Instrumente des Beschäftigtentransfers werden bei Unternehmenszusammenbrüchen eingesetzt, um den Übergang auf neue Arbeitsplätze vorzubereiten. Beschäftigtentransfer ist nicht als präventives arbeitsmarktpolitisches Programm, sondern durch widerstrebendes Nachgeben der Arbeitsmarktpolitik gegenüber betrieblichen und regionalen Notlagen und dem aus betrieblichen Verhandlungsprozessen erwachsenden politischen Druck entwickelt worden. So steht er heute widersprüchlich zwischen der Verhandlungslogik der Betriebsverfassung und der Anreizlogik aktiver Arbeitsmarktpolitik. Eine Evaluation der genutzten Instrumente ist bisher wegen fehlender Daten nicht möglich. Im Blick auf erfolgreichere Transfermodelle im Ausland schlagen die Autoren vor, Beschäftigtentransfer aus der einzelbetrieblichen Verhandlungslogik herauszulösen und auf tarifvertragliche Lösungen auf Branchenebene zu heben. Operative Möglichkeiten der Verbesserung sehen sie in Sozialplänen mit stärkeren Anreizen für Aktivierung, Transparenz von Qualitätskriterien, Mindeststandards für Beschäftigtentransfer, Professionalisierung der Transfereinrichtungen.
Matthias Knuth Livres






Die deutsche Einigung als arbeitsmarktpolitisches Großexperiment: Unter dieser Perspektive untersucht der Autor die knapp 400 Gesellschaften für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung (ABS), die zum Vermittlungsglied zwischen zwei wichtigen Akteuren der Systemtransformation wurden: zwischen der Treuhandanstalt und der Bundesanstalt für Arbeit. Als Agenturen für die arbeitsmarktpolitische Flankierung des Personalabbaus gingen die ABS-Gesellschaften weit über die westdeutsche Tradition der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hinaus. Sie erlaubten es mit ihren größeren personellen und materiellen Potentialen, Erfahrungen mit neuen arbeitsmarkt- und strukturpolitischen Wegen zu sammeln - selbst wenn die verfügbaren Möglichkeiten bei weitem nicht ausgeschöpft wurden. Aus der Analyse der Funktionsweise wie der Defizite der ABS-Gesellschaften entwickelt Knuth ein Modell für Gesellschaften zur Mobilitäts-, Arbeits- und Strukturförderung, die im beschleunigten Strukturwandel zwischen alter und neuer Beschäftigung vermitteln könnten - auch und gerade unter westdeutschen Bedingungen. Hierfür müßten betriebliche Personalpolitik, aktive Arbeitsmarktpolitik und regionale Strukturpolitik in neuer Weise zusammenwirken.
Arbeitsmarktintegration und Integrationspolitik - zur notwendigen Verknüpfung zweier Politikfelder
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Migranten bilden unter den Hartz-IV-Empfängern die größte Gruppe. Sie wurden jedoch bei der Konzipierung der Hartz-Reformen völlig vergessen. Der Sammelband beruht auf einer vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegebenen Untersuchung. Auf der Grundlage einer repräsentativen Befragung von Hartz-IV-Empfängern, durch Auswertung von Geschäftsdaten der Bundesagentur für Arbeit und aufgrund von Fallstudien vermitteln die an der Untersuchung beteiligten Forscherinnen und Forscher ein facettenreiches Bild von Lebenslage und Potenzialen von Zuwanderern im Hartz-IV-Bezug, vom Umgang der Jobcenter mit ihnen, von der Realität des „Förderns und Forderns“ und von seinen begrenzten Wirkungen. Wenig geeignet zur Skandalisierung, geben die Befunde viel Stoff zum Nachdenken – z. B. über den Zusammenhang zwischen Personalpolitik in öffentlichen Verwaltungen und den Versäumnissen der Integrationspolitik, oder über den Widerspruch zwischen der Förderung des männlichen Haupternährermodells im Steuer- und Sozialversicherungssystem für den wirtschaftlich stärkeren Teil der Bevölkerung und der Forderung nach uneingeschränkter Erwerbsbereitschaft beider Partner im Falle von Bedürftigkeit.