Habbo Knoch Livres






Bergen-Belsen war zwischen 1940 und 1950 ein Ort des Massensterbens und des Überlebens. Die in diesem Band versammelten Forschungsarbeiten beleuchten die Funktionsveränderungen des Lagers durch Fallstudien. Es war das einzige KZ-Hauptlager im Reichsgebiet, in dem Juden die größte Häftlingsgruppe bildeten. In der Schlussphase des NS-Regimes wurde es zu einem Auffang- und Sterbelager. Nach der Befreiung entstand in der Nähe das größte jüdische DP-Camp in Nachkriegsdeutschland. Bereits nach dem Krieg begann die Transformation des Lagergeländes in einen Erinnerungsort. Die Beiträge reichen von Darstellungen einzelner Häftlingsgruppen über religiös-kulturelle Konstellationen im DP-Camp bis hin zur Strafverfolgung und den Anfängen der Erinnerungskultur. Themen umfassen das Ungarnlager, die „Kasztner-Gruppe“, familiäre Beziehungen von Kindern, die Baugeschichte des Lagers, Räumungstransporte, britische Narrative zur Befreiung, den ersten Bergen-Belsen-Prozess, die polnischen und jüdischen DP-Camps, ultraorthodoxes Gedächtnis, kulturelle Bedingungen im jüdischen DP-Camp sowie die Anfänge der Gedenkstätte.
Geschichte in Gedenkstätten
Theorie – Praxis – Berufsfelder
Seit 1945 sind von Auschwitz bis Kigali weltweit eine Vielzahl von Gedenkstätten entstanden. Sie haben sich im Laufe der Geschichte als zentrale Orte der Erinnerung an das massenhafte Leiden von Menschen durch staatliche Verfolgung, Kriegsverbrechen und Völkermorde etabliert. An den historischen Tatorten erfüllen sie viele Aufgaben: Gedenken, Bewahren, Forschen, Vermitteln. Im Zentrum stehen die Erfahrungen der Opfer. Der Band zeichnet die Entwicklung und Geschichte von Gedenkstätten nach, führt in die wichtigsten Kontroversen ein und vermittelt einen Überblick zu den Aufgabenfeldern dieser Institutionen des kollektiven Gedächtnisses.
Grandhotels
Luxusräume und Gesellschaftswandel in New York, London und Berlin um 1900
Das Grandhotel der Jahrhundertwende war Erlebnisort, Traumhaus und Medienereignis. Seine Geschichte bietet ein facettenreiches Gesellschaftsbild dieser Epoche. Ob als »Wunderding« oder »Existenzform der Heimatlosigkeit«: Grandhotels standen vom Beginn der Hochmoderne um 1880 bis über den Ersten Weltkrieg hinaus im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der europäischen und amerikanischen Eliten. Hier trafen sich Mächtige und Aufsteiger, Kaufleute und Reisende, Literaten und Hochstapler. Schrittmacher der kosmopolitischen Hotelkultur waren New York, London und später auch Berlin. Eine wachsende Oberschicht suchte luxuriösen Prunk und verschwenderischen Konsum, geheimnisvolle Diskretion und öffentliche Aufmerksamkeit. Modernste Technik, rationelle Organisation und globaler Austausch machten das moderne Hotel als »Welt in der Stadt« erst möglich. Mit dem Luxusleben der Grandhotels zeichnet Habbo Knoch ein breites Panorama der weltstädtischen Geselligkeit um 1900 zwischen Fortschrittsglaube und Kulturkritik. Anschaulich vermittelt der Autor, wie sich im Grandhotel als Sinnbild der Moderne traditionelle Ordnungen des Sozialen durch Gesellschaften auf Zeit auflösten.
Kommunikation als Beobachtung
Medienanalysen und Gesellschaftsbilder 1880-1960
Die digitale Wende der Gegenwart wird von einem ausgeprägten Bewusstsein für den epochalen Wandel durch mediale Innovationen begleitet. Dabei werden die Voraussetzungen oft übersehen: Bereits während der Massenmedialisierung vom späten 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es zahlreiche kritische Beobachtungen des Verhältnisses von Medien und Gesellschaft. In dieser Zeit entstanden grundlegende Kategorien der später etablierten Medienwissenschaft, die zur Integration der modernen Massenmedien in eine Gesellschaft beitrugen, die begann, sich selbst zu reflektieren. Die Beiträge dieses Bandes beleuchten die Prozesse der Selbstthematisierung als Medien- und Kommunikationsgesellschaft zwischen 1880 und 1960 aus der Perspektive der Geschichts-, Literatur- und Medienwissenschaften. Dieser Zeitraum wird als „massenmediale Sattelzeit“ betrachtet, da sich die Massenmedien nicht nur technisch durchsetzten, sondern auch eine Selbstbeobachtung über die Entwicklung des massenmedialen Regimes als zweite Kommunikationsordnung entstand. Neben frühen Medienanalysen werden gesellschaftliche Kommunikationspraktiken und Selbstreferenzen untersucht, die vom Bürgertum des späten 19. Jahrhunderts bis zu den politischen Parteien der frühen Bundesrepublik reichen. Die vertrauten Zäsuren der Mediengeschichte gewinnen ein neues Profil, da sie mit den Wandlungen im Selbstverständnis der modernen Gesellschaft verknüpft werden, wodurch das Wechselverh
Die Tat als Bild
Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur
Der Historiker Habbo Knoch untersucht mit quellenkritischen Methoden, ikonographischen Verfahren und semiotischen Feldanalysen die Entstehung des visuellen Inventars zu den NS-Verbrechen in der westdeutschen Gesellschaft. Er arbeitet deren ikonographische Muster heraus und rückt sie in die öffentlichen Diskurse über die NS-Vergangenheit ein. Dabei berücksichtigt er populäre Medien wie Illustrierte, Landserhefte und Filme ebenso wie die Verwendung von Fotografien in Ausstellungen und Schulbüchern, Presse und Bücher.
