Der Tannhäuser
Untersuchungen zur Selbstbezüglichkeit seiner Lyrik und kommentierte Neuedition
Selbstbezüglichkeit in Kunst und Literatur wird oft als modernes Phänomen betrachtet. Diese Untersuchung zeigt jedoch, dass auch die mittelalterliche Literatur, trotz fehlender Reflexion über ihre poetische Praxis, solche Eigenschaften aufweist, insbesondere im Werk des Tannhäusers. Dieser Autor bedient alle drei lyrischen Register – Leich, Minnesang und Spruchsang – und zeigt damit eine bemerkenswerte Vielseitigkeit. Dennoch wurde er in der Forschung oft vernachlässigt, möglicherweise weil er nicht in großen Standardeditionen vertreten ist. Seine Lyrik zeichnet sich durch eine komplexe Selbstbezüglichkeit aus, die von einfachen Verweisen auf das Singen bis hin zu reflexiven Überlegungen zu den Bedingungen der Kunst und parodistischen Spielen mit Gattungsmustern reicht. Die Studie zielt darauf ab, die Typen und Funktionen der Selbstbezüglichkeit in Tannhäusers Lyrik systematisch zu analysieren und somit zur Poetik der ‚nachklassischen‘ Lyrik beizutragen. Zudem wird ein theoretisches Fundament für zukünftige Untersuchungen erarbeitet. Schließlich bietet die Studie eine neue kommentierte Edition der Texte der Handschrift C und des übrigen Werks, um den modernen Anforderungen gerecht zu werden.
