Seit den 1990er Jahren hat die Geschlechterperspektive in vielen Schulfächern und Fachdidaktiken zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dieses Buch gibt einen zusammenfassenden Überblick über die bislang häufig isoliert geführten Diskussionen in den einzelnen Fächern. Die Beiträge konzentrieren sich insbesondere auf geistes-, gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Disziplinen. Hier sind die Diskurse um Geschlechterperspektiven bisher weniger bekannt als die entsprechenden Debatten im Bereich Mädchen und Frauen in Naturwissenschaften und Technik. Der vorliegende Band stellt neue Entwicklungen und Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung in den folgenden Schulfächern und Fachdidaktiken vor: Religionslehre / Geschichte / Deutsch / Sachunterricht und Sozialwissenschaften / Englisch / Mathematik / Sport / Arbeitslehre und berufsorientierende Bildung / Medienpädagogik / Sexualpädagogik Die Beiträge liefern sowohl neue Erkenntnisse zur theoretischen Frauen- und Geschlechterforschung als auch Anregungen dafür, wie diese in der Schul- und Unterrichtspraxis umgesetzt werden können. Im abschließenden Fazit werden die prinzipiellen Auswirkungen auf die Allgemeine Didaktik und auf die Schulpädagogik beleuchtet.
Heidrun Hoppe Livres




Innerhalb nur weniger Jahrzehnte sind die Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten für Frauen gewachsen, aber es gibt auch neue Unsicherheiten und Zwänge: Mädchen und junge Frauen qualifizieren und engagieren sich beruflich – sollen sie sich ganz auf ihren Aufstieg konzentrieren, ihre Kinderwünsche (zunächst?) zurückstellen oder sich mit einer niedrigeren Position begnügen, die ihnen möglicherweise mehr Zeit für sich selbst lässt? Mütter wissen, wie wichtig Geduld, Zuwendung und stabile Beziehungen für das Gedeihen ihrer Kinder sind – sollen sie deshalb ihre beruflichen und sonstigen eigenen Interessen hintanstellen, die lieblos gewordene Beziehung zum Partner aufrechterhalten, den Schulerfolg des Kindes arbeitsaufwendig unterstützen? Frauen sind sensibel geworden gegenüber männlichen Überlegenheitsansprüchen – wie gehen sie mit Situationen um, in denen sie sich mit männlicher Aggression konfrontiert sehen? Solche Unsicherheiten sind das Ergebnis fortwirkender Traditionen, neuer Sichtweisen und veränderter Zuständigkeiten; sie ermöglichen und erfordern das fortwährende Ausbalancieren von Widersprüchen sowie den Mut zum „Seitensprung“. Heidrun Hoppe dokumentiert solche Veränderungen, Auf- und Umbrüche, traditionelle und ungewöhnliche Denkmuster und Lebensformen in den alten und neuen Bundesländern. Dabei wird deutlich, dass Frauen ganz unterschiedliche Ausgangspositionen haben und unterschiedliche Ziele verfolgen, was nicht nur in aktuellen Statistiken, sondern vor allem auch in biographischen Materialien zu verschiedenen Lebensabschnitten knapp und anschaulich vorgeführt wird. Das Buch gibt einen Überblick über die Handlungschancen und Handlungszwänge in verschiedenen Lebensphasen: Über die Situation von Mädchen und jungen Frauen in Schule und Berufsausbildung, über Frauen im Haushalt, als Mutter und im Beruf, es geht auf die materiellen und sozialen Bedingungen geschiedener und alter Frauen ein, jeweils mit einem Überblick über frauenpolitische Perspektiven. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Problem der Gewalt gegen Frauen und mit der neuen Frauenbewegung. Die Texte eignen sich für die schulische wie für die außerschulische Bildungsarbeit sowie für diejenigen, die knapp und trotzdem anschaulich sich zu rechtlichen Rahmenbedingungen, wirtschaftlichen Daten, frauenpolitischen Diskussionen und subjektiven Sichtweisen zum Thema „Frauen“ informieren möchten.
Subjektorientierte politische Bildung
Begründung einer biographiezentrierten Didaktik der Gesellschaftswissenschaften
- 375pages
- 14 heures de lecture
Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung. 2. Die Identitätsentwicklung Jugendlicher: Trends zur Individualisierung und deren Auswirkungen auf die politische Bildung. Jugend wird als eigenständige Lebensphase betrachtet, in der Individualisierung sowohl Kontinuitäten als auch Beschleunigungen aufweist. Die Identitätsbildung ist komplex, da Jugendliche ihre Identität aktiv gestalten müssen. Der Bildungsbereich, insbesondere die politische Bildung, kann zur Identitätsentwicklung beitragen, was auch für den Sozialkundeunterricht relevant ist. 3. Politische Orientierungen und Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern: Geschlechterdifferenz und Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. Es werden Unterschiede im politischen Selbstverständnis und den Orientierungen zwischen Geschlechtern untersucht. Geschlechtsspezifische Aspekte werden oft in fachdidaktischen Konzepten ausgeblendet. Historische Überzeugungen und die Thematik weiblicher Fähigkeiten werden betrachtet. 4. Subjektorientierung als uneingelöste Perspektive der Fachdidaktik: Chancen und Probleme des Sozialkundeunterrichts werden beleuchtet, insbesondere im Hinblick auf Politikverdrossenheit und die Rahmenbedingungen des Unterrichts. 5. Der biographisch-subjektorientierte Ansatz: Möglichkeiten für bedeutungsvolles Lernen werden diskutiert, ebenso wie die theoretischen Grundlagen und Herausforderungen dieses Ansatzes. 6. Schlußbetrachtung. Literatur.