Der Fall Clara Immerwahr
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Biographie der Chemikerin (1870-1915), die aus Protest gegen die Rüstungsaktivitäten ihres Mannes - des späteren Nobelpreisträgers Fritz Haber - Selbstmord beging




Biographie der Chemikerin (1870-1915), die aus Protest gegen die Rüstungsaktivitäten ihres Mannes - des späteren Nobelpreisträgers Fritz Haber - Selbstmord beging
1928 zeigten 33 Städte in Deutschland Interesse an einem Vortrag der Schweizer Naturwissenschaftlerin. Die Massen kamen, angezogen von den aktuellen Fragen und der Überzeugung der Referentin. In der Nazizeit wurden ihre Schriften verbrannt. Gertrud Woker setzte sich seit 1907 in Bern für ein neues Lehrgebiet ein, das die Verknüpfung biologischer, chemischer und physikalischer Disziplinen betonte. Sie kritisierte die frühe Spezialisierung im Studium, die den Studenten den Überblick und die Verantwortung für ihre Forschung entziehen würde. Nach ihrem Austritt aus dem Lehrkörper 1951 veröffentlichte sie „Die Chemie der natürlichen Alkaloide“, die in Fachzeitschriften großes Echo fand. 1952 wurde sie von der Frauenliga bei der UNO um eine Stellungnahme zu den wissenschaftlichen Kriegsmethoden im Koreakrieg gebeten. Bis 1965 präsentierte sie ihre Berichte auf Kongressen und Exekutivsitzungen der Frauenliga. Sie korrespondierte mit Politiker:innen und Institutionen und erhielt Briefe von Frauen weltweit, die ihr von genetischen Missbildungen ihrer Kinder berichteten. Im Alter von 88 Jahren brach sie während der Eskalation chemischer Kriegsführung in Vietnam zusammen. Dr. Gerit von Leitner, Historikerin, Pädagogin und Filmemacherin, hat in ihrem ersten Buch „Der Fall Clara Immerwahr“ ihr umfangreiches Wissen mit zeitgeschichtlicher Kenntnis lebendig verbunden.
Nasser Zafzafi, Anführer der Protestbewegung Hirak im marokkanischen Rif-Gebirge, die gegen Korruption, Unterdrückung und Machtmissbrauch kämpft, wurde 2018 für den Sacharow-Preis für geistige Freiheit - den Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments - nominiert. Ein seit 100 Jahren verdrängtes Thema – die Folgen von Terror und Gaskrieg der europäischen Großmächte in Nordafrika – kehrte an seinen Ursprung zurück. Denn der 1. Weltkrieg war kaum beendet, da raufte sich Europa zu einem Kolonialkrieg im rohstoffreichen Maghreb zusammen. Einzig Mohammed Abd al-Karim (1882-1963), Anführer der als primitiv geltenden Rifkabylen, wagte den Aufstand für die Freiheit seines Volkes. Er rief 1921 im zwischen Frankreich und Spanien aufgeteilten „Protektorat“ eine unabhängige Republik aus. Seine Guerillataktiken waren Vorbild für Che Guevara, Mao Zedong und Ho Chi Minh. Mithilfe von zehntausenden Gasbomben aus deutscher Produktion schlugen Frankreich und Spanien den Aufstand nieder. Der Rif-Krieg dauerte sechs Jahre, seine Folgen wirken bis heute. Gerit von Leitner trägt vergessene Fakten aus Militärarchiven zusammen und webt Geschichte aus der Erzählung von Zeitzeugen – Überlebenden der Kolonialkriege und ihrer Nachfahren - zu einer eindrucksvollen Bild-Text-Collage über ein unbekanntes Marokko.