Tohuwabohu
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Sammy Gronemanns amüsant geschriebene Erinnerungen an die Zeit von 1860 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges geben auf vergnügliche Weise Einblick in das jüdisch-zionistische Milieu. Als Sohn eines Rabbiners kannte Sammy Gronemann beide Welten. "Er war mittendrin im , als er am Rabbinerseminar in der Gipsstraße studierte, bevor er ins Fach Jura wechselte und in das vornehme Berliner Hansa-Viertel zog." Im Hauptberuf Rechtsanwalt, betätigte er sich "nebenher" erfolgreich als Schriftsteller. Sein Roman Tohuwabohu aus dem Jahre 1920, eine mit leichter Hand geschriebene Satire, war in den 20er Jahren das, was man heute einen Bestseller nennt, ein Erfolgsroman, der sage und schreibe sechzehn Auflagen erlebte.
Dieser Band versammelt Kurzprosa sowie Texte aus dem teils verloren gegangenen Nachlass; darunter bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten, Roman- und Dramenfragmente, Essays aus der politischen, juristischen sowie kulturellen Arbeit, zudem Gedichte, Parodien und Kritiken aus allen Lebensabschnitten. Neben den deutschsprachigen Originaltexten werden auch verlorengegangene, nur in hebräischer Übersetzung vorhandene Texte aus der palästinensisch-israelischen Schaffensperiode erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht. Der Band enthält unter anderem das von Hermann Struck illustrierte Frühwerk „Die Tulpenthaliade", Parodien und satirische Portraits zionistischer Zeitgenossen, Couplets, Kurzgeschichten, darunter Kriminalgeschichten und Fragmente einer Novelle über das Leben einer jüdischen Familie in Deutschland, das Fragment eines verloren gegangenen Romans über die globale deutsch-jüdische Diaspora, Würdigungen, politische Polemiken und Feuilletons zur zionistischen Arbeit, kunsttheoretische Schriften zu jüdischem Humor und hebräischem Theater, gesellschaftskritische Beiträge aus der Berliner und Tel Aviver Zeit, sowie das Spätwerk „Targum Onkel S." – ein satirisch-lyrisches Bibelepos. Die Kommentare der vorliegenden Ausgabe erschließen das bisher unveröffentlichte Archivmaterial kritisch und kontextualisieren es in der zeitgenössischen und geisteswissenschaftlichen Rezeption.
Nach der Emigration ins gelobte Land sitzt Sammy Gronemann 1946 auch einer Strandterrasse vor der "köstlichen Silhouette Jaffas" und staunt über die gelungene Verwirklichung des zionistischen Jugendtraums. Diese Staunen löst in ihm den Wunsch aus, den Weg dorthin und damit sein eigenes Leben aufzuschreiben. Seine amüsant geschriebenen Erinnerungen geben Einblick in das jüdisch-zionistisch Milieu Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg.Sammy Gronemann wurde 1875 als Sohn eines Rabbiners geboren. Nach dem Jurastudium ließ er sich als Anwalt in Berlin nieder und bestätigte sich mit Erfolg als Schriftsteller. Er zählte zu den führenden Köpfen der zionistischen Bewegung. 1933 emigrierte er zunächst nach Paris, dann nach Tel Aviv, wo er 1952 starb.