Gleichsam mit dem letzten Atemzug findet der Vater die Formel, welche die Zahlen und die Liebe miteinander verbindet. Im ausgehenden 20. Jahrhundert flieht der Musiker Mehmet Nazım aus seinem Heimatland ins politische Asyl nach Köln. Die Erinnerungen an seinen Vater, den genialen Mathematiker, und an seine Kindheit begleiten Mehmet Nazım. Dabei werden politischen Kämpfe in der Türkei der 70er Jahre lebendig. Im heutigen Köln lernt Mehmet Nazım Polaris kennen, eine kluge, geheimnisvoll schöne Frau. Die Liebe zum Vater ist der Schlüssel zu dieser Entdeckungsreise und Polaris Mehmet Nazıms Wegbegleiterin. Ihm eröffnet sich die Welt durch die Musik, mit ihr offenbaren sich die Spuren der Geschichte, seiner eigenen, seines Landes, seiner Liebe, der katastrophischen politischen Ereignisse. Seinem Vater öffnet die Liebe zu den Zahlen die Tür zum Verständnis der Welt. Mit Mehmet Nazım, Polaris und dem Vater werden Musik, Literatur und Mathematik auf wunderbare Weise versponnen.
Doğan Akhanlı Livres





Wenn die türkische Gewalt bis nach Granada reicht. 19. August 2017: Spanische Polizisten verhaften Doğan Akhanlı, einen deutschen Staatsbürger, in Granada. Die Türkei hatte ihn über Interpol zur Festnahme ausgeschrieben. Die Tür seiner Zelle schließt sich hinter ihm – wieder einmal: Wie in einer Zeitkrümmung durchlebt er erneut die Monate und Jahre, die er in der Türkei als politischer Häftling verbracht hat – 1975, 1985–1987 und ab August 2010. »Verhaftung in Granada« ist, bei aller Grausamkeit und allem Unrecht, von denen die Rede ist, eine abenteuerliche, poetische und oft auch humorvolle Reise durch die letzten 40 Jahre, die uns hilft zu verstehen, warum in der Türkei noch immer und wieder Willkür und Gewalt herrschen. »Hier spricht ein Geflüchteter, ja ein mitunter Gejagter zu uns. Auf seiner Odyssee zwischen Gefängnissen und Freiheit hat er zu sich selbst und zu wachsender Klarheit über diese so bedrohlichen Zeiten gefunden.« Aus dem Vorwort von Günter Wallraff
Doğan Akhanlı greift in Madonnas letzter Traum die Novelle Madonna im Pelzmantel des türkischen Dichters Sabahattin Ali auf und schreibt sie neu. Alis Novelle erzählt von einer im Berlin der 1920er Jahre stattfindenden Liebesbeziehung zwischen einem jungen türkischen Mann und einer jungen jüdischen Malerin, die bei der Geburt des gemeinsamen Kindes stirbt. Alis Novelle gilt als eines der bedeutendsten türkischen Prosawerke des 20. Jahrhunderts. Akhanlı macht Sabahattin Ali selbst zur Romanfigur. Auf seinem Weg ins Exil wird er 1948 von Angehörigen des türkischen Geheimdienstes getötet. Unmittelbar vor seinem Ableben gesteht er, Maria Puder sei in Wirklichkeit anders gestorben als in seiner Novelle. Madonnas letzter Traum ist der Versuch, die wahre Geschichte des Lebens und Todes von Maria Puder in der NS-Zeit zu entdecken. Der Roman verwebt fiktionale Elemente mit wahren historischen Ereignissen. So wird die Flucht von Maria Puder vor dem NS-Regime mit dem Schicksal des Flüchtlingsschiffs »Struma«, dessen jüdische Passagiere 1942 im Hafen von Istanbul an der Weiterreise gehindert wurden, verknüpft. Auf einer anderen Erzählebene hat der namenlose Autor und Exilschriftsteller aus Köln den Auftrag, einen Essay über rassistische Gewalt zu schreiben. Die Aufgabe verkompliziert sich jedoch durch die Lektüre der Novelle von Sabahattin Ali und der Begegnung mit den Spuren der NS-Geschichte. Er macht sich auf die Suche nach der wahren Biographie Maria Puders. Dabei konfrontiert ihn seine Reise auch mit seiner eigenen Lebensgeschichte und seinen Wurzeln.