Peter Por Livres






Vorliegender zweiter Band befaßt sich mit Rilkes nachelegischer Lyrik. In dieser Periode ließ sich Rilke zunehmend vom Prinzip einer musikalischen Komposition dazu anregen, seine lyrischen Wort-Gedichte als absolute Zeichen-Kompositionen mit plural-zahllosen Ausrichtungen zu erschaffen. An ihrem Ende stehen Wort- bzw. Zeichen-Kompositionen, die durch ihre eigene Entstehung zugleich ihre eigene Vernichtung bedeuten und bezeichnen.
Vorliegendes Buch bietet eine systematische Deutung von Rilkes zehn ‚Duineser Elegien‘ sowie der elften, nachgetragenen ‚Elegie an Marina Zwetajewa-Efron‘. Rilke hat in seinen verschiedenen Perioden und erst recht im Spätwerk stets danach gestrebt, sein jeweiliges poetisches Ideal bis zum Äußersten zu verwirklichen. Die Gedichtgestalten der Elegien entstehen aufgrund des allbestimmenden Ideals einer offenen Ausrichtung zwischen dem Dichter und dem Engel, sie werden als „schreckliche“ und zugleich „preisende“, als „nie zu erreichende“ Wort- und Daseinskonstellationen vorgestellt. Diese neue Interpretation der zehn bzw. elf Elegien zielt darauf ab, im Fortgang und in der Komposition der Texte Rilkes eigenes elegisches Ideal nachzuzeichnen.
"Zu den Engeln (lernend) übergehen"
Der Wandel in Rilkes Poetik zwischen den "Neuen Gedichten" und den Spätzyklen
Rilke hat sein Werk immer durch eine doppelte und widersprüchliche Bestimmung entwickelt. In den verschiedenen Bänden, Zyklen und außerzyklischen Werken hat er offensichtlich danach getrachtet, jeweils voneinander stark abweichende oder auch gegensätzlich vorgestellte Gestalten hervorzubringen. Er selbst hat indessen bereits in einem relativ frühen Brief (14. Februar 1907 an Stefan Zweig) geäußert, daß er „so sehr Eines und immer wieder dieses Eine zu sagen hätte“. Auch haben Exegeten den Satz geprägt, wonach Rilke stets das eine und dasselbe Gedicht neu geschrieben habe. Im vorliegenden Buch wird Rilkes Werk der Jahre des langen Überganges von 1908 bis 1922 aufgrund dieser widersprüchlichen Bestimmung ausgelegt In einzelnen Kapiteln werden die großen Kompositionen: Requiem-Zyklus, Malte-Roman, Marien-Zyklus wie auch außerzyklische Gedichte, die als paradigmatisch gelten können, einzeln erörtert; andere Kapitel sind den philosophischen, kunstgeschichtlichen und biographischen Anregungen gewidmet, die die Wendung herbeigeführt haben. In den unterschiedlich geführten Analysen wird aber konsequent die Frage gestellt, wie Rilke von den äußerst geschlossenen und dinglich gefaßten Neuen Gedichten zu den äußerst offenen persönlich gefaßten Elegien gekommen ist, d. h., wie er durch völlig ungleiche Kompositionen immer das „eine“ Wort, das eine und dasselbe poetische Gestaltungsprinzip geändert und zugleich bewahrt hat.
Die orphische Figur
Zur Poetik von Rilkes »Neuen Gedichten«
Marina Cvetajeva bezeichnete Rilke als „verkörperte Dichtung“, während Rudolf Kassner argumentierte, Rilke strebe an, die Dichtung zu überwinden. Das Buch untersucht, wie Rilkes Lebenswerk, insbesondere im Band „Neue Gedichte“, aus der Spannung zwischen Vervollkommnung und Überwindung der Kunst entstanden ist. Rilke strebte, trotz der Einflüsse der Avantgarde, nach klassischer großer Lyrik. Der Doppelband wird eingehend analysiert, wobei biografische und künstlerische Inspirationen sowie zentrale Merkmale, Motive und Typen betrachtet werden. Das Buch geht über eine bloße Beschreibung hinaus; es ordnet das Material nach den poetischen Prinzipien des Bandes und interpretiert, wie Rilke die vollkommene Gedichtgestalt geschaffen, variiert und bis an ihre Grenzen geführt hat. Zudem wird die lyrikgeschichtliche und kunstphilosophische Bedeutung des Werkes herausgearbeitet. In diesem Kontext reiht sich das Buch in die Tradition der Rilke-Forschung ein, die durch die Schriften von Gadamer, Erich Heller, Ulrich Fülleborn, August Stahl, Judith Ryan und Anthony Stephens geprägt ist.
