In welchem Verhältnis stehen Translation, Kultur und Kommunikation? Der vorliegende Band präsentiert neue theoretische, empirische und praktische Beiträge zu dieser weiterhin grundlegenden Frage translationswissenschaftlicher Forschung. Dabei profitiert das Buch insbesondere von der (wissenschafts-)kulturellen Diversität seiner Beiträgerinnen und Beiträger selbst: Die Unterschiedlichkeit ihrer Perspektiven bereichert die Diskussion um notwendige Momente kultureller Differenz und regt zu Übersetzungsarbeit an.
Lavinia Heller Livres



Die Selbstverständlichkeit, mit der seit einigen Jahren nicht nur der Übersetzungs-, sondern auch der Kulturbegriff beansprucht werden, manifestiert sich in zusammengesetzten Begriffen wie etwa »kulturelle Übersetzung« oder »Kulturübersetzung«, die im derzeitigen translations-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Diskurs Hochkonjunktur haben. Dabei bleibt häufig unreflektiert, in welchem (begrifflichen) Verhältnis »Übersetzung« und »Kultur« in den unterschiedlichen translationsbezogenen Diskursen zu denken sind und welche Innovation der Übersetzungsbegriff außerhalb der translationswissenschaftlichen Theoriediskussion einbringt. Die Beiträger des Bandes diskutieren diese Fragen aus einer historischen, kulturwissenschaftlichen, philosophischen, soziologischen und translationswissenschaftlichen Perspektive.
Welche kommunikativen Folgen von Translation sollen sinnvollerweise noch als ,Translationsprozesse‘ begriffen werden? Macht es für die Begriffsarchitektur einen Unterschied, ob ein Translat in Form eines übersetzten Küchenrezeptes beim Kochen verwendet wird, in einer translationswissenschaftlichen Arbeit oder aber im Rahmen einer künstlerischen Performance? Die Beobachtung, dass Translate für ihre Rezipienten nicht als Translate, sondern zumeist als philosophische Texte, als Romane, als Gebrauchsanweisungen, als Küchenrezepte etc. handlungsrelevant werden und somit kontextgemäß philosophische, literarische, technische, kulinarische Folgen haben, stellt die Translationswissenschaft vor die konzeptionelle und gegenstandstheoretische Frage, wie sie ihre begriffliche Bezugnahme auf translationsbedingte Effekte rechtfertigen kann, wenn diese selbst keinen translatorischen Charakter haben.