Paul Kellermann Livres






Die Entstehungsgeschichte dieses Sammelbandes hat zwei Stränge. Der erste begann mit dem Versuch, die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik der Universität Klagenfurt interdisziplinär zu vernetzen, was zu einem Symposion und mehreren Workshops in den Jahren 2003 und 2004 führte. An diesen nahmen auch Mitglieder anderer Fakultäten der Universität teil, was in dem Buch „Geld und Gesellschaft“ (Wiesbaden 2005, 2006) mündete. Ein weiteres Symposion fand 2006 statt, an dem Kolleginnen und Kollegen aus ganz Österreich, Deutschland und Frankreich teilnahmen und Texte für den vorliegenden Sammelband lieferten. Der zweite Strang umfasst Postskripta und Kommentare zu den verfügbaren Texten, eine Niederschrift einer Berliner Rundfunksendung sowie studentische Artikel. Beide Stränge sind mit dem Begriff „Diskurs“ verbunden, wobei verschiedene Aspekte des Prozesses zu unterscheiden sind – insbesondere unmittelbare Reden, Gegenreden und das Sprechen über denselben Gegenstand. Der Diskurs bezieht sich nicht nur auf gesprochene Gedanken, sondern auch auf geschriebene oder künstlerisch ausgedrückte Formen. Die Symposien lebten vom Gespräch, die Workshops von Thesenpapieren und Diskussionen, während Sammelbände meist nur Texte oder Bilder enthalten. Dialektisch betrachtet liegt im Text auch sein Widerspruch, der von ihm provozierte Gegengedanke, vorausgesetzt, die Beiträge werden gelesen.
In Krisenzeiten wird Geld weit mehr Aufmerksamkeit gewidmet als an Tagen wirtschaftlicher Problemlosigkeit. Das zeigt sich im Vergleich der Zeiten vor und nach dem jüngsten Ausbruch der Krisen (Hypothekenmarkt, Banken, öffentliche Haushalte, Wirtschaftssystem, Arbeitsmarkt). Doch grundsätzlich kann Geld soziologisch als eine mehr oder weniger bewusste Handlungsorientierung angesehen werden, die das Tun der Menschen in den modernen, extrem arbeitsteiligen, Gesellschaften entscheidend beeinflusst: Über das Zahlungsmittel ausreichend verfügen zu können bestimmt, wie das Leben in dieser „Geldgesellschaft“ zu gestalten ist, in der nahezu alles gekauft werden muss, was gebraucht wird. An Geld zu gelangen wird daher nicht nur in wirtschaftlichen Krisen die vorherrschende Orientierung des gesellschaftlichen Handelns. Doch wenn das konkrete Geld nicht entsprechend durch reale Leistungen (auch des in Krisen ungenutzten Arbeits- und Produktionsvermögens) gedeckt wird, ist es nicht mehr viel wert. Eben so verlieren dann virtuelle Finanzwerte längerfristig ihren Wert.
