Blumhardt der Jüngere (1842-1919) wusste die unterschiedlichsten Strömungen in sich zu vereinen: den Pietismus seines Elternhauses ebenso wie die Anliegen des Sozialismus der Arbeiterbewegung. Deshalb wird er bis heute von verschiedensten Seiten in Anspruch genommen. Dieser Tübinger Dissertation liegen bisher unveröffentlichte Quellen aus vielen Archiven zugrunde, durch die es gelang, die erste Hälfte von Blumhardts Lebensweg genau zu erforschen und die prägenden Faktoren durch Persönlichkeiten und Ereignisse zu erhellen.
Martin Stober Livres






Der Band „Erinnerungskultur in Zeiten rechtspopulistischer Tabubrüche“ fasst Ablauf und Ergebnisse eines Symposiums zusammen, das die Gemeinde Wedemark im Rahmen ihres bereits seit dem Jahr 2014 laufenden Projektes „Geschichte der Wedemark 1930 bis 1950“ veranstaltet hat. Tagungsort war am 28. Februar 2019 das Bürgerhaus im Ortsteil Bissendorf. Es handelt sich inzwischen um die vierte derartige Veranstaltung; auch ihre Vorgängerinnen wurden in eigenständigen Bänden als Teil der mit dem Geschichtsprojekt verbundenen Publikationsreihe dokumentiert. Im Zentrum stand dieses Mal einerseits die Präsentation von Arbeitsergebnissen durch eine Lerngruppe des Gymnasiums Wedemark-Mellendorf. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im zurückliegenden Schulhalbjahr engagiert und intensiv mit der Integration katholischer Flüchtlinge im und nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrer Heimatregion beschäftigt; im vorliegenden Band berichtet mit Dr. Gerrit Dworrok eine der beteiligten Lehrkräfte über das forschungsnahe Arbeiten des Teams. Andererseits ist der Beitrag des Präsidenten der Region Hannover, Hauke Jagau, hervorzuheben. Sein Festvortag mit dem Titel „Die Bedeutung der Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung in Zeiten rechtspopulistischer Tabubrüche“ setzte den thematischen Schwerpunkt des Symposiums, der wie stets bei den Wedemärker Symposien nicht dem örtlich Beispiel gewidmet ist, sondern den Blick über den „lokalen Tellerrand“ hinaus wagen soll. Ferner berichteten Bürgermeister Helge Zychlinski, Projektkoordinator Dr. Franz Rainer Enste und mit Martin Stöber einer der einbezogenen Fachhistoriker über Projektziele, durchgeführte Arbeiten und laufende wie geplante weitere Aktivitäten. Auch diese Beiträge sowie Hinweise auf das Wirken Professor Manfred Zimmermanns bei der Gestaltung eines Mahnmals für die Opfer des NS-Regimes und auf das Rahmenprogramms der Veranstaltung liegen mit dem neunten Band zur „Geschichte der Wedemark 1930 bis 1950“ nunmehr gedruckt vor.
Die vorliegende Broschüre ist der achte Band zur Geschichte der Wedemark von 1930 bis 1950. Anders als in den vorherigen Publikationen wird hier kein Symposium behandelt, sondern es handelt sich um den ersten Sammelband, der verschiedene Aspekte der Ortsgeschichte aus dieser Zeit vereint. Dieses neue Format ermöglicht die Präsentation unterschiedlicher Themen und neuer Forschungen zu bereits behandelten Aspekten. Der Sammelband enthält drei Beiträge: Eckhard Martens untersucht eine vergessene Reichsautobahn, deren Bauarbeiten vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen, aber eingestellt wurden. Einige Relikte sind heute noch sichtbar, was zur Erkundung der Landschaft anregt. Siegfried Bertram ergänzt mit einer chronologischen Skizze, die wertvolle Zeitzeugenaussagen zur Kriegs- und Nachkriegszeit bietet. Diese persönlichen Erinnerungen sind wichtig, da sie einen anschaulichen Blick auf die Geschichte ermöglichen und die amtlichen Überlieferungen ergänzen. Mein Beitrag behandelt das Naturfreundehaus am Lönssee, insbesondere die Beschlagnahme durch die NSDAP und die Entlassung des Hauswarts Fritz Vogt 1933. Diese Ereignisse sind zwar als Randnotiz im Geschichtsbuch zu betrachten, zeigen jedoch, wie das NS-Regime sich Staat und Volk aneignete. Es wäre erfreulich, wenn dieser Sammelband dazu anregt, sich intensiver mit der Geschichte der Wedemark zu beschäftigen.
Bereits zum sechsten Mal darf ich zur „virtuellen“ Feder greifen und die einführenden Worte für einen Band aus der Reihe „Die Geschichte der Wedemark von 1930 bis 1950“ zu Papier bringen. Diese Veröffentlichung dokumentiert die Beiträge eines Symposiums mit dem Titel „Vom Umgang mit den Schwächsten – Auswüchse der Diktatur in der Wedemark“. Die Anwesenden des Events am 29. Januar 2018 im Forum des „Campus W“ werden die Publikation sicherlich begrüßen, da sie die Erinnerung an beeindruckende Darbietungen wachhält. Besonders hervorzuheben ist der Poetryslam von Karin Thies, die ernste Inhalte auf kreative Weise thematisierte. Die Festrede hielt Landtagspräsident a. D. und Historiker Jürgen Gansäuer, der das Thema „Der Kulturverlust einer Epoche – und seine Lehren für die Zukunft“ vielschichtig und anschaulich behandelte. Er klärte den Begriff Kultur und analysierte den alltäglichen Kulturverlust, indem er Fragen zu zwischenmenschlicher Kommunikation aufwarf. Gansäuer thematisierte auch die dunklen Kapitel der Geschichte, wie den millionenfachen Mord und den Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Seine Reise durch die Kulturgeschichte führt zu identitätsstiftenden Orten wie Weimar, die sowohl Hochkultur als auch den größten Kulturverlust symbolisieren. Die Lehren, die aus diesen Themen gezogen werden können, sind vielschichtig und laden die Leser ein, Gansäuers Anregungen intensiv zu erkunden.
