Strategy making in the European Union
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Historische Bildung in der Bundeswehr
In der Bundeswehr bestand schon bei ihrer Aufstellung vor über 60 Jahren ein grundsätzlicher Konsens über die Notwendigkeit und hohe Bedeutung historischer Bildung. Dieses Verständnis unterscheidet sich nicht wesentlich von dem öffentlicher Schulen und anderer ziviler Bildungseinrichtungen. Allgemein gilt in Deutschland historische Kompetenz als eine wesentliche Voraussetzung für verantwortliches und zukunftsorientiertes Handeln. Angesichts dieser grundsätzlichen Übereinstimmung über den Wert historischer Bildung ist es bemerkenswert, wie umstritten innerhalb wie außerhalb der Bundeswehr die Ansichten über deren konkreten Nutzen sind. Die Auseinandersetzung um diese Frage begann bereits vor der Ernennung der ersten Soldaten am 12. November 1955 und ist bis heute nicht beendet. Die Beiträge des Bandes thematisieren verschiedene Facetten dieser Auseinandersetzung. Außerdem beschreiben sie die Entwicklung der historischen Bildung und insbesondere der Militärgeschichte in Theorie und Praxis bei der Ausbildung der deutschen Soldatinnen und Soldaten.
Der Kalte Krieg zwischen Ost und West wurde von westlicher Seite auch von privaten antikommunistischen Organisationen geführt. Der Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UFJ) war dabei am erfolgreichsten. Er berief sich in seinem Kampf auf das Recht als Maßstab. Seine Arbeit entfaltete eine große Wirksamkeit, was sich nicht zuletzt an der Brutalität zeigt, mit der er von der DDR bekämpft wurde. Anfangs von den Amerikanern finanziert, geriet er mit der Zeit in immer größere Abhängigkeit zum westdeutschen Staat, bis er schließlich in einer Behörde aufging. Die Geschichte der Juristenorganisation ist eng verknüpft mit jener der Ost-West-Auseinandersetzung. Die Untersuchung gibt einen Überblick über ihre Entwicklung und Arbeitsweise.
Die Nationale Volksarmee unterlag seit ihrer Aufstellung 1956 dem totalitären Führungsanspruch der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Die SED verfügte über einen eigenständigen Polit- und Parteiapparat, der nach sowjetischem Vorbild die militärische Führungsorganisation doppelte und der Staatspartei so einen unmittelbaren Zugriff auf die Truppe - unabhängig vom militärischen Befehls- und Meldeweg - sicherte. Frank Hagemann arbeitet in seiner Studie heraus, daß gerade viele Truppenoffiziere jenseits der grundsätzlichen Anerkennung des Primates der SED nicht bereit waren, sich ohne weiteres den Parteiorganen in den Verbänden unterzuordnen. So zog der Grundwiderspruch von militärischer Führungsorganisation und Politsystem in der Praxis der Volksarmee zeitweise heftige Konflikte nach sich, denen die Parteiführung auch mit brachialen Methoden begegnete. Der Autor beleuchtet eingehend, wie im Spannungsfeld von ideologischen Normen, militärischen Notwendigkeiten und sowjetischen Forderungen die 'führende Rolle' der SED in der Nationalen Volksarmee verwirklicht wurde, welche Schwierigkeiten daraus resultierten und wie man damit in Partei und Armee bis Ende der sechziger Jahre umging.