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Beatrice Schulz

    Lektüren von Jahrestagen
    • Lektüren von Jahrestagen

      Studien zu einer Poetik der "Jahrestage" von Uwe Johnson

      Der Stoff der „Jahrestage“ thematisiert die Stellung des Individuums zur Geschichte, verkörpert durch die fiktive Gesine Cresspahl, die auf ihr Leben und die deutsche Geschichte seit den 30er Jahren zurückblickt. Die Kapitel, als ständige Experimente der „Suche nach der verlorenen Zeit“ zu lesen, konfrontieren den Leser mit der Frage, was Gesine zwischen ihrer Gegenwart in New York und ihrer Vergangenheit in Mecklenburg gefunden hat. Der Verstehensprozess wird durch hermeneutische Rekonstruktion des Textes erhellt: einerseits durch die kommentierende Erschließung neu veröffentlichter dokumentarischer Quellen, andererseits durch die interpretierende Diskussion über die Erzählung und deren Bedeutung für die Cresspahlsche Biographie. In zehn exemplarischen Lektüren wird deutlich, dass die Tageskapitel, trotz ihrer sprachlichen und thematischen Vielfalt, als geschlossene Geschichten von Erkenntnissen gestaltet sind. Einige Grundzüge einer Poetik zeichnen sich ab: (1) ein Urteil über das Erkenntnisvermögen der menschlichen Erinnerung, (2) eine reflexive Brechung des literarischen Realismus, (3) eine kritische Haltung zum Marxismus und (4) eine besondere Art, Geschichte zu schreiben: in einzelnen Geschichten, die keine Totalität erzeugen, sondern präzise historische Erkenntnisse und Erfahrungen vermitteln. Mit den Mitteln der klassischen literarischen Moderne formulieren die „Jahrestage“ eine metonymische Erzählästhetik, die zur ver

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