Die systemische Therapie mit Kindern und Jugendlichen wird in 16 Fallberichten von erfahrenen Therapeuten beleuchtet. Diese Berichte umfassen eine Vielzahl von Altersgruppen und Therapieanlässen, darunter Angststörungen, Traumafolgestörungen und Autismus. Die Autoren teilen ihre spezifischen Ansätze und die entscheidenden Therapiefaktoren wie Haltung, Setting und Methoden. Der Band zielt darauf ab, auch Nichtsystemikern einen klaren Einblick in die Überlegungen und den Prozess der Therapie zu geben, wodurch ein anschauliches und lehrreiches Bild systemtherapeutischen Handelns entsteht.
Eine Patchworkfamilie entsteht, wenn ein Elternteil ein Kind aus einer früheren Beziehung mitbringt. Diese Familienform spiegelt die komplexen Veränderungen wider, die nach einer Trennung auftreten, einschließlich neuer Bindungen zu biologischen Kindern, Stief- und Halbgeschwistern sowie neuen Partnern. Einige Eltern und Kinder bleiben allein, was die Frage aufwirft, wie der Übergang in die neue Lebenssituation für alle Beteiligten optimal unterstützt werden kann. Eine systemische Haltung, die Kommunikation zirkulär betrachtet, ist besonders geeignet, um diesen Prozess professionell zu begleiten. Dabei ist es wichtig, den Gesamtkontext zu berücksichtigen, in dem Ex-Partner, neue Partner und alle Kinder involviert sind. Auch die professionelle Umgebung, wie Jugendämter und Schulen, spielt eine Rolle in der Kommunikation der Betroffenen. Eine professionelle Haltung erfordert, dass die emotionalen Perspektiven aller Mitglieder im Patchwork einbezogen werden. Veränderungsvorschläge müssen auf ihre Machbarkeit geprüft werden, während pragmatische Ansätze und zähe Verhandlungen helfen, emotionale Verstrickungen zu vermeiden. Das Gelingen des Patchworks hängt davon ab, ob die Verletzungen aus der Trennung verarbeitet und positive Erinnerungen in das neue Leben integriert werden. Therapeutinnen und Therapeuten unterstützen dabei, die notwendige Zeit für diesen Prozess angemessen zu verwalten.
Das Rollenspiel in der systemischen Psychotherapie
Kommunikative Kompetenz ist eine Schlüsselfertigkeit in der Ausbildung Systemischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Wie kann eine psychotherapeutische Beziehung im kleinen sozialen System funktionieren? Welche Rolle spielt sie in Familien, Patchworks, Paar- und Helfersystemen? In der systemischen Ausbildung werden diese Kommunikationsvorgänge erstmals im Rollenspiel erlebt. Aus diesem Grund dient das Rollenspiel exemplarisch für die Beantwortung der Frage, wie die systemische Kompetenz erlernt wird, mehrere inhaltliche und emotionale Ansprüche gleichzeitig zu bedienen. Die hohe dialogische Komplexität macht Rollenspiele störungsanfällig und verlangt den achtsamen Umgang der Studierenden und Lehrenden unter- und miteinander. Diese Forschungsarbeit untersucht das Rollenspielerleben von Lernenden, Lehrenden und ausgebildeten Psychotherapeutinnen und -therapeuten mittels Videoanalyse von Rollenspielen und Textinterpretation eines Rückblicks berufserfahrener Therapeuten auf ein gemeinsames Rollenspiel. Ziel ist es die Kommunikationsprobleme aufzudecken und die Bewältigung von Kommunikationsfallen aufzuzeigen.