Welche Faktoren tragen dazu bei, dass Clubs als interaktionsfördernde Institutionen zur Konstituierung musikzentrierter Milieus fungieren? Welche Dimensionen rituellen Handelns manifestieren sich während einer Eventsituation? Welche Rolle nimmt dabei der DJ ein, welche Bedeutung kommt dem Tanz zu und wie sind die handlungsbestimmenden Wirkungszusammenhänge? Anhand der theoriegeleiteten Befragung von Angehörigen der Technoszene in Deutschland demonstriert diese empirische Studie, wie Interaktionsrituale Verhaltensmuster in musikzentrierten Milieus konstituieren. Durch die Integration struktursoziologischer und kulturtheoretischer Überlegungen wird ein Beitrag geleistet, wie Clubs und Diskotheken als Organisationsmodelle moderner Erlebniswelten im sozialwissenschaftlichen Kontext verstanden werden können.
Eine Anwendung von Randall Collins' Theorie der Interaktionsrituale auf die Technoszene
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Emotionen nehmen möglicherweise eine entscheidungsrelevante Position in soziologischer Handlungstheorie ein. Da wir versuchen soziologische Konzepte möglichst präzise und empirisch zu betrachten erkennen wir, dass viele der wichtigsten soziologischen Konzepte zu einem beträchtlichen Teil auf emotionalen Prozessen basieren. Die auf die Bedeutung von Emotionen und affektiver Phänomene ausgearbeitete Theorie der Interaktionsrituale von Randall Collins gilt in diesem Zusammenhang als eine der bedeutendsten Arbeiten zeitgenössischer Soziologie im Kontext allgemeiner Handlungstheorien (vgl. Gerhards 1988; Flam 2002; Schützeichel 2006). Der Kern der Argumentation in seinem Magnum Opus Interaction Ritual Chains (2004) lautet, dass die mittels erfolgreicher Interaktionsrituale erzeugten Emotionen stets rein sozial vermittelt sind und sich durch wiederholte Rituale die Bindung an kulturelle Werte und Formen sozialer Solidarität manifestiert (Collins 2004: 229 / Rössel 2006: 13). Ziel seiner Theorie ist es der überwiegend auf Makrophänomene ausgerichteten Konflikttheorie somit eine realitätsnahe mikrotheoretische Grundlage anzubieten, mit welcher sich Vergesellschaftungsprozesse erklären lassen (Rössel 2006: 223). Diese Diplomarbeit soll daher einen Versuch unternehmen die zentralen Hypothesen der Theorie auszuarbeiten und in einen musikzentrierten Szenekontext zu überführen, in dem sie auch getestet werden. Meine Studie richtet sich thematisch an Angehörige der Technoszene. Die Technoszene ist ein loses, adoleszentes Milieu, deren Mitglieder regelmäßig Clubs und Diskotheken aufsuchen in denen ein spezifisches musikalisches Programm dargeboten wird. Clubs und Diskotheken als Gastronomiebetriebe, in denen regelmäßig Tanzveranstaltungen stattfinden, wurden im wissenschaftlichen Kontext lange vernachlässigt und gelangten erst in jüngeren Jahren zu sozialwissenschaftlicher Bedeutung, insbesondere durch die empirischen Arbeiten von Gunnar Otte. Diese Diplomarbeit ist in einen Theorie- und Praxisteil untergegliedert. Der Theorieteil umfasst drei Kapitel, der Praxisteil umfasst zwei Kapitel. Die Diskussion der Befunde sowie die kritische Auseinandersetzung mit der Studie finden sich im sechsten Kapitel. Ein Resümee und Ausblick schließen diese Diplomarbeit ab.