Die Fotokünstlerin Edith Lechtape (1921 - 2001) hat es nicht gerade einfach gemacht, zu ihren Bildwerken einen leichten Zugang zu finden. Ihre Motive sind zwar immer das menschliche Antlitz, aber mit ihnen drängt sich Tod und Schrecken auf, Schmerz und Verzweiflung. Was brachte sie zu dieser Ausdrucksweise? Welche Einflüsse nutzte sie? Rasch fällt ja auf, dass wenig Vergleichbares in der Fotokunstgeschichte zu entdecken ist. Neben der engen Zusammenarbeit mit Anton Weber (1904 – 1976), der als Hubbuch-Schüler sein künstlerisches Grundwissen aus der (oft auch politisch) engagierten „Neuen Sachlichkeit“ sowie Kenntnisse und Techniken aus seinen Tätigkeiten in der Babelsberger „UFA“-Filmfabrik einbrachte, gehörten sicherlich ihre eigenen, langjährigen Erfahrungen als Schauspielerin dazu. Die Biografie, von ihrer Tochter Katharina Havekamp und deren Ehemann William Abbey verfasst, bietet einen detailreichen (Innen-)Blick, der manche Bild-Gestaltung verständlicher macht.
Edith Lechtape Livres


Die collageartigen Fotografien sind äußerst vielschichtig und zeigen sich geheimnisvoll sowie verwirrend. Sie ziehen die Betrachter durch ihre Unnahbarkeit in ihren Bann. Edith Lechtape beschreibt ihre Arbeiten als Fotoarbeiten von Spuren imaginärer Ereignisse, die mit Zeichen des Schreckens und Bedrohlichen versehen sind. Die Objekte bestehen aus harmlosen Materialien, was in der heutigen Zeit, in der Gefahr oft greifbarer ist als Sicherheit, eine besondere Bedeutung hat. Ihre Bilder existieren nicht in der Realität, sondern nur als Vorstellung. Eine Vision wird materialisiert und auf ein Bild gebannt, bevor sie sich auflöst. Ihre künstlerische Arbeit umfasst das Suchen, Entdecken und Verändern, das Arrangement und die Ausschmückung des künftigen Bildes. Seit 1990 arbeitet Lechtape an ihren „Gossenportraits“, für die sie Materialien wie Portraitfetzen und zerknautschte Plastikfolien aus dem Abfall verwendet. Ihre Motivation, diese Motive zu fotografieren, entdeckte sie nach einer Überschwemmung ihres Archivs, als sie von der Zerstörung durch Wasser und Zeit ergriffen wurde. Diese ungewöhnliche Fotoserie wird in der Broschüre dokumentiert.