Das Jahrbuch Exilforschung 2023 widmet sich der Vermittlung von Exil- und Migrationserfahrung in Kinder- und Jugendmedien aus kindlicher Perspektive. Zudem werden textliche und bildliche Erzählverfahren exilierter Autor*innen und Künstler*innen untersucht, die sich in unterschiedlichen Medien wie dem (illustrierten) Kinder- und Jugendbuch, dem Bilderbuch oder dem Fotobuch für junge Leser*innen betätigten. Im Schnittpunkt von Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Pädagogik wird aufgezeigt, auf welche Weise sich die vielschichtigen Erfahrungen von Exil und Migration in Literatur und Kunst für Kinder und Jugendliche wiederfinden.
Bettina Bannasch Livres






Exil, Flucht, Migration
Konfligierende Begriffe, vernetzte Diskurse?
Das interdisziplinäre Jahrbuch widmet sich der Erforschung der Bedingungen, Erscheinungsformen und kulturellen Reflexionen des Exils. Programmatisch ist eine Perspektive auf die Besonderheiten der Zwangsmigration, ihrer Erfahrungsdimensionen und kulturellen Artikulationen. Das Kernthema Flucht und Exil infolge der nationalsozialistischen Diktatur wird mit der Erforschung anderer, auch gegenwärtiger Exile verbunden.
Based on exemplary post-1945 works of (German-)Jewish authors, the contributions to this volume sound out the polyphonic 'resonance chamber', in which diverse forms of remigration to Germany or Austria are delineated. Quite often within these texts - most of which are autobiographically influenced - the high hopes for a new beginning culminate into the painful realisation that there is just no way back to the 'lost time' before the Shoah. The case studies analyze, inter alia, works of Jean Amery, Hannah Arendt, Sammy Gronemann, Hans Mayer, Amoz Oz, Doron Rabinovici, Margarete Susman and Arnold Zweig. The present volume is the result of two years of interdisciplinary cooperation by young scholars from Israel and Germany.
Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur
Von Heinrich Heine bis Herta Müller
Das Handbuch führt in Positionen der aktuellen exilliterarischen Forschung ein und erkundet ihr Potential für die Arbeit mit Texten, in denen die Erfahrung des Exils im Zentrum steht. In exemplarischen Einzelanalysen werden sechzig Werke der deutschsprachigen Exilliteratur vorgestellt. Einführende Überblicksdarstellungen geben Auskunft über Möglichkeiten und Grenzen theoretischer Perspektivierungen, wie sie insbesondere durch postcolonial studies, gender studies und Jewish studies sowie durch die interkulturelle Germanistik und die kulturwissenschaftliche Erinnerungsforschung angeregt wurden.
In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts verschreibt sich eine neoromantisch inspirierte literarische Strömung der zeitgemäßen Suche nach einer modernen, in der Kunst ›aufgehobenen‹ Religiosität: der Magische Realismus. Maßgeblich bei der Formierung dieser Strömung sind neben dem französischen rénouveau catholique Vertreterinnen und Vertreter der Jüdischen Renaissance. Während sich Einzelstudien bisher zumeist entweder auf religionsphilosophische Fragestellungen aus dem Bereich der Jüdischen Studien oder auf Fragestellungen der germanistischen Literaturwissenschaft fokussierten, eröffnet der vorliegende Band transdiziplinäre Zugänge. Die fruchtbaren Wechselbeziehungen zwischen Jüdischer Renaissance und der deutschsprachigen Literatur des Magischen Realismus - eingeschlossen aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragene Texte - werden hier erstmals systematisch reflektiert und in exemplarischen Einzelstudien ausdifferenziert.In the early years of the 20th century, one of the Neoromanticism-inspired literary trends begins a time-determined search for modern religiosity, localized in the art of Magical Realism. Along with the French rénouveau catholique representatives of the Jewish Renaissance were also actively involved in the formation of this trend. While some studies have so far focused on religious and philosophical issues in the field of Jewish studies or on the issues of German literary studies, this volume opens new transdisciplinary approaches. The productive relationship between the Jewish Renaissance and the German literature of Magical Realism - including Hebrew texts translated into German - is for the first time systematically reflected on and differentiated here in individual exemplary studies
Darstellen, Vermitteln, Aneignen
Gegenwärtige Reflexionen des Holocaust
Wie kann Wissen über den Holocaust vermittelt werden, sodass es in gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln übertragen werden kann? Unter dieser Frage versammelt der vorliegende Band Aufsätze von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen und Arbeitskontexten, die sich mit dem Holocaust und seinen medialen Überlieferungen befassen. In den Beiträgen spiegeln sich dabei nicht nur disziplinär, sondern auch generationell unterschiedliche Erfahrungen im Hinblick auf Wahrnehmungs- und Deutungsmuster des Holocaust. Das komplexe, zunehmend spezialisierte Wissen über den Holocaust hat sich, gerade auch angesichts aktueller politischer Entwicklungen, dieser Frage in besonderer Weise zu stellen. How can the knowledge about the Holocaust be conveyed so that it can lead to socially responsible actions? This volume includes essays from scholars from various disciplines and fields, who focus on the Holocaust and its medial transmission. The contributions not only reflect disciplinary but also generational differences in patterns of perception and interpretation of the Holocaust. After all, the complex and increasingly specialised knowledge of the Holocaust has to face this challenge – especially in the light of current political developments.
