Carl Muth (1867–1944) gilt als einer der großen ›Modernisierer‹ innerhalb des deutschsprachigen Bildungs- und Kulturkatholizismus des vergangenen Jahrhunderts. Sein Ruf gründet sich auf seine Rolle als Gründer und langjähriger Herausgeber (1903–1941) der Zeitschrift Hochland. Mit dieser »Kulturrevue großen Stils«, als die sie Carl Muth konzipiert hatte und als die er sie auch verwirklichte, führte er die deutschen Katholiken in der Tat aus dem kulturellen Ghetto heraus, in dem sie noch nach dem Ende der Kulturkampfzeit verharrt hatten, und befähigte sie ebenso zu einer unbefangeneren, neugierigeren, wenngleich nicht unkritischen Wahrnehmung der modernen Welt, wie er umgekehrt der Stimme der Katholiken im pluralen Meinungskonzert der kulturellen Debatten dieser Moderne stärkeres Ansehen und Gewicht verschaffte. Damit blieb er im Umfeld des innerkirchlichen Modernismusstreits nicht unumstritten; Hochland geriet 1911 auf den römischen Index. Aber war Muth tatsächlich ein solcher ›Modernisierer‹? Wie war sein Verhältnis zur ›Moderne‹ wirklich? Welche ›Moderne‹ repräsentiert das Hochland? Der Band gibt, gestützt auf unbekannte Dokumente und neue Forschungen, überraschende Antworten auf diese Fragen.
Thomas Pittrof Livres






Freie Anerkennung übergeschichtlicher Bindungen
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Der Weg zur Geschichte im »langen« 19. Jahrhundert war für deutsche Katholiken mühsamer als für ihre protestantischen Konfessionsverwandten. Er verlief mit anderen Sicherungen und Rücksichten, unter größeren Vorbehalten und stärkeren Anfeindungen, insgesamt in langsamerem Tempo und unter Rückschlägen und Verspätungen, die die Folge kirchengeschichtlicher, nationalstaatlicher und säkularer kultureller Entwicklungen waren. Dennoch bildete sich im Verlauf des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum eine nach Medien und Gattungen reich differenzierte katholische Geschichtskultur heraus. Ihre Zeugnisse aus der Zeit nach den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts waren Gegenstand einer Tagung im Mai 2007 in Dresden, deren Ergebnisse der vorliegende Berichtband dokumentiert. Dabei zeigt sich: Die Wendung katholischer Autoren zur Geschichte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ruhte auf historischen Bedingungsgefügen, Erfahrungsprozessen und Reaktionsmustern, die im Umgang mit und der Erfahrung von Geschichte im 19. Jahrhundert ausgebildet wurden.
Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, den Begriff ›Synkretismus‹ an einer Hermeneutik der Epochenschwellen zwischen Spätantike und literarischer Moderne zu erproben, in deren Zentrum das Thema ›Religion im Umbruch‹ steht.
Carl Muth (1867–1944) gilt als einer der großen ›Modernisierer‹ innerhalb des deutschsprachigen Bildungs- und Kulturkatholizismus des vergangenen Jahrhunderts. Sein Ruf gründet sich auf seine Rolle als Gründer und langjähriger Herausgeber (1903–1941) der Zeitschrift Hochland. Mit dieser »Kulturrevue großen Stils«, als die sie Carl Muth konzipiert hatte und als die er sie auch verwirklichte, führte er die deutschen Katholiken in der Tat aus dem kulturellen Ghetto heraus, in dem sie noch nach dem Ende der Kulturkampfzeit verharrt hatten, und befähigte sie ebenso zu einer unbefangeneren, neugierigeren, wenngleich nicht unkritischen Wahrnehmung der modernen Welt, wie er umgekehrt der Stimme der Katholiken im pluralen Meinungskonzert der kulturellen Debatten dieser Moderne stärkeres Ansehen und Gewicht verschaffte. Damit blieb er im Umfeld des innerkirchlichen Modernismusstreits nicht unumstritten; Hochland geriet 1911 auf den römischen Index. Aber war Muth tatsächlich ein solcher ›Modernisierer‹? Wie war sein Verhältnis zur ›Moderne‹ wirklich? Welche ›Moderne‹ repräsentiert das Hochland? Der Band gibt, gestützt auf unbekannte Dokumente und neue Forschungen, überraschende Antworten auf diese Fragen.
Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, den Begriff ›Synkretismus‹ an einer Hermeneutik der Epochenschwellen zwischen Spätantike und literarischer Moderne zu erproben, in deren Zentrum das Thema ›Religion im Umbruch‹ steht.