Der vorliegende fünfte Band des Jahrbuchs 'Musik und Gender', herausgegeben von Nicole K. Strohmann (Hannover), Camilla Bork (Berlin) und Gesa Finke (Oldenburg), gewährt Einblicke in jüngste Forschungsergebnisse zum Spannungsfeld Musik und Gender aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven. Im Gegensatz zu den vorangehenden Bänden ist er thematisch offen. Das Themenspektrum reicht von Paarkonstruktionen im 19. Jahrhundert, Männlich- und Weiblichkeitsbildern in der französischen und italienischen Oper sowie in Soldatenliedern des Ersten Weltkriegs, über Geschlechter-Identitäten im Pariser Unterhaltungstheater um 1900, der Analyse des Schöpfermythos’ 'Prometheus' im Musiktheater der Avantgarde bis zu Genderaspekten im zeitgenössischen Flamenco. *** This fifth volume of the yearbook 'Musik und Gender', edited by Nicole K. Strohmann (Hanover), Camilla Bork (Berlin) and Gesa Finke (Oldenburg) offers insights into the latest research in the field of music and gender from the perspectives of various disciplines. The range of themes covered include constructions of couples in the 19th century, images of masculinity and femininity in French and Italian opera and the soldiers’ songs of the First World War, gender identities in the popular Parisian theatre around 1900, the analysis of the “Prometheus” creator myth in avant-garde music theatre, and aspects of gender in contemporary flamenco.
Nicole K. Strohmann Livres



Die Theatergeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts fokussiert sich auf männliche Komponisten, Regisseure und Kapellmeister, während die Beiträge von Sängerinnen, Tänzerinnen und Schauspielerinnen oft weniger Beachtung finden. Dieser Band beleuchtet die Karrierestrategien von Bühnenkünstlerinnen im Theater des 19. Jahrhunderts und verknüpft sie mit konkreten Aufführungen. Die Beiträge decken ein breites Spektrum ab: Rebecca Grotjahn untersucht Wilhelmine Schröder-Devrient und ihre Beziehung zu Richard Wagner, während Arnold Jacobshagen die Primadonna Isabella Colbran thematisiert. Beatrix Borchard analysiert die Selbstbestimmung von Sängerinnen am Beispiel von Pauline Viardot-Garcia. Sebastian Werr betrachtet das Künstlerpaar Heinrich und Therese Vogl als Wagner-Interpreten, während Beate Agnes Schmidt Caroline Jagemann in den Kontext von Goethe und Schiller stellt. Hanna Walsdorf widmet sich der skandalösen Lola Montez, und Matthias Slunitschek betrachtet die Schaubühne Charlotte Birch-Pfeiffers. Maren Bagge thematisiert die Herausforderungen englischer Bühnenkünstlerinnen im 19. Jahrhundert, während Stephanie Schroedter Weiblichkeit im Bühnentanz untersucht. Jörg Rothkamm analysiert Louise Dänikes Ballettproduktion, und Thomas Seedorf beleuchtet Agnese Schebest. Ursula Kramer schließt mit Hedwig Materna und ihrer Interpretation von Wagners Frauengestalten.
Gattung, Geschlecht und Gesellschaft im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts
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Augusta Holmès (1847-1903) war die zentrale Komponistin im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts und die erste, die vorwiegend für den öffentlichen Raum in großen Gattungen komponierte. Ihre Werke, insbesondere ihre Chor- und Orchesterkompositionen, fanden Platz in den Programmen bedeutender Pariser Konzertgesellschaften. Mit der monumentalen Ode triomphale zum Centenaire der Französischen Revolution wurde sie zur offiziellen Staatskomponistin. Diese Studie analysiert erstmals umfassend das Œuvre der Dichterkomponistin aus kultur- und werkgeschichtlicher Perspektive. Die Autorin beleuchtet exemplarisch die Oper „La Montagne noire“, die Revolutionskantate „Ode triomphale“ und die Symphonische Dichtung „Andromède“. Die werkanalytischen Interpretationen basieren auf philologischen Untersuchungen der Quellenlage, die präzise Einblicke in den Dichtungs- und Kompositionsprozess sowie die Rezeptionsgeschichte ermöglichen. Aus diesen Analysen entwickelt die Autorin ein „Identitätskaleidoskop“ der Komponistin, dessen Kern der Freiheitsgedanke ist. Im bibliografischen Anhang sind über 2.800 teils unbekannte Quellen systematisch verzeichnet, die als unverzichtbare Basis für zukünftige Forschungen zu Holmès und ihrem künstlerischen Umfeld dienen.