Der Fokus des Buches liegt auf der Analyse des Witzes als sprachliches Ereignis, das sich in den Werken von Jean Paul, Kleist und Freud manifestiert. Es wird untersucht, wie sich die Bedeutung des Witzes von einem persönlichen Ausdruck um 1800 zu einem sozialen Phänomen im 19. Jahrhundert wandelt. Der Witz wird als Kraft dargestellt, die durch unerwartete sprachliche Effekte und Wortspiele entsteht. Zudem wird das Zusammenspiel von Witz und Theorie thematisiert, wobei das Lachen als Medium der sozialen Verwicklung betrachtet wird.
"Theater sind Maschinen des Erscheinens. Und Theatermaschinen, die erscheinen lassen, verbergen sich selbst und bezeugen sich in ihren Effekten. Das teilen sie mit den Machinationen, wie Intrigen bis ins 19. Jahrhundert hießen. Sie widerstreiten dem Primat der dramatischen Handlung und ermöglichen in Verbindung mit Musik und anderen Illuminationen Theater als Spektakel. Die Beiträger*innen des Bandes fragen nach dem Zusammenhang von Maschine, Machination, Schauspiel und Schauraum. Mit der Figur der Maschine denken sie das Theater von seinen Rändern her und arbeiten heraus, wie ein maschineninduziertes Spektakel auch in Theaterformen (weiter)lebt, denen das Spektakuläre suspekt geworden ist."--Page 4 of cover
Perspektiven und Formen eines Theaters der Fliehenden
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Das aktuelle Theater ist zu einem Ort für Flüchtlinge geworden, der neben ihren Anliegen auch diese selbst auftreten lässt. Lebens- und Fluchtgeschichten werden nicht mehr ausschließlich den Behörden vorgetragen, sie appellieren auch an die Urteilsfähigkeit der Öffentlichkeit. Der vorliegende Band möchte auf die politische Funktion des Theaters in der Flüchtlingskrise hinweisen und zugleich die historischen Verbindungen zwischen Bühne und Asyl aufzeigen. Arbeiten wie Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ erinnern daran, dass das Theater bereits in der athenischen Polis als ein Ankunftsraum für Fliehende angelegt war. Das theatrale Geschehen wie die dramatische Handlung kann mit einer Asylverhandlung, die tragische Entscheidung mit der Frage von Fliehen oder Bleiben in Zusammenhang gebracht werden. Die hier versammelten Beiträge wollen dieses Fundament der europäischen Theatergeschichte sichtbar machen: Die Bühne wird selbst zum temporären Zwischenraum für die fliehend Ankommenden, der sich immer wieder neu und anders konstituiert.
Der Gegensatz von Erziehung als bloßer Instruktion und Bildung als Entfaltung der Persönlichkeit wird hinsichtlich seiner historischen Bedingtheit befragt und als wesentlich komplexere Relation vorgestellt. Beobachtet wird, dass ein inneres Bildungsgeschehen auf ›Äußerlichkeit‹ angewiesen und durch deren Einschreibungen bestimmt ist. Die historisch und medial je unterschiedlichen Konstrukte solcher Bildungsprozesse werden als Experimentalanordnungen ausgewiesen, die ein genaues Vorschriftenregister mit einer Rahmung verkoppeln, die Beobachtbarkeit, Formalisierbarkeit und Wiederholbarkeit sichert. Drei Begriffspaare, die systematische Felder eröffnen und historische Brüche anzeigen, sind für das in transnationaler, interdisziplinärer Perspektive umrissene Forschungsgebiet wesentlich: Regel/Spiel, Kontrolle/Desaster, Anpassung/Kontingenz.
Das Melodram wird im französischen Theater des 18. Jahrhunderts als Koppelung von Musik, Sprechen und Pantomime geboren, macht im 19. Jahrhundert europaweit Furore und lebt bis heute als eines der populärsten Genres des Films fort. Ausgehend von seiner Geburtsszene und seinen Transformationen wird das so genannte „Bastardgenre“ Melodram als ein Medienbastard untersucht, in dem verschiedene Medien neu kombiniert und exponiert werden. Das Melodram umfasst neben Sprechen und Musik auch den Tanz, das Tableau oder das „grand spectacle“. Zugleich knüpft das Melodram – auch das meint die Rede vom „Bastard“ – an die ‚niederen’ Formen des Theaters an, die im Rekurs auf den antiken Mimus andere Konzepte des Schauspiels etablieren, die Unterscheidung von Sprechen und Agieren verwirren und einen exzessiven Ausdruck freisetzen. Die in diesem Band versammelten Beiträge reichen vom antiken Mimus bis zum Metamelodram, sie betrachten die loci classici, wie das Monodram und französische Melodram, die Operette und das mehr oder weniger klassische Filmmelodram und führen bis zum frühen Western und den Theaterabenden Christoph Marthalers. Mit Beiträgen von Jörg Dünne, Alexander García Düttmann, Tobias Ebbrecht, Daniel Eschkötter, Ulrike Hanstein, Rembert Hüser, Isabel Kranz, Ethel Matala de Mazza, Bettine Menke, Michael Niehaus, Bart Philipsen, Simon Roloff, Armin Schäfer, Dietmar Schmidt, Dörte Schmidt, Juliane Vogel und Antje Wessels.
