Veränderte Governance und Geschlechterarrangements in der Wissenschaft
Umstrukturierungen führen in den letzten Jahren zu veränderten Anforderungen an Wissenschaftsorganisationen und Gleichstellungspolitiken. Neue Reputations- und Erfolgskriterien, veränderte Standards für wissenschaftliche Tätigkeiten und Evaluationssysteme werden implementiert. Gleichstellungsvorgaben spielen in den Wettbewerb um materielle und symbolische Ressourcen hinein. Die Beiträge nehmen den Zusammenhang von 0 veränderter Governance und Gleichstellung in der Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick.
Die Gleichstellungspolitik von Hochschulen sieht sich durch neue Anforderungen und veränderte Governance-Strukturen vor die Aufgabe gestellt, ihre Strukturen und institutionellen Formen neu auszuhandeln. Die Publikation präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse zu Hochschulentwicklung, Professionalisierung und Geschlechtergerechtigkeit und verknüpft diese mit Praxisberichten zur Gleichstellungsarbeit an Hochschulen.
Gleichstellungsmassnahmen sind seit 15 Jahren Teil der Reformbestrebungen an Hochschulen, unterstützt durch Hochschulsonderprogramme und das Hochschul- und Wissenschaftsprogramm, die finanzielle Ressourcen für qualifizierungsbezogene Massnahmen, Projekte zur Erhöhung des Studentinnenanteils in naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen sowie zur Etablierung der Frauen- und Geschlechterforschung bereitstellen. In der Schweiz zielt das Bundesprogramm Chancengleichheit darauf ab, den Frauenanteil an Professuren bis 2006 zu verdoppeln. Evaluationen sollen die Qualität dieser Gleichstellungspolitik sichern und notwendige Anpassungen aufzeigen. Eine umfassende Diskussion über die Evaluation von Gleichstellungsmassnahmen an Hochschulen und eine Zusammenstellung unterschiedlicher Evaluationsstudien fehlen jedoch bislang. Der vorliegende Band schließt diese Lücke und präsentiert Evaluationsstudien zu Massnahmen und Programmen einzelner Bundesländer und Hochschulen sowie zu den Modulen des Bundesprogramms Chancengleichheit in der Schweiz. Ergänzend wird ein Überblick über die Entwicklung gleichstellungspolitischer Programme in Deutschland gegeben, sowie ein rechtsphilosophischer Beitrag zu Frauenförderung und Gerechtigkeit. Ein Literaturüberblick rundet die Sammlung ab. Der Band richtet sich an Akteure in Hochschulen, Ministerien und der Politik, die fundierte Informationen und Diskussionen zu den Erfolgen gleichstellungspolitische
Mentoring ist ein zentrales Förderprinzip in der Wissenschaft, bei dem etablierte Professoren Schüler unterstützen und ihnen den Zugang zur Wissenschaft erleichtern. Angesichts der Erkenntnis, dass Frauen oft schlechtere Möglichkeiten zu diesen wichtigen informellen Beziehungen haben, wurden in den letzten Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz Mentoring-Programme als gleichstellungspolitisches Instrument entwickelt. Diese Programme zielen darauf ab, Schülerinnen für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge zu motivieren, den Berufsübergang von Studentinnen zu begleiten und Nachwuchswissenschaftlerinnen in ihrer Karriere zu unterstützen. Das Buch präsentiert die Vielfalt dieser Programme und beleuchtet Erfolgsfaktoren, Herausforderungen und Chancen des Mentorings. Es werden Dynamiken und Prozesse von Mentoring-Beziehungen, Evaluationsanforderungen, die Integration in Organisationen sowie spezifische Aspekte für hochqualifizierte Frauen thematisiert. Neben klassischem one-to-one-Mentoring werden auch neue Formen wie Peer-Mentoring vorgestellt. Eine umfassende Übersicht über mehr als 40 Projekte an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Beispiele aus den Niederlanden und angloamerikanischen Ländern zeigt die Vielfalt und Möglichkeiten des Mentorings zur Förderung von Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft. Beiträge von verschiedenen Autorinnen ergänzen die Diskussion.
ï Die Idee für den vorliegenden Band entstand im Rahmen der Tagung „Finanzielle Anreizsysteme und Gleichstellungspolitik an Hochschulen“, die am 10. Mai 1999 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld durchgeführt wurde. Sie ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die seit 1995 die Situation von Wissenschaftlerinnen und die Verankerung von Gleichstellungspolitik im Rahmen der Hochschulreform diskutiert. ï Seit Beginn der Diskussionen zur Hochschulreform fordern Frauen, die Mittelvergabe auch für eine wirksame Gleichstellungspolitik an Hochschulen zu nutzen. Mit der HRG-Novellierung 1998 ist diese Forderung der Hochschulfrauenbeauftragten gesetzlich verankert: Fortschritte bei der Erfüllung des Gleichstellungsauftrages sind bei der staatlichen Finanzierung und bei der Bewertung der Hochschulen zu berücksichtigen. ï Die Beiträge der Autorinnen und Autoren Claudia Batisweiler, Christine Färber, Daniela Grunow, Brigitte John, Margot Körber-Weik, Andrea Löther, Ursula Müller, Lydia Plöger, Marion Rieken, Christine Roloff, Diana Schmidt, Frank Ziegele und Karin Zimmermann thematisieren die Mittelvergabe als neues Instrument für die Gleichstellungspolitik an Hochschulen. Neben der theoretischen Auseinandersetzung werden verschiedene Modelle der Finanzverteilung, die Frauenförderung integrieren, sowohl für die bundesweite als auch die hochschulinterne Mittelvergabe vorgestellt.