Marietta Franke Livres






Bettina Meyer
- 54pages
- 2 heures de lecture
Die bildhauerischen Arbeiten von Bettina Meyer zitieren unzweifelhaft die klassische Moderne und sind doch ganz eigenständig, ohne sich der Apropriation zu bedienen. Sie arbeitet mit Ton, Plastilin, Gips und lässt Bronzen gießen, die sie oft hochglänzend poliert. Meyer transformiert sich selbst und die Werke ihrer Vorbilder, folgt deren erkennbarer Linie und greift nach deren Resonanzen. Ihre Körperlichkeit fließt in die eigene Arbeit ein und irritiert die Betrachter. Dies geschieht in Übereinstimmung mit Sloterdijks Kritik der zynischen Vernunft, die besagt, dass alles Gestalt hat und jede Gestalt auf vielfältige Weise zu uns spricht. Die Haut kann hören, die Ohren sehen, und die Augen unterscheiden zwischen warm und kalt. Der physiognomische Sinn achtet auf die Spannungen der Form und belauscht, als Nachbar der Dinge, deren expressives Flüstern. Meyers Werke sind somit nicht nur eine Hommage an die Moderne, sondern auch eine eigenständige Auseinandersetzung mit der Materie und dem Körper, die den Betrachter herausfordert und zum Nachdenken anregt.
Von Anfang an beschränken sich Walter Dahns Arbeiten nicht nur auf die traditionellen Medien, sondern verbinden Malerei, Photographie, Zeichnung, Siebdruck, Objekt, Video oder Rauminstallation. Dahn verbindent sie zu einer Art Forschungsprojekt künstlerischen Ausdrucks. Das Buch zeigt dabei u. a. auf wie der Kölner Künstler auf intelligente Art und Weise die Fragwürdigkeit der Malerei zu thematisieren vermag. Popkulturelle Einflüsse und Massenphänomene finden dabei ebenso Eingang in den künstlerischen Prozeß wie Verweise auf die Kunstgeschichte. Der Titel „About Today“ ist einem Songtext der Band „The National“ entlehnt und drückt nur allzu treffend aus, was in den einzelnen Arbeiten seit 1994 gezeigt wird: Neue Arbeiten sowie das Hier und Jetzt! Der Titel „About Today“ ist einem Songtext der Band „The National“ entlehnt und drückt nur allzu treffend aus, was in den einzelnen Arbeiten seit 1994 gezeigt wird: Neue Arbeiten sowie das Hier und Jetzt!
Peter Zimmermann
- 94pages
- 4 heures de lecture
Die wilde Malerei macht, wie Walter Dahn sagt, nur einen kleinen Teil seiner nunmehr 40 Jahre währenden künstlerischen Arbeit aus. Die ersten Ausstellungen der Künstler der Mülheimer Freiheit (1979-1984) waren keine Malerei-Ausstellungen, sondern zeigten eine raumbezogene heterogene Ästhetik verschiedener Materialien und Medien, die Dahn zu einem komplexen, die Welt beschreibenden Werk ausgearbeitet hat, das unter anderem aus ethnologischen Betrachtungsweisen und Bezügen zur Popkultur und ihrer Musik erwachsen ist. Es wäre eine Verkürzung seiner konzeptuellen Leistung, ihn weiterhin nur als wilden Maler zu bezeichnen und von dort aus von einem Bruch in seiner künstlerischen Arbeit zu sprechen. Der Amsterdamer Ausstellung Another Time Another Place (Stedelijk Museum, 1997) kommt eine Schlüsselrolle zu, da er dort seine künstlerische Weiterarbeit, in der er die Frage nach den Inhalten der Kunst stellt, in einer umfassenden Einzelausstellung reflektiert hat.
Stephan Reusse
- 191pages
- 7 heures de lecture
Der absurde Blick
- 176pages
- 7 heures de lecture
Michael Buthes (1944-1994) begann seine künstlerische Arbeit in den späten 1960er Jahren und berührte mit seinen zerrissenen Leinwänden die materialorientierten und kulturell befreienden Ansätze der Arte Povera. In den 1970er Jahren suchte er nach einer Kontinuität der Malerei, wobei seine Transformationen von Ausstellungsräumen, wie bei «Michael Buthe/Le Dieux de Babylon» (1973/74), als Work in Progress fungierten und die Verbindung zwischen Malerei und Skulptur ermöglichten. Seine Ausstellungen «Inch Allah» (1984) und «Primavera Pompejana» (1989) verdeutlichen diesen Ansatz. Kulturelle Befreiung und künstlerische Selbstbestimmung sind dabei eng miteinander verknüpft. Buthes’ Umgang mit spirituellen und mystischen Themen bewegt sich oft an der Grenze zur Absurdität. Sein Interesse an Denkern wie Zarathustra, Ramón Llull, Franz von Assisi und Antonin Artaud ist dialogisch in seinen künstlerischen Prozess integriert. Die Relevanz seines Werkes für die kulturelle Öffnung der Kunst seit den 1990er Jahren ist unbestreitbar. Buthes hätte bedeutende Beiträge zu großen Ausstellungen wie «Les Magiciens de la Terre» (1989) und «Traces du Sacré» (2008/09) leisten können. Es ist wichtig, die Ernsthaftigkeit seiner künstlerischen Arbeit zu erkennen, deren Spuren er zu Lebzeiten oft rätselhaft gestaltete.
Die künstlerische Arbeit von Paul Thek (1933-1988), sein Umgang mit Material, die «nervös machende» Sensibilität. Einfachheit, Großzügigkeit und intelligente Abwegigkeit seiner Objekterfindungen, Skizzen, Gouachen u. a., vor allem sein Umgang mit großen Ausstellungsräumen, seine Abwendung vom «weißen idealen Galerieraum», kann als künstlerische Kostbarkeit im Kontext der experimentell orientierten 70er Jahre gelten. Seine Ausstellungen erweisen sich als wandlungsfähige und betrachterbezogene Systeme, die psychisch (C. G. Jung) und religiös (Liturgie, mystische Erfahrungen) dimensioniert waren. Theks Ablehnung von künstlerischem Egoismus und Bevorzugung kollektiver Vorstellungen setzte sich darin bescheiden und fast zärtlich durch. - «Just love what you're doing¿»