Langenhagen
Zum Jubiläum-50 Stadtentwicklung in Texten und Bildern
Langenhagen feiert am 1. März 2009 sein 50-jähriges Bestehen als Stadt. Dieses Jubiläum bietet die Gelegenheit, die Vergangenheit zu reflektieren. Der vorliegende Band ist kein umfassendes, wissenschaftliches Werk, sondern ein gut verständliches und illustriertes Lesebuch, das sich auf wesentliche Aspekte der Langenhagener Geschichte konzentriert. Es behandelt exemplarisch wichtige Ereignisse und Personen, wobei nicht alle Aspekte vollständig gewürdigt werden können. Ziel ist es, die Entwicklung der Stadt von 1959 bis heute kompakt darzustellen, wobei der Schwerpunkt auf der Kernstadt liegt, die 1959 bereits vereinte historische Teile umfasste. Die 1974 eingemeindeten Ortsteile werden dabei weniger berücksichtigt, obwohl sie in der jüngeren Geschichte eine Rolle spielen. Die Auswahl der Abbildungen stammt überwiegend aus dem Stadtarchiv und dokumentiert die Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte. Ästhetische Aspekte sind weniger entscheidend als die historische Relevanz der Bilder. Langenhagen ist mittlerweile bekannt, unter anderem durch den Flughafen, ein renommiertes Orchester und bedeutende Ereignisse wie die Festnahme der Terroristin Ulrike Meinhof am 15. Juni 1972. Die letzten fünf Jahrzehnte Stadtgeschichte bieten jedoch noch viel mehr zu entdecken.
Insel-Reflexionen
Festschrift für Carl-Hans Hauptmeyer
Zum 60. Geburtstag von Dr. Carl-Hans Hauptmeyer, Professor für die Geschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit an der Leibniz-Universität Hannover, veröffentlicht ecrivir eine Festschrift. Schüler, Freunde und Weggefährten des ausgewiesenen Landeshistorikers haben die 14 Beiträge des 94-seitigen Bandes verfasst. Das Thema „Insel-Reflexionen“ weist auf die persönlichen Interessen des Jubilars hin. Die Bandbreite der Aufsätze reicht von der Literaturgeschichte des Wilhelmsteins über die Verwaltungsstrukturen dänischer Inseln bis zur bedrückenden Schilderung eines Straflagers auf der Insel Soloveckij in sowjetischer Zeit. Der Schwerpunkt des Buches liegt aber auf Hauptmeyers Heimatstadt Hannover. So widmet sich Stadtarchivar Dr. Karljosef Kreter der ehemaligen Leine-Insel „Klein Venedig“. Andere Autorinnen und Autoren beschreiben die Brücken der Calenberger Neustadt, das frühere Kinderheim „Stranddistel“ der Landeshauptstadt auf Spiekeroog und die hannoversche Altstadt als eine Insel des Lichts im frühen 19. Jahrhundert. Weiterhin spannt sich der Bogen von den „Kummerhaufen“ - grüne Inseln in der Schaumburger Agrarlandschaft - bis hin zum wilden Treiben des „Klaasohm“ auf Borkum.
Im Wald und auf der Heide
Ein jagdgeschichtlicher Exkursionsführer durch die Kulturlandschaft Lüneburger Heide
Die Jagd „ist eine Gemütserquickung, eine Schwermutsvertreibung, eine Feindin des Müßiggangs und aller daraus entspringenden Laster, eine Ernährerin der Gesundheit, Übung des Leibs, Vorspiel und Spiegel des Krieges und eine gute und reiche Küchenmeisterin“, schreibt Wolf Helmhard von Hohberg im Jahr 1682. Nicht jeder würde ihm heute noch beipflichten, doch unstrittig ist, dass die Jagd in langen Phasen der Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle gespielt hat. Dabei hat sie vielfältige Spuren hinterlassen. Der Exkursionsführer möchte Jäger wie auch Nicht-Jäger dazu anregen, diesen Spuren nachzugehen. Der erste Teil des Bandes führt in Form eines Überblicks anhand ausgewählter Aspekte in die regionale Jagd- und Landschaftsgeschichte ein. Abschnitt zwei enthält Ausflugstipps und Reiserouten in der Lüneburger Heide sowie einige thematische Exkurse. Eine Reihe von Zielen ist besonders wegen ihrer Familienfreundlichkeit ausgewählt worden. Der Exkursionsführer gibt allen Interessierten, die die Natur der Lüneburger Heide, Tierschutz und Jagd bewusst erleben und in ihrer historischen Dimension verstehen wollen, ein unentbehrliches Werkzeug an die Hand.