Erschöpfung ist mehr als nur ein persönlicher physischer oder psychischer Zustand. Sie scheint zu den wirkmächtigsten Signaturen unserer Zeit zu gehören. ›Erschöpfung‹ indiziert Endlichkeit. Doch im deutschen Wort ›Erschöpfung‹ ist auch ›Schöpfung‹ enthalten. Insbesondere die Phantasie kann angesichts der Erschöpfung schöpferisch werden – sei es, weil sie unreglementiert und frei von instrumentellen Zwecken mit sich selbst verhandelt oder weil das Ende von Ressourcen sie zu Innovation und Kreativität zwingt. In diesem Heft werden evolutionsbiologische und gesellschaftliche, psychologische, ästhetische und künstlerische Dimensionen der Erschöpfung analysiert und auf ihre möglichen Interdependenzen hin befragt. Gasteditoren: Georges Felten ist Oberassistent am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Edgar Pankow ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main. Veronika Sellier war bis September 2014 Leiterin des L’arc (Littérature et atelier de réflexion contemporaine), in Romainmôtier, einer Institution des Migros-Kulturprozent.
Georges Felten Ordre des livres






- 2015
- 2013
Die Explosion vor Augen
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Im Gegensatz zu den Ausdrücken ‚Schock‘ oder ‚Bruch‘ ist die diesen doch nahestehende , Explosion‘ bzw. , Sprengung‘ bislang noch nie einer systematischen Untersuchung unterworfen worden und hat es auch nie zu einem Begriff im vollen Wortverstand gebracht. Stets ist sie dem Ereignishaften verhaftet geblieben oder aufgrund ihrer Anschaulichkeit als sprachliches Bild eingesetzt worden. In dieser doppelten Hinsicht geistert sie – heute mehr denn je – durch den öffentlichen Raum: Einerseits stellt die (vorgebliche oder reale) Gefahr von Terroranschlägen ein schier unerschöpfl iches Reservoir für Zeitungsschlagzeilen und Politikerreden dar; andererseits bedienen sich Werbebranche und Boulevardpresse der Explosions-Metaphorik als Vermarktungsstrategie, um den spektakulären Charakter ihrer jeweiligen Erzeugnisse hervorzuheben. Kurzum: die Explosion ist ein Faszinosum – sie ist bedrohlich und verführerisch zugleich –, und bewegt sich stets zwischen den Polen von reiner Gewalt und ästhetisierender Verklärung. Von dieser eigentümlichen Spannung ausgehend versuchen die Beiträge des vorliegenden Bandes, die Explosion als Ereignis und als Begriff aus dem Blickwinkel von so unterschiedlichen Disziplinen wie Philosophie, Film, Literatur und Kunst näher zu beleuchten und theoretisch zu refl ektieren.