Diese Anthologie soll eine Marktlücke füllen. Selbst heute, da sich die wissenschaftliche Debatte um die geschichtlichen Stile wieder stark belebt hat, gibt es kein Lesebuch, das die Texte aus der früheren und näheren Vergangenheit beinhaltet, die bekannteren ebensowenig wie die nur schwer zugänglichen. Die vorliegende Anthologie bietet eine repräsentative Auswahl aus den bedeutendsten Stilepochentheorien der letzten dreihundert Jahre: angefangen mit den grundlegenden klassischen Texten, dann mit einer breiten Darstellung von der Entfaltung und Anwendung der Theorie in der Periode des Positivismus und der Geistesgeschichte bis hin zu den modernen und postmodernen Ansätzen, die die Stilepochen gänzlich aufzuheben oder mit stark eingeschränkter Bedeutung neuzubestimmen trachten. Gemäß dieser Zielsetzung ist die Anthologie konsequent interdisziplinär angelegt. Es werden theoretische und historische Texte aus den Bereichen Kunstphilosophie, Kunstgeschichte sowie Literatur und Musikwissenschaft angeführt; die Texte werden überwiegend ohne Kürzung abgedruckt. Eine umfassende Bibliographie und ein Register schließen die Anthologie ab. Die Herausgeber strebten ein Handbuch an, das den theoretischen Werdegang und die geschichtliche Anwendung der Stilepochen-Begriffe möglichst vollständig darstellt.
Angelpunkt der vorliegenden Essays ist ein Begriff, den Hebbel geprägt hat: die «Philosophie der Form». In einem geschichtlich wie sprachlich breiten Material und auch in methodologischer Vielfalt stellt jeder Essay einen Versuch dar, in der Formgestalt diese Philosophie als eine Etappe der modernen Kunst und gewissermassen auch des modernen Denkens zu begreifen; sei es in einem einzelnen Werk, in der Entwicklung eines Dichters, in einer lyrikgeschichtlichen Wende, in der gemeinsamen und originären Dramaturgie mehrerer Stücke oder im herrschenden Stil einer Periode. Die Essays befassen sich überwiegend mit der Literatur, aber mit stetigem Ausblick auf die anderen Künste und auch auf die Philosophie. In den verschiedenen, betont werknahen Analysen kehren stets kardinale Begriffe wieder: der Verlust der Transzendenz, die orphische Mythisierung des Künstlers und des Kunstwerkes, die Problematisierung der Künstler-Rolle und des Werkes, der paradoxale Charakter der modernen Formgebung, die fortwährende Thematisierung der Schöpfung von Raum und Zeit im Werk. Die Essays in ihrer Gesamtheit bieten eine konzeptionell kohärente Darstellung von Konflikten und Lösungen der modernen Kunst in der Periode zwischen der Aufklärung und dem Aufbruch der Avantgarde.
Das Essay stellt einen Versuch dar, den literarischen Jugendstil in seinem Kern, in der Verwandlung der lyrischen Imagination zu begreifen. Durch eine historische Konfrontation mit dem Aufbau der Bilder im Realismus und im Symbolismus, durch eine strukturalistisch und phänomenologisch angesetzte Analyse des Stilwandels erweist sich die Eigenart, der Zwischenzustand des Jugendstil-Bildes als stilgeschichtliches Emblem für einen allgemeinen Konflikt der gesamten Kunst und der zeitgenössischen Ideengeschichte schlechthin: für den Konflikt zwischen objektiv-rational beschreibbarer Welt und abstrakt-erträumter Welt, Evolution und Dekadenz, Positivismus und Lebensphilosophie.