Eduardo Batalha Viveiros de Castro Livres
Anthropologue, né en 1951 à Rio de Janeiro, il est considéré comme l'un des principaux spécialistes internationaux des peuples autochtones du Brésil. Ses recherches explorent les cultures indigènes, examinant leurs structures sociales et leurs visions du monde. Il est internationalement reconnu pour son concept de perspectivisme, qui étudie les différentes manières dont les groupes autochtones perçoivent le monde. Son œuvre offre des perspectives profondes sur la diversité de la pensée et de la culture humaine.



Kannibalische Metaphysiken
Elemente einer post-strukturalen Anthropologie
Ethnologie als spekulative Metaphysik: Nach seinen Feldforschungen bei den Araweté im Norden Brasiliens entwirft Eduardo Viveiros de Castro in Anknüpfung an Claude Lévi-Strauss, Gilles Deleuze und Félix Guattari einen »Anti-Narziss« als begriffliche Kriegsmaschine. So werden Kannibalismus, Multinaturalismus und Perspektivismus als neue Bilder des Denkens mobilisiert, als Bilder eines anderen Denkens, das es ermöglicht, die noch immer vom Erbe des Kolonialismus heimgesuchte ethnologische Anthropologie als »Theorie und Praxis der permanenten Dekolonisierung des Denkens« philosophisch neu zu entwerfen.
Die anthropologischen Arbeiten von Claude Lévi-Strauss begleiteten und prägten eines der wichtigsten Wissenschafts- und Weltverständnisse des 20. Jahrhunderts, den Strukturalismus. Seither jedoch gehen aus Anthropologie und Ethnologie, die zudem massiver Kritik ausgesetzt sind, nur meist blasse oder hochspezielle Studien hervor. Mit Eduardo Viveiros de Castro ändert sich das. Sein Hauptwerk »Die Unbeständigkeit der wilden Seele« lässt eine philosophische Kritik des Universalismus entstehen, die sich wegen der Strenge und Genauigkeit ihrer ethnographischen Analysen nicht in den bekannten Klischees verheddert. Die Rezeption von Viveiros de Castros Arbeiten ist in Südamerika, Frankreich und den anglo-amerikanischen Ländern seit einigen Jahren intensiv im Gange und geht weit über die Grenzen seiner Disziplin hinaus. Philosophie, Psychoanalyse und politische Theorie lassen sich von Begriffen wie »Perspektivismus«, »potentieller Affinität« und »ontologischem Raubtierverhalten« inspirieren. Ein vom wilden Denken verwildertes Denken zeichnet sich ab.