Jochen Greven Livres






Das bedeutendste Projekt für wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung in der Bundesrepublik zieht eine selbstkritische Bilanz. In Berichten von Veranstaltern wie Rundfunk, Universitäten und Volkshochschulen sowie durch externe Analysen und Dokumentationen wird die Entwicklung des Funkkollegs reflektiert. Über drei Jahrzehnte hinweg hat das Funkkolleg einem breiten Publikum in der alten und neuen Bundesrepublik Zugang zu wissenschaftlicher Fortbildung geboten. Rund 700.000 Teilnehmer investierten ihre Freizeit, um sich durch Radiosendungen, Studienbriefe und Begleitzirkel auf Universitätsniveau in verschiedene Fachdisziplinen einführen zu lassen und interdisziplinäre Ansätze der Wissenschaft kennenzulernen. Besonders bedeutend war das Funkkolleg in der Lehrerfortbildung, während seine Sendungen auch Millionen allgemein interessierter Zuhörer erreichten. Abschließend wird eine kritische Betrachtung angestellt: Was führte zu diesem „Modellversuch“? Wie hat sich das Funkkolleg an veränderte Zeiten angepasst? Wer waren die Teilnehmenden und welche Bedeutung hatte das Programm für sie? Zudem wird das bedauerte Ende des Funkkollegs thematisiert. Die Berichte der Veranstalter und externen Beobachter werden durch umfassende Dokumentationen und eine Bibliographie ergänzt.
Existenz, Welt und reines Sein im Werk Robert Walsers
Versuch zur Bestimmung von Grundstrukturen
- 292pages
- 11 heures de lecture
Jochen Grevens 1960 erschienene Untersuchung ist ein Meilenstein der Robert Walser-Forschung. Als eine der wegweisenden Pionierarbeiten der Nachkriegsgermanistik, situiert sie den damals weitgehend vergessenen Autor zwischen einem emphatischen Existenzialismus, einer ins Utopische spielenden kritischen Theorie und einem den linguistic turn antizipierenden Konstruktivismus.
Robert Walser - ein Außenseiter wird zum Klassiker
Abenteuer einer Wiederentdeckung
Im 'du-Heft' über Robert Walser wurde jüngst bedauert, dass ein hoch interessanter Erinnerungstext von Jochen Greven nur als Typoskript unter Freunden kreise. Voilà und erweitert: die lange, an Komplikationen reiche, aber glücklich endende Geschichte von der Wiederentdeckung eines vergessenen Schweizer Autors, der zum Klassiker der europäischen Moderne wurde. Ein materialreicher Rückblick auf ein Meisterkapitel des zeitgenössischen Literaturbetriebs, mit beeindruckenden biografischen Porträts. Die Robert-Walser-Story in einer persönlichen Erzählung. Über Mühen und Glück in den Ebenen des Literaturbetriebs
Der Erzähler Klaus Nonnenmann (1922–1993) gehörte um 1960 zu den interessantesten und von der Kritik hoch gerühmten Figuren der westdeutschen Literaturszene – zuerst mit dem graziös erzählten kleinen Buch ›Die sieben Briefe des Doktor Wambach‹ (1959), dann mit dem am Bodensee spielenden Roman ›Teddy Flesh oder die Belagerung von Sagunt‹ (1964). Später wurde es dann, trotz eines bei Luchterhand erschienenen Prosabandes (›Herbst‹, 1977), wieder still um den Autor. Nach längeren Lebensphasen in Frankfurt am Main und am Bodensee ist Nonnenmann zuletzt wieder in seine Vaterstadt Pforzheim zurückgekehrt, in die »Goldstadt« am Rand des Nordschwarzwalds, in der er aufgewachsen war und die er in seinen erzählerischen Arbeiten immer wieder, bald wehmütig, bald humorvoll und satirisch, geschildert hat.
Jochen Grevens einführende Essays belegen eindrucksvoll, daß Walsers Werk unter einer inneren Spannung steht, die es unabschließbar, aber auch unauslotbar macht. Überlegungen zu Walsers Stil, zu pathologischen Momenten seines Schaffens, zu den – wiederum gebrochenen – Selbstspiegelungen Walsers in den Schicksalen anderer Autoren sowie zu der sonderbaren Geschichte seiner Rezeption zeigen insgesamt eine Figur »in wechselndem Licht«, die sich jeder voreiligen Legendenbildung entzieht.