Der Essay untersucht die späte Auseinandersetzung mit der Rolle der Polen während des Holocaust, insbesondere im Kontext der sowjetischen Besetzung. Er beleuchtet die Tabuisierung dieser Thematik und die damit verbundenen Herausforderungen für die kritische Reflexion in der polnischen Gesellschaft. Anhand von Jan Tomasz Gross' Buch "Nachbarn" wird die Kontroverse um die Verbrechen in Jedwabne thematisiert, die das Bild von Tätern und Opfern in Frage stellt. Der Autor fragt, ob eine antisemitische Grundhaltung der Polen für diese Taten verantwortlich war und vergleicht diese Einstellung mit anderen Ländern.
Jana Piper Livres


Im 20. und 21. Jahrhundert ist die Inszenierung von Dichterbiografien nicht mehr nur Aufgabe von Museen und Dichterhäusern. Biografische Kino- und Fernsehfilme ergänzen traditionelle Erinnerungsmedien und sind konstitutiv für den erinnerungskulturellen Status eines Autors im kollektiven Gedächtnis. Besonders deutlich zeigt sich dieser Zusammenhang an den immer wieder als Nationalautoren vereinnahmten Schriftstellern Goethe und Schiller, die schon in der frühen Filmkultur Berücksichtigung finden. Eine Konjunktur der filmischen Erinnerung ist vor allem anlässlich literarischer Gedächtnisevents zu konstatieren, die einen Rahmen für kulturelle und ideologische Indienstnahmen schaffen. Die vorliegende Studie untersucht Filme, die im Zusammenhang mit einem Dichter-Jubiläum entstanden sind, und vergleicht diese mit Produktionen, die außerhalb eines Gedenkkontextes stehen. Unter Berücksichtigung der sozialsystematischen Relationen von Film und Gedenkjahr, der filmimmanenten Narrative sowie der intermedialen Bezüge entwickelt die Arbeit eine Kategorisierung der filmischen Erinnerungsfiguren zu Goethe und Schiller. Die rezeptionsgeschichtliche Forschung zu Goethe und Schiller wird damit durch eine filmwissenschaftliche Perspektive erweitert.