Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen hat sich in den letzten Jahren verstärkt um die Erschließung, den Nachweis und die Präsentation ihres historischen Altbestandes bemüht. Mit der Ausstellung einiger ausgewählter Handschriften in der Herzog August Bibliothek wurde ein Eindruck von der Schönheit und Vielfalt der Werke vermittelt, die zum Teil seit Jahrhunderten in der Bibliotheca Bremensis gepflegt werden und einen wertvollen Teil des kulturellen Erbes der Stadt Bremen darstellen. Die Handschriften zeugen von dem geistigen und geistlichen, aber auch von dem höchst profanen Leben in unseren Breiten in der Zeit des Mittelalters. Mit dem zunehmend sich verstärkenden Interesse an den Jahrhunderten vor der Reformation, deren besseres Verständnis mehr und mehr als unabdingbar zur Erklärung und Deutung des Aufbruchs in die moderne Welt in Europa verstanden wird, erhalten die mittelalterlichen Handschriften eine neue Bedeutung.
Irene Stahl Livres






Der Katalog, der als Band 4 des Niedersächsischen Kurzkatalogs erscheint, führt diese Reihe weiter und bringt gleichzeitig die bis dato die Bände 3, 7, 8 und 9 der Reihe Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen umfassende Katalogisierung aller mittelalterlichen Hildesheimer Handschriften zum Abschluss. Er enthält Beschreibungen von 54 Handschriften bzw. Fragmenten aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek, erschlossen durch ein ausführliches Personen-, Orts- und Sachregister, ein Initienregister und ein Register der deutschen Gebete. Trotz der durch das Medium des Kurzkatalogs vorgegebenen Knappheit liegt der Schwerpunkt auf der Texterschließung. Neben etlichen, in der mittelalterlichen Theologie- und Literaturgeschichte bereits bekannten Texten präsentiert der Katalog eine Fülle neuen Materials für die Landes-, Frömmigkeits-, Medizin- und Einbandgeschichte, darunter ein für das Urkundenbuch der Stadt und des Bistums Hildesheim nicht ausgewertetes Kopialbuch des Johannisspitals und eine medizinische Sammelhandschrift mit Indikationen für namentlich genannte Patienten aus dem Braunschweiger und Hildesheimer Raum.
Die Handschriften der Klosterbibliothek Frenswegen
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Seit fast dreißig Jahren werden in der Arbeitsstelle zur Handschriftenerschließung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel mittelalterliche Handschriften katalogisiert. Zwanzig Kataloge sind in dieser Zeit entstanden. Der neueste ist der Katalog zu 124 mittelalterlichen Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, von denen die ältesten aus dem 9. Jahrhundert und die jüngsten aus dem 16. Jahrhundert stammen. Der überwiegende Teil ist in lateinischer Sprache geschrieben, daneben finden sich etliche mittelniederdeutsche und mittelniederländische, sechs griechische, eine dänische und eine tschechische Handschrift. Zu den ältesten gehören die 26 zum Teil mehrbändigen Werke, die Erzbischof Hartwig I. bis 1166 der Bibliothek des Bremer Domstifts zum Geschenk machte. Einige Stücke stammen aus dem Augustinerchorherrenstift St. Willehadi und dem Benediktinerkloster St. Paul. Weitere sehr alte, heute in Bremen aufbewahrte mittelalterliche Handschriften kommen sicher oder mit hoher Wahrscheinlichkeit aus St. Gallen. Mittelsmann war der Jurist und Polyhistor Melchior Goldast von Haiminsfeld (1578–1635). Auffallend ist die große Zahl illuminierter Handschriften, darunter das für Echternach geschriebene und kostbar ausgestattete Perikopenbuch Kaiser Heinrichs III. und die mit 400 Miniaturen illustrierte Sächsische Weltchronik.