Kleider des Himmels
Roman
Nach dem Mittagessen hatte der Vater die merkwürdige Idee, die Küche auszumalen. Sofort wurde alles mit Zeitungspapier abgedeckt, bis auf die Bank, auf der ich fröstelnd saß, während er mit einem Rasierpinsel die Wände strich. Der Geruch der Farbe wurde mir bald unangenehm und ich bekam Bauchkrämpfe. „Das habe ich davon, dass ich vorzeitig aus dem Krankenhaus wollte“, dachte ich. Paul tröstete seine Mutter, während es immer dunkler wurde und die Arbeit kein Ende nahm. Schließlich waren die Wände am späten Heiligen Abend fertig. Der Titel „Kleider des Himmels“ spiegelt die schwankende Stimmung von Agnes wider, die in den kurzen Pausen zwischen Katastrophen nach einem Ausweg sucht. Diese „Kleider“ sind für sie ein Sehnsuchtsort, eine Zuflucht: „Manchmal wünsche ich mir, dass mich eine der Wolken dort oben still und leise fortträgt…“ Agnes, eine Frau mit „schönen glänzenden dunklen Augen“, hofft auf einen sanften Tod, um sich von ihren Sorgen zu befreien. Die beiden „gebrochenen“ Frauen, Helene und Agnes, sind sich ihrer misslichen Lage bewusst, haben aber nicht die Kraft oder Unterstützung, um ihre Last abzuschütteln. Paul und Hanna, die jungen Liebenden, sind ebenfalls Opfer ihrer Umstände und leben das, was sie als „Idealzustand“ einer Beziehung vorgelebt bekommen haben. So setzen sie, trotz ihrer Studien, die gesellschaftlichen Fesseln fort, die sie von ihren Eltern geerbt haben.
