Gerichtsverfahren wühlen die Menschen auf, wie zuletzt der Fall Mannesmann oder der Fall des 'Kannibalen'. Sie stellen grundsätzliche Fragen nach Schuld, Verantwortung, Niedertracht, Menschlichkeit. Gisela Friedrichsens herausragende Reportagen versuchen das oft Unbegreifliche begreiflich zu machen und sind zugleich ein Stück Zeitgeschichte. Der angesehene Bankchef Ackermann, der sich wegen schwerer Untreue vor Gericht wiederfindet. Der Raser, der auf der Autobahn den Tod zweier Menschen verursacht. Die Techniker und Ingenieure, die für die Zugkatastrophe von Eschede geradestehen sollen. In den Gerichtsreportagen von Gisela Friedrichsen geht es nie nur um den einzelnen Fall, sondern auch um den Zustand der Gesellschaft, in der er sich ereignet hat. Es geht um die Psychologie der Menschen auf der Anklagebank. Und es geht nicht zuletzt um das Urteilen von Menschen über Menschen in einer Zeit, in der die Medien oft genausoviel Schaden anrichten wie die Straftäter selbst.
Gisela Friedrichsen Livres






Justizversagen oder Meisterstück? Der Prozess gegen Beate Zschäpe In kaum einem Strafprozess sind Möglichkeiten und Grenzen der Rechtsprechung so ausgelotet worden wie im Verfahren gegen Beate Zschäpe und ihre Mitangeklagten. Gisela Friedrichsen, Deutschlands bekannteste Gerichtsreporterin, zeigt in ihrer glänzenden Analyse, warum dieser fünf Jahre dauernde Prozess, der erstmals nach 1945 eine rassistisch motivierte Mordserie aufklären musste, für die bundesdeutsche Rechtsprechung so bedeutend ist. Anschaulich schildert sie die Beteiligten und ihre Strategien, von der sphinxhaften Hauptangeklagten über die ungewöhnliche Riege der Verteidiger und dubios agierende Nebenklägeranwälte bis hin zum Vorsitzenden Richter, der sich nicht das Heft aus der Hand nehmen ließ. Anders als manche Kritiker, die ein Versagen der Justiz erkennen, kommt sie zu dem Schluss, dass die Justiz die Bewährungsprobe bestanden hat.
»Wir müssen Sie leider freisprechen«
Gerichtsreportagen 2005–2016
Jedes Gerichtsverfahren spiegelt wider, woran unsere Gesellschaft krankt. Mal offenbaren wohlhabende Finanzjongleure ihren Hochmut, mal zeigt sich, wie armselig das Leben auf der anderen Seite der Gesellschaft ist. Mal wird einem von den Medien längst verurteilten Bundespräsidenten die Amtswürde vor Gericht endgültig genommen, mal das Intimleben eines TV-Wetterexperten lüstern seziert. Vor Gericht erhalten nahezu alle menschlichen Seelenregungen, die sonst im Verborgenen walten, ihre Bü Machtfantasien oder Habgier, seelische Gewalt oder Niedertracht. Es kommt aber auch die Infamie eines Justizapparats zum Vorschein, der lieber an einem Irrtum festhält, als ihn zuzugeben. Oder der einem Angeklagten, der freigesprochen werden musste, nachruft, man halte ihn trotzdem für den Täter.Vor Gericht zeigen sich jedoch nicht nur die Abgründe menschlicher Existenz, es gibt auch Momente der Hoffnung. Wenn es einem Richter gelingt, die aus den Fugen geratene Welt der Täter und Opfer wieder ins Lot zu bringen, kann unsere Justiz Wunden heilen.
Der fünfjährige Pascal verschwindet spurlos, und neun Verdächtige gestehen, in seinen Tod verwickelt zu sein. Doch diese Geständnisse erweisen sich als falsch, während Vorverurteilungen und Diskriminierung die Ermittlungen skandalös beeinflussen. Gisela Friedrichsen, Gerichtsreporterin des SPIEGEL, beleuchtet in ihrem aufrüttelnden Werk den Strafprozess, der nicht nur den Fall nicht lösen konnte, sondern auch die Lebensläufe der Betroffenen zerstörte. Der Fall Pascal erregte landesweit Aufsehen: Ob er einem Unfall zum Opfer fiel, ermordet oder entführt wurde, bleibt unklar. Verdächtig wurden die Inhaberin und Besucher einer Saarbrücker Kneipe, die nach ihren Geständnissen angeklagt wurden, jedoch aufgrund mangelnder Beweise freigesprochen. Das Gericht wies die Geständnisse aus guten Gründen zurück. Friedrichsen, die den Prozess intensiv verfolgt hat, analysiert die Umstände, die zu diesem Skandal führten, und zeigt auf, wie einseitige Ermittlungen, Vorurteile und Medienberichterstattung den Verlauf des Verfahrens prägten. Sie erkennt ein beispielhaftes Versagen der Justiz und kritisiert die Einflussnahme des sozialen Milieus und der Medien auf den Prozess.