Ausgehend von Christoph Martin Wielands literarischen Übersetzungen und übersetzungstheoretischen Reflexionen fragt der Band nach verschiedenen Modalitäten des Übersetzens und Übertragens, nicht nur zwischen Sprachen, sondern auch zwischen literarischen Genres, Epochen, Wissensformationen und Nationen. Dabei zeichnet sich das Bild eines Autors und Herausgebers ab, der sich in experimenteller Offenheit einem Projekt der Vermittlung und Auflösung von Dichotomien wie der zwischen ‚Cosmopolitism‘ und ‚Nation‘ verschrieben hat.
Der Souverän – das Trauerspiel – Konstellationen – Ruinen
Dieses Buch behandelt Walter Benjamins »Ursprung des deutschen Trauerspiels« (1928) und zeigt, dass mit ihm gearbeitet werden sollte. Stand bisher vor allem Benjamins »Erkenntniskritische Vorrede« im Fokus, so wird das »Trauerspiel«-Buch hier als materiale Untersuchung in Bezug auf vier Themen - Trauerspiel und Tragödie, Souverän und Märtyrer, Melancholie sowie Allegorie - gelesen, deren konstellativer Zusammenhang sich u. a. in Hinsicht auf Politische Theologie, Repräsentation, Trauer und Komik, Theatralität und die Problematik des Spiels erschließt. Somit erscheint Benjamins Buch nicht nur als wichtiger Beitrag zur Barockforschung, sondern rückt in den Zusammenhang jüngerer Diskussionen, die u. a. mit den Namen Derrida, Foucault, Agamben oder Marin verbunden sind.
Trauerspiel als eine Politik des Auftritts, der Souveränität und sein Kontrastbegriff, die Tragödie mit ihren Kategorien der tragischen Fabel und tragischen Wirkung, werden im gegenseitigen Bezug neu bestimmt. Dort, wo sie im Moment des Spiels, des Spektakels, aufeinandertreffen, werden ihnen weitere Bedeutungen zugemessen. Dass damit die Spannung zwischen Trauerspiel und Tragödie nicht verschwindet, zeigt sich daran, wie sie sich zum verselbstständigten Spiel des Spektakels stellen. Tragödie, Trauerspiel, Spektakel sind weniger drei getrennte Typen des Theaters als vielmehr drei Formen der Konzeption eines Theaters jenseits des Dramatischen.
Am Ende des 20. Jahrhunderts erlebt das Stigma eine Renaissance durch Branding und Piercing, die in einer komplexen Beziehung zu den Stigmata stehen – den Wunden, die Jesus Christus in der Passion erlitten hat. Diese Phänomene sind nicht nur modische Praktiken, sondern auch geistige Wunden, die die imitatio Christi verkörpern und den Körper in einen Raum der Präsenz verwandeln. Verschiedene Disziplinen, darunter Theologie, Medizin, Recht und Psychologie, haben versucht, die Stigmata zu erklären, oft mehr zur Selbstaufklärung ihrer eigenen Annahmen als zur Klärung des Phänomens selbst. In dem vorliegenden Band werden diese Annahmen sowie die damit verbundenen Wissensmodelle analysiert.
Das Werk umfasst Beiträge zu Themen wie die Archäologie des Phänomens, die Rolle von Franz von Assisi, die Beziehung zwischen Körper und Nahrung, und die Mediengeschichte des Stigmas. Es wird auch auf die Wiederholung und Verarbeitung von Stigmata im Kontext der Romantik und des 19. Jahrhunderts eingegangen. Die Analysen beinhalten eine Vielzahl von Perspektiven, die die kulturellen, historischen und theoretischen Dimensionen des Stigmas beleuchten. Die Autorinnen und Autoren untersuchen, wie Zeichen verteilt und umverteilt werden, und welche Techniken und Medien im populären Katholizismus zur Verlebendigung von Stigmata eingesetzt werden.