„Als hätten die Marx Brothers einen Roman geschrieben“ (Süddeutsche Zeitung) Cordt Gummer wird zum Leiter einer Bankfiliale im Osten Berlins ernannt. Die Zweigstelle entpuppt sich als Baucontainer auf dem Gelände einer abgewickelten Glühlampenfabrik. Die Kunden bleiben aus, seine einzige Angestellte meldet sich krank, und ihm wird die Wohnung gekündigt. Bald haust er im Container. Während er seinen Chefs „blühende Landschaften“ vorgaukelt, muss er sich gegen zudringliche Kleinsparerinnen, eifersüchtige Berufsboxer und einen Bankräuber wehren, der unbemerkt einen Tunnel zu ihm gräbt. Eine Großstadt-Robinsonade, die uns die Gegenwart zeigt, wie sie ist: so.
Norbert Zähringer Livres






Longlist - nominiert für den Deutschen Buchpreis 2019. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Abermillionen verfolgen auf der Erde die Fernsehübertragung. Das machen sich einige zunutze. Martha Rohn etwa, wegen Mordes verurteilt, entkommt in jener fernsehstillen Nacht aus dem Frauenzuchthaus, und ihr fünfjähriger Sohn Hardy flieht aus dem Kinderheim, in das er als vermeintliches Waisenkind „Nummer 13“ nach ihrer Verurteilung gesteckt wurde. Er weiß nichts über sie, weiß nicht einmal, dass sie noch lebt. Ein Ehepaar nimmt sich seiner an, bietet ihm ein Zuhause in der Neubausiedlung am Kahlen Hang, im Rheingau. Da träumt er davon, eines Tages Astronaut zu werden, und tatsächlich – Jahre später, in Amerika, ist die Verwirklichung des Kindheitstraums zum Greifen nah. „Wo wir waren“, ein breit gefächerter, ein gesamtes Jahrhundert umspannender Roman einer zerrissenen Familie, ist ungeheuer farbig und einfallsreich erzählt, mal rasant, mal nachdenklich, ein großes Tableau, das Zeiten, Länder, Geschichtliches und vor allem eine Vielzahl von Schicksalen verschränkt, von Cliffhanger zu Cliffhanger vorwärtsjagend und dann wieder anrührend und zart. Ein Roman über das Flüchten und Auf-der-Flucht-Sein, über Heimat und Fremde, Zufall und Verwandlung und immer wieder die Frage: Wo waren wir, und wo werden wir einmal sein?
Ein Erdbeben, zwei Neugeborene und ein Jahrzehnte umspannender Kriminalfall Mit einem Beben fängt alles an, am 1. September 1923: Während ein japanischer Polizist im brennenden Tokio um sein Leben rennt, bringt Mary Frimm in der Mojave-Wüste ihren Sohn Edison zur Welt. Fast zur selben Zeit wird 10000 Kilometer weiter westlich Siegfried geboren, dessen Vater noch am Abend bei einer Schießerei ums Leben kommt. So beginnen zwei ungleiche Lebenswege, die sich später im kriegsverdunkelten Himmel über Berlin kreuzen werden. Mit dabei: die Besatzung eines amerikanischen Bombers namens «Fliegender Teppich», der armenische Dolmetscher Bebo, ein exzentrischer Multimillionär, ein desillusionierter Kommissar und nicht zuletzt die Stummfilmschönheit Penelope Brooks ... «Einer von vielen ist eines von sehr wenigen Büchern, die, zugleich klug und unterhaltsam, dem Leser ein ganzes Jahrhundert mit seinen Träumen und Albträumen aufschließen.» FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Als ich schlief
- 286pages
- 11 heures de lecture
