Ist unsere Gesellschaft nur dann innovationsfähig, wenn sie die Institutionen, die sie bisher prägten, radikal in Frage stellt? Die politische Diskussion um das »Modell Deutschland« legt den Gedanken häufig nahe – aber dieses Buch legt sich darauf nicht von vornherein fest. Es basiert auf zehn sozialwissenschaftlichen Fallstudien über gesellschaftlichen Wandel, die bis 2005 im Rahmen des »Niedersächsischen Forschungsverbundes für Technikentwicklung und gesellschaftlichen Strukturwandel« durchgeführt wurden. Die Veränderungsprozesse, die in ganz unterschiedlichen Bereichen – Technologie, Organisation und Steuerung, Mechanismen gesellschaftlicher Integration – untersucht werden, zeigen ein einheitliches Muster: Ihre spezifische »Flugbahn« lässt sich nur dann beschreiben und erklären, wenn auch die mit ihnen interagierenden Institutionen in die Analyse aufgenommen werden. Dabei erweist sich die Vorstellung als irreführend, dass sich Innovationen nur über die vielbeschworene Deregulierung und gegen das Beharrungsvermögen der Institutionen durchsetzen. Ganz im Gegenteil erweisen sich Institutionen auch als Ressourcen der Innovationsfähigkeit – im Fluss des Wandels bieten sie Fixpunkte und Pfadabhängigkeiten, an denen sich Innovationspotenziale herausbilden.
Hartwig Heine Livres





Der Autoverkehr, jeder weiß es, gefährdet die Umwelt. Doch die Hoffnung, die Menschen könnten sich wieder von der automobilen Lebensweise verabschieden, erscheint illusorisch. Eine empirische Untersuchung lässt die Autoren zu dem Ergebnis kommen, dass es auch gesellschaftlich hoch eingestufte Werte sind, welche die Menschen am Auto festhalten lassen.
Welche Chancen hat ein gesamtgesellschaftlicher Dialog über das Umweltproblem, der auch die Manager der Großchemie einbezieht? Beantworten sie die ökologische Chemiekritik nur als Sprachrohr ihrer begrenzten Bereichslogik und beruflichen Sonderinteressen? Aufgrund von 80 qualitativen Interviews mit Vertretern des unteren und mittleren Managements in zwei großen deutschen Chemieunternehmen analysieren die Autoren ihr ökologisches Berufsbewußtsein, ihre Einschätzung der Rationalität der öffentlichen Chemiekritik und ihre Kommunikation mit ihr. Das Ergebnis lautet: Angesichts einer öffentlichen Kritik, die die Legitimität ihrer beruflichen Tätigkeit radikal in Frage stellt, geht es auch für die Manager um die Frage, wo die gesellschaftliche Vernunft liegt. Aber ihre Haltung zur Chemiekritik bleibt ambivalent: Einerseits bildet sich in der Auseinandersetzung mit ihr ein elitäres, die Überlegenheit der eigenen Rationalität hervorhebendes Berufs- und Macher-Bewußtsein heraus, das zur Selbstabschottung neigt. Andererseits führt das Bewußtsein, auf die öffentliche Meinung angewiesen zu sein, in Abstufungen auch zu Selbstrelativierung und -öffnung. Daraus ergibt sich schließlich auch die Chance eines eigenen Beitrags zur gesellschaftlichen Umweltdiskussion.