitschrift im Zentrum steht. An die Stelle des Spatens, bis vor wenigen Jahren noch traditionelles Symbol der Archäologie, sind längst moderne technische Geräte wie das Notebook getreten. Und bei der Auswertung und Deutung von Funden und Fundkontexten scheinen naturwissenschaftliche Methoden mittlerweile den ‚Königsweg‘ zu weisen. Die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, so die Kernthese der Autoren, gerate immer stärker in den Bann eines positivistisch-szientistischen Paradigmas. Gleichzeitig sind in sehr seriösen und traditionsreichen deutschen Fachzeitschriften beunruhigende Tendenzen pseudoreligiöser und esoterischer Deutungen urgeschichtlicher Phänomene zu beobachten. Solche auch über Ausstellungen, populärwissenschaftliche Literatur und Medien verbreitete Thesen finden einen starken Widerhall in der Öffentlichkeit. Sie sind damit das Gegenteil verantwortungsbewusster Popularisierung von Wissenschaft. Insgesamt, so das Fazit dieses Pamphlets, befindet sich die Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie auf einem Weg, der nicht mit ihrem Selbstverständnis als vergleichend orientierte Historische Kulturwissenschaft zu vereinbaren ist.
Heinrich Schliemann hat mit seinen Ausgrabungen und Entdeckungen das Bild der Öffentlichkeit von der Archäologie bis heute stark beeinflusst. Seine Suche nach dem homerischen Troia und seine schillernde Persönlichkeit faszinieren noch immer, und die historische Bedeutung Troias bietet auch im 21. Jahrhundert noch Stoff für hitzige Debatten. Das Profil führt ein in Schliemanns Leben und Werk und bietet dabei interessante Einblicke in die Frühzeit der Archäologie. Das sollten Sie wissen! Denker und Themen im Profil: klar – knapp – konkret
Die Wissenschaft, die von ihr untersuchten Phänomene - aber auch die durch sie gewonnenen Erkenntnisse - werden seit jeher ›inszeniert‹. So werden Nachrichten über wissenschaftliche Entdeckungen medial aufbereitet oder wissenschaftliche Vorträge vorbereitet und einstudiert. Dieser Band behandelt die in der wissenschaftlichen Diskussion bislang völlig unbeachtete Thematik. Fachvertreter unterschiedlicher Disziplinen stellen anhand konkreter Fallstudien aus dem ›langen‹ 19. Jahrhundert - etwa zu Archäologie und Geschichte, Bakteriologie oder Zoologie - Popularisierungsstrategien in der Vermittlung von Wissenschaft vor.