Between Europe and Islam
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Zu den jüngeren Trends in der Geschichtswissenschaft gehört die erneute Hinwendung zur Globalgeschichte und generell der Blick über den europazentrierten Horizont unter der Prämisse einer transnationalen, transkulturellen oder verflochtenen Geschichte. Dabei wird die Frage nach der geschlechtergeschichtlichen Dimension von Globalgeschichte nur selten thematisiert. Obgleich feministische und geschlechtergeschichtliche Ansätze methodisch zur Entthronung des „weißen Mannes“ als Norm der Geschichte grundlegend beigetragen haben, scheinen sie in der methodischen Debatte zur Überwindung des Eurozentrismus wieder in die zweite Reihe gerückt. Dieses Heft soll das Verhältnis von Globalgeschichte und Geschlechtergeschichte im Spannungsfeld von Eurozentrismus und Kulturalismus ausleuchten.
Der imperiale Monotheismus im Früh- und Hochmittelalter
»Trennung von Staat und Kirche im Okzident« versus »Verschmelzung von Politik und Religion in Byzanz und im Islam«: Mit diesen Attributen beschrieb man bislang häufig die globalgeschichtlichen Unterschiede zwischen Europa und dem Nahen Osten im Mittelalter. Almut Höfert wendet sich gegen diese tradierte Vorstellung. In einem Bogen von der Spätantike bis zum Hochmittelalter befasst sie sich mit der Frage, wie das moderne, eurozentristische Konzept von Religion auf vormoderne Verhältnisse angewendet werden kann. Ihre zentrale These lautet: Das römisch-byzantinische Kaisertum, das umayyadisch-abbasidische Kalifat sowie die karolingisch-ottonische Kaiserherrschaft und das Papsttum entwickelten das spätantike Herrschaftsprinzip des imperialen Monotheismus in verschiedenen, konfliktträchtigen Varianten weiter. Karl der Große erscheint in dieser Perspektive nicht als der Begründer eines einzigartigen Europas, sondern – gemeinsam mit den Kalifen – in der Tradition der Spätantike.
»Türkengefahr« und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450-1600
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 galten die 'Türken' in Europa als Erzfeinde der Christenheit. Unter diesem Vorzeichen entstanden zahlreiche Reiseberichte über das Osmanische Reich, die ein umfangreiches ethnographisches Wissenskorpus bilden. Almut Höfert erschließt dieses Wissen in einer Analyse, die den Kontext der politischen Beziehungen zwischen Europäern und Osmanen einbezieht. Sie verfolgt die Entstehung des vormodernen Religionsbegriffes und analysiert damit zugleich eine der Schlüsselepochen für die Entwicklung des europäischen Islambilds