In diesem Band wird die Konzeption eines interdisziplinären Sammelbandes mit einer systematisch angelegten Überblicksdarstellung zur Kinder- und Jugendliteratur verbunden. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Disziplinen stellen ihre je fachspezifischen Perspektivierungen des Gegenstandes vor und machen mit dem aktuellen Stand der Forschung vertraut. Im Wechselspiel der Beiträge erweist sich die Legitimität und Fruchtbarkeit unterschiedlicher Ansätze und Herangehensweisen; damit sollen nicht zuletzt Impulse und Anregungen für das eigene Nachdenken über Kinder- und Jugendliteratur gegeben werden. Zugleich bietet der Aufbau des Bandes mit seiner Gliederung in drei größere Themenblöcke – historische, erzähl- und medientheoretische sowie pädagogische und therapeutische Perspektivierungen – einen ersten Zugang zur Kinder- und Jugendliteratur. Der Band wurde mit Mitteln der Waldemar Bonsels Stiftung gedruckt.
Auch wenn man nicht jedem Einzelbefund zustimmen möchte, kann man in der Summe festhalten, dass es der Band tatsächlich vermag auszuloten, „Wie prägend das aus Exil und Shoah synthetisierte Wissen für den wissenschaftlichen und künstlerischen Diskurs weit über die Nachkriegszeit hinaus war“. Er ist nicht nur deshalb eine Pflichtlektüre für Forscher aus beiden Gebieten. Sascha Feuchert, Germanistik, 59, 2018, H. 3-4
Die Literatur der Gegenwart zeichnet sich durch eine zunehmende Überschreitung von Tabugrenzen aus. Darstellungen von Sexualität erweisen sich dabei als jenes Feld, in dem sich ein Tabu überschreitendes Schreiben paradigmatisch erprobt – zweifelsohne nicht zuletzt aus marktstrategischen Gründen: sex sells. Diese Entwicklung lässt sich nicht nur in der Literatur beobachten, sie betrifft auch die Bereiche der bildenden und nicht zuletzt der sog. trivialen Künste (Comic, Popmusik), auf die die künstleri-schen Inszenierungen der ‚hohen Kunst’ oftmals in programmati-scher Weise reagieren bzw. die sie integrieren. Am Beispiel der spezifischen Darstellung von Sexualität in der gegenwärtigen Literatur und Kunst von Künstlerinnen setzen sich die Beiträge mit den unterschiedlichen For-men der Inszenierung des Tabubruchs als einem konzeptuell näher zu bestimmenden Verfahren der Post- und Nachpostmoderne auseinander.
Zwischen Jakobsleiter und Eselsbrücke
Das ›bildende Bild‹ im Emblem- und Kinderbilderbuch des 17. und 18. Jahrhunderts
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Als moraldidaktische Gattung, der das Zusammenspiel von Bild und Text wesentlich ist, befindet sich die Emblematik im Schnittpunkt von Literatur, bildender Kunst und Pädagogik. Die Studie hinterfragt die Rolle des Bildes im Buch und des ›malenden Wortes‹ für Bildungsauffassungen zwischen 1650 und 1750. Die Ausgangshypothese lautet, dass die Erziehung des Kindes mit Hilfe von Bilderbüchern das Verfahren erwachsener Selbst-Bildung durch die Lektüre von Emblembüchern ablöst. Das Verschwinden der Emblembücher und die Entstehung der Gattung Kinderbilderbuch wird im Kontext der Ablösung der Rhetorik durch die Ästhetik des Schönen analysiert. Es wird deutlich, inwiefern diese Entwicklungen als Reaktion auf die Veränderung von Gedächtnis- und Einbildungsauffassungen um 1700 verstanden werden können.