Im Juli 2019 hat die Mondlandung ihr fünfzigjähriges Jubiläum, das sicher wieder groß gefeiert wird, mit Sondersendungen, Straßenfesten und süßem Kuchen. Dabei kennt Neil Armstrong ohnehin schon jedes Kind. Wird es nicht Zeit, die Geschichte gescheiterter Entdecker zu erzählen? Joachim Brandenberg tut genau das. Seine neue Graphic Novel handelt vom vermutlich ersten Versuch, zum Mond zu reisen, der natürlich, man ahnt es bereits, krachend scheitern muss. Während im mittelalterlichen Venedig noch über die Glaubwürdigkeit des zurückgekehrten Marco Polo debattiert wird, glauben drei Wissenschaftler fest daran, dass sie nur weit genug in den Osten reisen müssen, ehe sie an den Ort gelangen, wo der Mond aus der Erde steigt. Sie ahnen noch nicht, dass sie nicht den Mond erforschen, sondern am eigenen Leib erfahren werden, wie lange Menschen bereit sind, an etwas zu glauben, wenn nur genug davon abhängt — entgegen allen neuen Erkenntnissen. Der Sehnsuchtsort selbst schläft unterdessen schlecht. Er wird von Alpträumen geplagt — kein Wunder, denn er ahnt, dass es mit den ruhigen Zeiten bald vorbei ist. Die eine Frage drängt sich geradezu auf: Hat sich Neil Armstrong eigentlich je gefragt, ob der Mond überhaupt besucht werden will?
Joachim Brandenberg Ordre des livres


- 2019
- 2015
Hier nun das Rezept für ein meisterliches Comicmachwerk: Man nehme: Eine alte Kurzgeschichte des virtuosen O. Henry, einen talentierten Comic-Autor mit modernen Werkzeugen der Bildbearbeitung sowie viel Raffinesse und Sorgfalt. Das Ergebnis ist eine Literaturadaption in Form einer ästhetisch überrealistischen Graphic Novel, die in bester Jaja Verlags-Manier wunderbar gedruckt und elegant gebunden ist, mit echtem Leinen am Rückensteg und Lesebändchen! Die Geschichte handelt vom deutschen Einwanderer Tobisch, der auf der Suche nach seiner verschollenen Verlobten die Stadt mit handgezeichneten Steckbriefen tapeziert. Johann, ein weiterer Einwanderer aus Deutschland, wird auf Tobisch aufmerksam und versucht, ihm zu helfen und ihn von seinen Sorgen abzulenken, was bei dem manisch wirkenden Tobisch nicht gelingt. Die beiden geraten in einen Strudel von Ereignissen, von einem Besuch auf Coney Island über die Prophezeiung einer Wahrsagerin bis hin zu neuen Bekanntschaften mit Verständigungsproblemen und konträren Beweggründen. Schließlich dichtet Tobisch seine Geschichte selbst zu Ende. O. Henry war ein amerikanischer Schriftsteller, der bis zu seinem Tod 1910 das Genre der Kurzgeschichte revolutionierte und als einer der größten Geschichtenerzähler gilt, oft in einem Atemzug mit Mark Twain genannt.