»Die burg und stat Rotenfels mit dem ampte ...«
Historische Spurensuche in Rothenfels am Main




![Hoher Meissner 1913 [neunzehnhundertdreizehn]](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/0.jpg)

Historische Spurensuche in Rothenfels am Main
Geologe – Paläontologe – Darwinist. Eine Biografie
Der Geowissenschaftler Wilhelm Branco (1844-1928) forschte über Vulkane und Erdbeben, die Stammesgeschichte fossiler Lebewesen, das Schicksal der Dinosaurier und die Vorgeschichte des Menschen. Er schrieb und redete auch über religiöse und politische Streitfragen. Als überzeugter Darwinist verteidigte er die Freiheit von Forschung und Lehre gegen kirchlichen und monistischen Dogmatismus. Soeben entdecktes Nachlassmaterial wird in diesem Band publiziert und für eine erste, kritische Biografie ausgewertet. Dabei wird ein weites Geflecht familiärer, wissenschaftlicher und künstlerischer Beziehungen des Italienliebhabers Branco deutlich. Die Studie versteht sich als Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte, aber auch zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des deutschen Bürgertums der Kaiserzeit.
In der unterfränkischen Kleinstadt Rothenfels am Main gab es schon im Mittelalter eine jüdische Gemeinde, die in unbekannter Zeit unterging. Erst im 17. Jahrhundert siedelten sich in der Stadt, danach in dem zugehörigen Dorf Bergrothenfels Juden erneut an. Deren Geschichte endete vor 1900 wegen Überalterung der Familien und Abwanderung ihrer jungen Mitglieder. Einige Nachkommen sind in Würzburg und Frankfurt am Main – und in nationalsozialistischen Vernichtungslagern nachweisbar. Die bisher unbekannte Geschichte dieser kleinen fränkischen Landjudengemeinde wird hier aus zahlreichen amtlichen Akten, Korrespondenzen und Protokollen rekonstruiert. Auch die vor Ort fast völlig verwehten Spuren der Juden werden entdeckt: ein schon vor Jahrhunderten aufgelassener Friedhof, die ehemaligen Wohnstätten und die nur noch literarisch überlieferten Gemeindezentren. So entsteht ein Bild der wechselhaften Geschicke der Rothenfelser und Bergrothenfelser jüdischen Familien, ihres Lebens und Arbeitens als Händler und Bauern. Deutlich wird der lange Weg einer religiösen Minderheit im Wandel der Politik zwischen Vertreibung und Duldung, Ausgrenzung und Emanzipation.
Rothenfels am Main, am Ostrand des Spessarts gelegen, zählt zu den wenigen unzerstörten und noch bewohnten deutschen Burgen des Mittelalters. Im Jahr 1150 gegründet als Sitz der edelfreien fränkischen Familie von Grumbach, kam sie 1343 an das Fürstbistum Würzburg, dem sie bis Ende 1802 als Amts- und Gerichtssitz diente. 1919 zog mit der katholischen Jugendbewegung Quickborn neues Leben in die alten Mauern ein. Heute arbeitet die Burg als unabhängige Tagungsstätte und Jugendherberge. Die romanische Anlage der Anfangszeit ist in guten Teilen noch sichtbar, ergänzt durch spätgotische Neubauten des 16. Jahrhunderts, ein spätbarokkes Amtshaus und weitläufi ge Wirtschaftsgebäude. Nach jahrzehntelangen Sanierungen gilt Rothenfels als Musterbeispiel für die gelungene Erhaltung eines Kulturdenkmals mit neuer Nutzung. Die Schicksale der Burg werden hier vor dem Hintergrund der fränkischen und deutschen Geschichte nachgezeichnet. Ausführlich wird auch die Baugeschichte analysiert und dokumentiert, ergänzt mit zahlreichen historischen und aktuellen Plänen, Abbildungen und Fotografi en. Politische, soziale und religiöse Entwicklungen, Wirtschafts- und Kunstgeschichte kommen zusammen, mit teils überraschenden Ergebnissen quer zur bisherigen Forschung.