Der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht, der mit einem erheblichen Gebietszuwachs einherging, fand im Osten insbesondere auf Kosten Polens statt: Ca. 40 % der preußischen Bevölkerung sprach Polnisch und nach Berlin war Warschau die zweitgrößte preußische Stadt; heute liegen ca. 70 % des historischen friderizianischen Preußen auf polnischem Territorium. Friedrich selbst war damit maßgeblich am Untergang Polens beiteilgt, wobei die polnische Wahrnehmung des Preußenkönigs erst mit dem sich in Deutschland im 19. Jahrhundert entwickelnden Kult zunehmend kritisch wurde. Erstmals in deutscher Sprache liefert Hans-Jürgen Bömelburg einen Überblick über die Beziehungen Friedrichs II. zu Polen und die Erinnerungsgeschichte an ihn in Deutschland und Polen. Für die Wahrnehmung der preußischen Geschichte in einem europäischen Kontext wird hier eine unentbehrliche Darstellung vorgelegt, die sich aber auch an den breiten Kreis der Friedrich-Interessierten wendet. Mit Register, Karten und Literaturverzeichnis.
Hans-Jürgen Bömelburg Livres






Identitätsentwürfe und -zuschreibungen sind entscheidend für historische und moderne Gruppenbildungsprozesse. Das Konzept der Identität ist vielschichtig und situationsabhängig, doch kulturell, historisch oder sprachlich geprägte Identitätsentwürfe haben eine große Reichweite und erfordern eine systematische Analyse. Die Beiträge des Sammelbands stammen aus einem Verbundprojekt am Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) und untersuchen die Rahmenbedingungen geschichts- und kommunikationsmächtiger Identitätsentwürfe sowie deren öffentliche Wirksamkeit oder Misserfolg. Die Autoren analysieren im ersten Teil Antemurale- und Herkunftsvorstellungen aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit in Polen, Ungarn, Russland und dem Osmanischen Reich. Der zweite Teil behandelt moderne Identitätsentwürfe in Südosteuropa, dem Kaukasus und Mittelasien. Abschließend werden sprachbezogene und sprachpolitische Identitätsdiskurse in Tatarstan, Aserbaidschan, Kasachstan, Südosteuropa und im russischsprachigen Internet dargestellt. Der Sammelband bietet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten an die Geschichts-, Sprach- und Kommunikationswissenschaften und fördert den interdisziplinären Gedankenaustausch.
Preußen
Deutsche Debatten 18. – 21. Jahrhundert. Eine Anthologie
Deutsche Debatten kreisen seit der Aufklärung um die Frage, welche Rolle Preußen für Kultur, Gesellschaft und Staat spielte bzw. noch spielt: Einigungsmacht Deutschlands, Reformvertreter, »das sklavischste Land von Europa« (Lessing), Bastion von Militarismus und Konservatismus, »rotes Preußen« oder Muster für den Nationalismus? Daran hat sich auch nach der Auflösung Preußens als »Träger des Militarismus und der Reaktion« durch das Alliierte Kontrollratsgesetz von 1947 nichts geändert: Heute ist die Berliner Republik von preußischen Erinnerungsorten wie dem Stadtschloss oder der Potsdamer Garnisonskirche umstellt – wie damit umgehen? Diese Anthologie bietet Schlüsseltexte und Anregungen.
Altes Reich und alte Republik
- 215pages
- 8 heures de lecture
Der Warschauer Aufstand 1944
- 295pages
- 11 heures de lecture
Der Warschauer Aufstand 1944 ist eines der schmerzlichsten Kapitel der deutsch-polnischen Beziehungen. Die 63 Tage vom Ausbruch bis zur Kapitulation der Aufständischen stehen im Zentrum der Erinnerung Polens an den Zweiten Weltkrieg. In Deutschland hingegen wissen nur wenige um die Ereignisse in der polnischen Hauptstadt. Im vorliegenden Band stellen polnische und deutsche Autorinnen und Autoren die Ereignisgeschichte des Warschauer Aufstandes dar. Die Themen reichen von den politischen Ursachen und dem militärischen Umfeld über die komplexen diplomatischen Begleitaktionen bis hin zu den Folgen für die Warschauer Zivilbevölkerung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung des Aufstandes sowie auf der Erinnerungskultur in den beiden Ländern. Das Buch ermöglicht dem deutschen Leserkreis, sich mit Ergebnissen polnischer Detailforschung vertraut zu machen. Die Fachwissenschaftler betreten darüber hinaus auch bislang weitgehend unerschlossenes Terrain und regen mit ihren Analysen zu neuen Fragestellungen an.
Die Teilungen Polen-Litauens
Inklusions- und Exklusionsmechanismen - Traditionsbildung - Vergleichsebenen
- 416pages
- 15 heures de lecture
Der Sammelband untersucht unter dem Leitmotiv „Inklusions- und Exklusionsmechanismen bei Herrschaftswechseln“ die Teilungserfahrungen und die Traditionsbildungen im preußischen, habsburgischen und russischen Teilungsgebiet Polens aus unterschiedlichen Perspektiven. Damit füllt das Buch eine Forschungslücke, da in Deutschland seit der Arbeit Michael G. Müllers (1984) keine größeren Publikationen zu den Teilungen Polens mehr erschienen sind. Der Band entstand im Rahmen eines von der VW-Stiftung geförderten Programms für Stipendiaten aus der Ukraine, Belarus, Litauen und Deutschland, das an den Universitäten Gießen und Trier angesiedelt war und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Institut Warschau durchgeführt wurde. Präsentiert werden die Forschungsergebnisse der beteiligten Stipendiaten sowie der kooperierenden Fachhistoriker. Aufgrund intensiver Archivrecherchen konnten dabei zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden, die zukünftige länderübergreifende Diskussionen befördern und die Teilungen Polen-Litauens als zentrale strukturgeschichtliche Veränderung der europäischen Geschichte verankern.
Frühneuzeitliche Nationen im östlichen Europa
- 559pages
- 20 heures de lecture
Konkurrierende humanistische Nationskonzepte wurden bisher hauptsächlich für den Westen und Süden Europas untersucht, während ihre Bedeutung in der Frühmoderne Ostmitteleuropas, insbesondere in der polnischen Adelsnation, oft übersehen wurde. Diese Studie beleuchtet den humanistischen Nationsdiskurs in Polen, der sich stark von deutschen und italienischen Konzepten abhebt und durch den mit antiker Legitimation versehenen Sarmatia-Begriff eine dominante Rolle in ganz Ost-Europa einnimmt. Der polnische Geschichtsentwurf und die damit verbundene Ehrgemeinschaft konnten konkurrierende Entwürfe in Litauen, Preußen, Masowien und teilweise der Ukraine überlagern und beeinflussten auch frühmoderne russische Konzepte. Die Analyse umfasst die Medien und Verbreitungswege der Nationalgeschichte, darunter Genealogie, Emblematik, Rhetorik und Schulschriften sowie deren gesellschaftliche Reichweite. Für die deutsch-polnischen und polnisch-russischen Beziehungen zeigt sich, dass sie bereits in der Frühmoderne durch Wettkampfkonzepte geprägt waren, in denen jede Nation ihre Überlegenheit demonstrieren wollte, was zur Entstehung nationaler Stereotypen führte. Diese Erkenntnis über die lange Dauer konkurrierender Nationalisierung ist für Kulturwissenschaftler und politisch Interessierte von großer Bedeutung und macht die Studie zu einem wichtigen Werk der frühneuzeitlichen Geschichte.