Anlässlich des 100. Geburtstags von Walter Ernsting, auch bekannt als Clark Darlton, präsentiert Wolfgang Thadewald eine Sammlung von Texten, die von Ulrich Blode zusammengestellt wurden. Die Beiträge umfassen Erinnerungen, Vorworte und Analysen zu Ernstings Einfluss auf die Science-Fiction und seine Hinterlassenschaften.
Dieter Braeg Livres






Walter Ernsting
Ein Leben ohne und mit Science Fiction
Vor 15 Jahren, am 15. Januar 2005, starb der als Clark Darlton bekannte SF-Autor Walter Ernsting; am 13. Juni 2020 ist sein 100. Geburtstag. Zusammen mit K. H. Scheer war im Jahre 1961 Gründer und Autor der SF Serie Perry Rhodan, die noch heute, mit mehr als 3000 Einzelheften erscheint. Aus diesem Anlass erinnert sein langjähriger Salzburger Nachbar und Begleiter seiner letzten Lebensjahre Dieter Braeg in einem Sammelband an den Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer, SF-Fan und Reisenden (“Abenteuer in Griechenland – die echten und die falschen Raubfischer”). Der von Dieter Braeg zusammengestellte und herausgegebene Band enthält u. a. ein 1966 zwischen Walter Ernsting, Ulf Miehe, Dieter Braeg und Conrad C. Schaef geführtes umfassendes, sehr aufschlussreiches Werkstattgespräch.
Vom 16. bis 20. Dezember 1918 trafen sich im Berliner Abgeordnetenhaus Delegierte aller deutschen Arbeiter- und Soldatenräte erstmals zu einem Kongress. Nach dem Sturz des Kaisertums am 9. November 1918 lag die Zukunft der deutschen Republik in den Händen dieses „Reichsrätekongresses”. Ob Rätesystem oder Nationalversammlung, baldige Wahlen oder Konsolidierung der Revolution, Volksheer oder Reichswehr, Sozialisierung oder Marktwirtschaft : die Entscheidungen der Delegierten konnten kaum weitreichender sein. Sie lösten große Erwartungen und heftige Verbitterung aus. Es ging um Sein oder Nichtsein der „Sozialistischen Republik Deutschlands”. Zum 100. Jahrestag liegt dieses Schlüsseldokument zur Geburt der Weimarer Republik erstmals nicht mehr in Fraktur, sondern in lateinischen Lettern vor. Es ist damit zugänglich für eine neue Generation von Leserinnen und Lesern – eine unentbehrliche Ressource für Studium, Forschung, Lehre und Unterricht.
Die Wiener Julirevolte
Bericht eines Augenzeugen
Der Reichstagsbrand in Berlin ist ein bekanntes historisches Ereignis, das die Verhaftungswelle politischer Gegner des NS-Regimes einleitete. Weniger bekannt ist der Brand des Justizpalastes in Wien einige Jahre zuvor, der ebenfalls im Kontext der Machtübergabe an den Faschismus steht. Die Publikation eines Augenzeugen beleuchtet die Geschehnisse und deren historische Bedeutung. Rudolf Geist, der Augenzeuge, berichtet eindringlich über den Justizpalastbrand am 15. Juli 1927, bei dem 89 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden. Dieser Tag markiert einen Wendepunkt für den Austromarxismus der österreichischen Sozialdemokratie und in der Geschichte der Ersten Republik. Die tragischen Ereignisse kulminierten in der Katastrophe vom 12. Februar 1934, als die Linzer Polizei das „Hotel Schiff“ beschoss, was einen blutigen vier Tage währenden Kampf auslöste. Heimwehr, Polizei und Militär des Dollfuß-Regimes vereinten ihre Kräfte gegen die österreichische Sozialdemokratie und ihren Schutzbund, was zu mindestens 300 Toten führte. Österreich, durch innere Kämpfe zerrissen, wurde so zur leichten Beute Hitlers. Der Justizpalastbrand war der Beginn der Niederlage der österreichischen Sozialdemokraten. Originalartikel aus der „Arbeiter-Zeitung“ und der „Reichspost“ sowie weitere Texte informieren über den ungleichen Kampf der Arbeiterbewegung gegen die bürgerliche Willkürjustiz.
1975, am Ende des „Roten Jahrzehnts“, wurde in der westfälischen Kleinstadt Erwitte Gewerkschaftsgeschichte geschrieben. Ein Teil der 150 Beschäftigten des Zementwerks Seibel & Söhne, die nach dem Krieg unter harten Bedingungen gearbeitet hatten, fand sich plötzlich auf einer Entlassungsliste. Der Unternehmer reagierte auf den Preiskrieg in der Zementindustrie, und sein respektloses Auftreten veranlasste die Arbeiter zu einem außergewöhnlichen Schritt: Sie besetzten den Betrieb, was die erste Betriebsbesetzung in der Geschichte der Bundesrepublik darstellte. In diesem Arbeitskampf, der auch gegen das alleinige Verfügungsrecht des Unternehmers gerichtet war, wurden die Frauen der Zementwerker zu selbstbewussten Akteurinnen und begannen, ihre traditionellen Rollen zu hinterfragen. Die Ereignisse in Erwitte lösten eine Prozesslawine aus, die über ein Jahrzehnt dauerte und die Gewerkschaft IG Chemie-Papier-Keramik erheblich belastete. Ein Großteil der Schadensersatzsumme kann als abschreckende Strafe für die Verletzung der bürgerlichen Eigentumsrechte angesehen werden. Dieses Urteil hatte weitreichende Folgen für die weitere Politik der Gewerkschaften. Eine beiliegende CD enthält über 190 Seiten zentraler Dokumente zu diesem Thema.
"Wilder Streik - das ist Revolution"
Der Streik der Arbeiterinnen bei Pierburg in Neuss 1973
1973 haben in der damaligen Bundesrepublik fast 300 000 Arbeiterinnen und Arbeiter gestreikt. Ganz ohne Urabstimmung, meist gegen den Willen der Gewerkschaftsführungen. Es gab dabei schmerzliche Niederlagen, wie den Streik bei Ford in Köln. Doch es gab auch ganz ungewöhnliche Erfolge. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Arbeitskampfes, der zu einem solchen Erfolg geführt hat. Es geht um den Streik bei Pierburg in Neuss. Es war der erste Frauenstreik. In ihm standen sich migrantische Arbeiterinnen und deutsche Facharbeiter nicht getrennt gegenüber, sondern handelten gemeinsam. Die Forderungen der Frauen wurden voll durchgesetzt und auch ein Rachefeldzug des Unternehmers vor Gericht scheiterte. Das Buch umfasst Dokumente der damaligen Zeit, die das verständlich machen. Sie zeigen u. a., wie es gelang, sich Rechte zu nehmen, die man eigentlich nicht hat, ohne danach durch die Walze der Repression platt gemacht zu werden. Zudem ist dem Buch eine außergewöhnliche Film-DVD beigelegt, die den damaligen Akteurinnen und Akteuren ein Gesicht gibt und ganz nebenbei den postfaschistischen Geist der Nachkriegsbundesrepublik dokumentiert.