Berlin, 1985. Beim Landeanflug auf die geteilte Stadt fällt der Flüchtlingsjunge Ismael aus dem Fahrwerkschacht eines Flugzeugs und überlebt. Auf den Zeitungsballen einer Altpapierhalde im Westen findet ihn Paul Mahlow, Judokämpfer, Frauenheld, Langzeitstudent und Wachmann. Während er den Jungen in ein Krankenhaus fährt, wird Mahlows bester Freund Alp Tazafhadi bei einer Demonstration bewusstlos geschlagen - und wacht nicht wieder auf. Die bis dahin überschaubare Welt der beiden gerät aus den Fugen. Aus dem Koma heraus, gleichsam über allem schwebend und nicht nur allgegenwärtig, sondern auch alles erinnernd, erzählt Alp die Geschichte ihrer Freundschaft, die Geschichte Ismaels und die manchmal tieftraurige, dann wieder haarsträubend komische Geschichte seiner Familie, in der ein geheimnisvoller Großvater eine teuflische Rolle spielt.Norbert Zähringers Figuren sind Menschen, über die man wenig weiß und gerne liest: verschrobene Mitarbeiter eines Wach- und Schließdienstes, ein Imbissbuden-Millionär und Erfinder des „Schnitzel on a stick“, der Spitzel wider Willen Gonzo, die cocktailtrinkende Vermieterin Miss Ellie, die schöne Nachtschwester Britta oder Yilmer, der philosophierende Arzt mit seinem Quacksalbermobil. Sein ebenso fesselnder wie anrührender Roman spannt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und verschiedenen Kulturen ein Hochseil nach dem anderen und zeigt, wie möglicherweise alles mit allem zusammenhängt.
Der etwas andere Jubiläumsroman zur Wende, für Kinder ab 10 Jahren. Ostdeutschland 1989. René traut seinen Ohren nicht. Eines Abends sitzt ein Rabe auf seinem Fenstersims und spricht zu ihm. Denn in Wahrheit ist der Rabe kein Rabe, sondern Zorro Vela: ein Außerirdischer in Gestalt eines Raben, der mit einer Mission auf die Erde gekommen ist. Sein Auftrag: Nichts Geringeres als die Rettung des Planeten. Doch dafür braucht er die Hilfe einiger Kinder aus Ost und West, sein erster Auserwählter ist René. Nur wie kann er diesen Jungen endlich davon überzeugen, dass er, Zorro Vela, ein echter Außerirdischer ist? Als er die West-Comics in Renés Zimmer entdeckt, hat er eine Idee. Er wird sich in Renés Helden und seinen eigenen Namensvetter verwandeln, in Zorro! Die Mission kann beginnen!
Die Studentin Anna aus Kiew, nach dem Tod ihrer Großmutter ohne familiären Halt, wendet sich an eine internationale Partnerschaftsagentur und lässt sich an einen älteren Deutschen vermitteln, Gerhard Laska. Auswahlkriterium für ihn: Anna hatte angegeben, dass sie sich für Sterne interessiert, und er ist Amateurastronom. Er nimmt sie mit nach Berlin in sein Reihenhaus am Stadtrand. Bald erfährt sie, dass Laska nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Seine Frau ist tot, zu seinem Sohn hat er seit Jahren keinen Kontakt mehr. Er bietet Anna 20 000 Euro für den Fall, dass sie mit ihm nach Portugal in sein Ferienhaus reist und ihm dort bis zu seinem Tod Gesellschaft leistet. Einfach so, damit er nicht allein ist. Kann sie ihm vertrauen? Oder täuscht er seine Krankheit nur vor? Anna braucht Geld, und sie muss verschwinden, denn ihr Vater und seine Saufkumpane suchen nach ihr. Eine junge Ukrainerin, ein alternder deutscher Amateurastronom und der Sohn des «millionsten Gastarbeiters» sind die Hauptfiguren dieses Romans über Menschen, die – aus der Bahn geworfen – auf vorsichtige Weise zueinanderfinden. Halbseidene Gestalten, skurrile Entführungen, filmreife Fluchten kommen darin ebenso vor wie das Anrührende, Leise einer Geschichte über Vertrauen, gesuchte Nähe, Liebe. Norbert Zähringer, gefeierter Erzählmagier und Romanmaschinist, erweist sich in diesem fesselnden und zugleich virtuos erzählten Roman auch als ein Meister der nachhallenden Zwischentöne.