Anhand regionaler Beispiele und kultureller sowie politischer Repräsentationen von Heimat wird die Bedeutung des »Erbes der Provinz« für den Umgang mit der NS-Zeit und das nationale Geschichtsbewusstsein in Deutschland nach 1945 untersucht. Die Sehnsucht nach der heilen Provinz war seit dem 19. Jahrhundert eine zentrale Gefühlsressource. Nach ihrer antiurbanen Politisierung nutzten die Nationalsozialisten die Metaphorik der lokalen Verwurzelung für ihre Propaganda. Nach 1945 hatte die aus der Provinz gedachte Gemeinschaft der deutschen Nation jedoch an Macht verloren. Region und Heimat wurden als Kontinuitätsbrücken genutzt und versprachen Sehnsucht, Sicherheit und historische Sinnstiftungen, die an Traditionen der provinzverbundenen Geschichtskultur anknüpften. Die Inhalte umfassen Themen wie die kulturpolitische Konstruktion von Raumbewusstsein, Kontinuitäten in der Arbeit von Volkstumsforschern, die Diskussion über Regionen als organische Gemeinschaften und die Politik der Heimat nach 1945. Es werden spezifische Fallstudien zur Identitätsbildung in verschiedenen Regionen, zur Erinnerungskultur und zur Rolle von Heimatpolitik in Niedersachsen und Bayern sowie zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen in der Öffentlichkeit präsentiert. Die Analyse beleuchtet auch das mediale Gedächtnis der Heimat und die Wechselwirkungen zwischen Zentralismus und Regionalismus in der frühen DDR.
Im Namen der Würde
Eine deutsche Geschichte
Die Würde des Menschen ist unantastbar: nur ein Versprechen oder politische Maxime? Das Grundgesetz garantiert die Würde des Menschen – ein abstraktes Versprechen, aus dem im Laufe der Jahre sehr konkrete Forderungen abgeleitet wurden. Ging es der frühen Bundesrepublik um die Distanzierung von der nationalsozialistischen Diktatur, berief man sich später immer stärker auf die Menschenwürde, um gegen globale Ungerechtigkeit oder für die Rechte der Frauen zu kämpfen, sich für sexuelle Gleichberechtigung genauso einzusetzen wie gegen die Straffreiheit von Abtreibungen. Habbo Knoch erzählt, wie sich die Idee der unantastbaren Würde des Menschen schon vor 1945 entwickelte und wie sie, trotz aller unterschiedlichen Interpretationen, zur wichtigsten Übereinkunft der Deutschen wurde.
Die Universität zu Köln hat eine bemerkenswerte Geschichte, die 1919 mit ihrer zweiten Gründung begann, nachdem die Vorgängerinstitution 1388 geschlossen wurde. Während des Ersten Weltkriegs entstand eine neue Universität, die Theorie, Praxis und soziale Forschung verband und sich als fortschrittlich verstand. Der Band untersucht den Weg der Universität seit ihrer Gründung, die Auswirkungen des Nationalsozialismus, die Gründung der Bundesrepublik, die Ereignisse von 1968 und die Anfänge der Globalisierung. Er beleuchtet prägende Persönlichkeiten und entscheidende Weichenstellungen sowie die Erfahrungen der Studierenden in verschiedenen Epochen und deren Verhältnis zur Stadt Köln. Das Buch bietet ein umfassendes Panorama aus Informationen, Biografien, Bildern und Objekten, das die Kontinuitäten und Transformationen der Universität bis ins 21. Jahrhundert veranschaulicht. Heute ist die Universität ein herausragender Ort des Wissens mit modernen Lehrformen, einem breiten Fächerspektrum, Spitzenforschung und Internationalisierung. Anlässlich des 100. Jubiläums der Neugründung wird der Band herausgegeben von Habbo Knoch, Ralph Jessen und Hans Peter Ullmann, die auch das Konzept entwickelt haben. Unterstützt wurde die Entstehung des Buches von einem universitätsinternen Beirat und dem Kölner Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer, unter der Leitung von Thomas Prüfer und Thekla Keuck.