Die Migration russischsprachiger Juden aus der Sowjetunion und den Nachfolgestaaten nach 1989 hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland von Grund auf verändert. Der vorliegende Band unternimmt den Versuch, Dimensionen dieses Wandels nachzuzeichnen. Beiträge aus der Soziologie und den Kulturwissenschaften schildern die Differenz der Narrative, den Bedeutungswandel von Religion und die neuen Formen von Vergemeinschaftung, die kennzeichnend für die jüdische Gegenwart sind. Die interdisziplinären Beiträge erforschen die Bedeutung von Mobilität und Migration und zeigen auf, wie sich Identitäten und kulturelle Praktiken pluralisiert haben. Es entsteht das facettenreiche Portrait einer sich neu formierenden jüdischen Diaspora, deren Sinnbezüge und Organisationsformen nicht nur in Deutschland liegen. Open Access - frei verfügbare elektronische AusgabeDieses Werk ist als Open Access-Publikation im Sinne der Creative Commons-LizenzBY-NC-ND International 4.0 (»Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen«) unter der DOI 10.14220/9783737003742 erschienen. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie http://creativecommons. org/licenses/by-nc-nd/4.0/.
Karen Körber Livres


Juden, Russen, Emigranten
Identitätskonflikte jüdischer Einwanderer in einer ostdeutschen Stadt
Eine Gruppe von russisch-jüdischen Einwanderern kommt Anfang der 1990er Jahre nach »Noswitz« in Sachsen-Anhalt und begründet dort die Jüdische Gemeinde. Scheinen damit auf den ersten Blick alle Hoffnungen der deutschen Gesellschaft auf eine Wiederbelebung jüdischen Lebens erfüllt, so stellt sich bald heraus, dass die Gemeinde eine Kette lokaler Konflikte auslöst. Karen Körber zeichnet in dieser ersten Feldstudie über eine Jüdische Gemeinde in Deutschland die symbolischen Kämpfe um Deutungen und Bedeutungen jüdischer Identität nach. Sie analysiert die Fallstricke der deutschen Migrationspolitik und Erinnerungskultur und schildert eindringlich deren prekäre Folgen für die russisch-jüdischen Migranten.